Artikel aus der Ausgabe 7/8-2023 - KGS Berlin - Körper Geist Seele

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Artikel aus der Ausgabe 7/8-2023

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Mehr als nur logisch ... von Wolf Schneider


In so vielen spirituellen Szenen ist es üblich, sich gegenseitig vorzuwerfen zu sehr im Kopf zu sein. "Ich denke darüber nach" - für einen spirituellen Menschen ist das ein No-Go. "Ich bin berührt" - schon viel besser. Das löst in deinem Gegenüber ein Lächeln aus und zeigt, dass du sensibel bist, besser hochsensibel, und hier genau richtig bist. Gefühle zu haben ist gut. Gedanken zu haben hingegen beweist, dass du noch nicht so weit bis. "Nothing to lose but your mind" ist diesen Kreisen ein geflügeltes Wort, haben wir doch nichts als den Verstand zu verlieren oder sollten ihn an der Tür abgeben, um in den heiligen Raum zu gelangen, wo spirituelles Wachstum ist und die Gefühle wohnen, denn dort ist Tiefe, Wahrheit, Seele und Geist.
Einerseits ja: Ich weiß doch selbst, wie es nervt, wenn Leute mir die Welt erklären, vor allem die politische Welt, und dabei mit glatten Worten Kompetenz suggerieren, um ihrer eigenen Angst, Unsicherheit und Unwissenheit nicht zu begegnen. Wenn wir diese erkennend, dann allerdings uns im Gefühligen suhlen und in die Irrationalität abkippen, ist damit nichts gewonnen. Logisches Denken leitet ab und wandelt Bekanntes um - es hat keine Basis im Lebendigen, in der Wirklichkeit. Es zu vermeiden ist gut, denn Grübeln, Hadern und das sich Drehen um die eigene Ratio ist hoffnungslos, es bringt nichts. Stattdessen sollten wir die Ratio verstehen und über sie hinaus ins Transrationale aufsteigen, auf eine neue Ebene, besser, in einen neuen Raum, der alles einbezieht: Gefühle, Intuition, das Sinnliche und das so absurd anmutende Geworfen-sein in eine Existenz, die keiner ganz versteht.

Die Prä-/Trans-Verwechslung
Den Rückfall aus dem Rationalen ins Irrationale hat Ken Wilber in seiner "Theorie von allem" die Prä-/Trans-Verwechslung genannt. Die Romantisierung des Kindlichen und Archaischen als etwas Natürliches, Unschuldiges, Paradiesisches wird gerne mit Jesusworten gerechtfertigt:
"Eh ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich einkehren."
Kindisch zu sein ist jedoch nicht dasselbe wie kindlich verspielt zu sein und schon gar sowas wie der staunende, offene Geist, wie ihn in "Zengeist, Anfängergeist", wie Shunryu Suzuki, der Gründer der ersten Zen-Community im Westen, in seinem legendären Buch anpreist.

Denken als Sucht
Es gibt so viele Süchte: Eine davon ist das Denken, wenn es um sich selbst kreist oder Recht haben will. Das ist nicht das klare Denken, welches Hermann Hesse in "Siddhartha" eine der drei Kompetenzen nennt, die ihm in jeder misslichen Lage helfen (die anderen beiden sind Warten-können und Fasten). Es ist ein Denken, das unterscheiden, strukturieren und abwägen kann und das zu Entscheidungen führt, die Unheil verhindern können. Grübeln und das Hadern mit sich selbst hingegen ist eine Sucht. Wir wiederholen es, weil wir manchmal glauben, nicht anders zu können, weil wir gefangen sind in Kreisläufen, aus denen zu entkommen kaum möglich scheint. Dann kann es gut sein, für eine Weile den Verstand zu verlieren und sich dem Gefühlschaos zu überlassen, das vielleicht lange unterdrückt wurde.
Gefühle zu haben ist jedoch kein Ausweg aus der Gefangenschaft im Dschungel der Gedanken, denn auch Gefühle zu haben ist immer noch ein Ergebnis der vermaledeiten Ratio, des Mind, also ein Verstandesprodukt. Das Verb fühlen hingegen meint eher sowas wie ein Fluss gegenüber einem stehenden Gewässer. Es meint einen Flow und nicht eine neue Identifikation, die wieder hemmt und die Lebendigkeit einschränkt.

Gewahrsein
Wie kann ich dem entkommen? "Ich will die Gedanken verscheuchen", ist ja ein weiterer Gedanke, der dann auch wieder verscheucht werden müsste. Zudem kämpft er gegen den ersten, störenden Gedanken. Besser ist es, den Gedanken schon beim Ankommen zuzusehen. Wenn das gelingt, entsteht eine Verbindung mit dem gedankenlosen Hintergrund, der leeren Leinwand. Diese Verbindung lässt Stille entstehen, Ruhe, Tiefe. Das erleichtert oder ermöglicht sogar überhaupt erst das quicklebendige Fühlen und tiefer in sich selbst Einsinken.
Meditation bedeutet nicht, keine Gedanken zu haben, sondern ihr Auftreten und Abtreten live wahrzunehmen. Das Verschwinden eines Gedankens oder Gefühls hinterlässt immer eine Lücke. Dort ist es still, die Leinwand ist leer. Die Figuren, die auf ihr aufgetreten sind, haben dort keine Rillen oder Kratzer hinterlassen. Die Leinwand bleibt unbeschädigt und kann nun wieder Neues aufnehmen. Wer mit ihr mehr verhaftet ist als mit den Figuren, die dort kommen und gehen, ist ruhiger, weniger gestresst, gelassener - eine Ruheinsel im stürmischen Meer der Lebensereignisse

Lachen und Weinen
Starkes Fühlen lässt auch Tränen fließen. Das können Lachtränen und Tränen der Trauer sein oder auch ein Wutgeheul. Tiefes Schluchzen kann in Lachen übergehen und umgekehrt. Wutgeheul kann Ausdruck der Wut auf den Verursacher eines Schmerzes sein; dabei kann der verdrängte Schmerz sich lösen, und das Schluchzen wird zu einem Opferschluchzen, vielleicht auch Wimmern. Alles das kann blockierte Lebensenergie wieder fließen lassen, zu Einsichten führen und zu tiefer Veränderung.
Nachhaltiges persönliches Wachstum geschieht nur selten über gedankliche Einsichten, wie logisch auch immer sie sein mögen, sondern auf der emotionalen Ebene. Dort sitzen unsere Muster, die Gewohnheiten, mit denen wir uns identifizieren und die unseren Charakter prägen. Wer lässt sich schon von Argumenten überzeugen? Meist braucht es den emotionalen Zusammenbruch des alten Ich, ehe ein neues entstehen kann. Dessen Mauern und Membranen, Türen und Fenster sind aus Emotionen gebaut und den Lücken, die sie lassen. Die Architektur dieses neuen Ich mag eine gedankliche sein. Stofflich besteht das neue Gebäude jedoch aus Emotionen.

Dehne dich aus
Ich und ich, verstehen wir uns denn? Wer ist dieses Ich überhaupt? Und was ist dann das Selbst, das Atman der indischen Philosophie? Ich, Ego und Selbst sind verschiedene Begriffe für das sich vom Ganzen abtrennende Individuum - mich - der ich doch verbunden bin, mich aber in vieler Hinsicht für getrennt halte, für einzeln oder autonom, manchmal auch einsam.
Die buddhistische Lehrerin und Ökoaktivistin Joanna Macy hat eine wunderbare Methode entwickelt, die sie Selbstausdehnung nennt. Was ich für mich selbst halte, das kleine Ich, ist nämlich dehnbar. Es kann sich ausdehnen auf das, was zu mir gehört, mich unterstützt oder befähigt, mich ernährt und von mir ausgeschieden wird. Dann gehört der ganze Biotop, der mich trägt, mit dazu - und das soziale System, das darin meine Besonderheit definiert und gestaltet.
Wenn ich diese Ausdehnung als ein geistiges Yoga praktiziere, dann bin ich alles das, was mich trägt und unterstützt und in das hinein ich vergehe, wenn mein Leben endet. Altruismus ist dann der Egoismus eines erweiterten Selbst: Ich pflege den mich erhaltenden Biotop und das mich tragende soziale System, weil ich das bin. Kein Befremden mehr. Das Andere ist nun viel weiter weg - in der mystischen Erfahrung der Ganzheit ist es gar nicht mehr da. Individuelle Fürsorge und sozialökologisches Engagement sind nun dasselbe.

Fokus und Weitwinkel
Ohne den Verstand zu verdammen kann ich so vom Kopf- zum Herzmenschen werden. Ebenso durch das Bewusstseinsyoga, das vom Fokussieren auf nur ein Objekt ausgehend den Weitwinkel immer weiter aufdreht, bis er schließlich alles enthält. Bewusstsein, Wahrnehmung und Empathie sind dann eines, denn für alles, was ich wahrnehme gilt: Auch das bin ich.


Wolf Sugata Schneider, Jg. 52. , 1985–2015 Hrsg. d. Zeitschrift Connection. Autor v. »Sei dir selbst ein Witz« (2022). www.connection.de , www.bewusstseinserheiterung.info , www.bachelor-of-being.de

Hinweis zum Artikelbild: © Luca - AdobeStock



Die Leinwand, der Film und der Kinosessel – Praktische Spiritualität … von Hermann Häfele


Der Vorspann
Da werden wir hineingeworfen in diese Welt. Als Neugeborenes und Kleinkind sind wir "eins" mit der Welt, in die wir staunend blicken. Anfänglich sind die Eltern wie Götter und wir orientieren uns an Ihnen und im weiteren Verlauf auch an gesellschaftlichen Normen sowie an anderen Menschen. Es ist dieses, das "erste Skript", das in uns wie eine Programmierung hineingeschrieben wird - all die Glaubenssätze, die Einstellungen, die Sichtweisen, mit denen wir versuchen, die Welt zu verstehen. Einige davon haben allerdings das Potenzial, uns später gehörig auf die Lebensqualität zu schlagen wie: "Ich bin nicht so gut und eigentlich auch nicht okay.", "Wenn ich ganz viel arbeite, bin ich gut und werde gelobt.", "Ich muss kämpfen, es wird bestimmt irgendwann besser."

Der Film
Dann später wird mit 18 behauptet, wir seien nun erwachsen. Wir machen unsere Erfahrungen, die unser Hirn ständig mit dem "ersten Skript" abgleicht, und wir versuchen durchaus, auch eigene Wege zu gehen, doch häufig mit "Rezepten" eben dieses ersten Skripts. So entwickelt sich unser eigener Film, den wir uns nun permanent an unsere innere Leinwand projizieren und den wir gewohnheitsmäßig für die Wahrheit halten. Darin spielen wir mehrere Rollen - auf der Arbeit, in der Partnerschaft, in Beziehungen (auch zu uns selbst), u.v.a. - und wir halten das, was wir da sehen und wahrnehmen, für uns selbst, für die Realität und für unser wahres Leben. Je tiefer die Identifizierung mit dem, was wir glauben, darstellen zu wollen oder zu müssen sowie mit dem, was wir für wahr halten, desto tiefer geraten die Verstrickung und das potenzielle Leiden, in das wir hinein geraten.

Magnetische Beharrungskräfte
Es ist unser Ego, das sich da darstellt und uns in unserem Kopf außerdem ständig Geschichten und Kommentare darüber serviert, was denn nun gut, böse, falsch oder richtig ist, was an uns selbst nicht "gut und ausreichend" ist und was zu tun oder zu lassen sei (oft begleitet z. B. von Schuld, Scham, Reue und zahlreichen Ängsten). Unser "Geist-Verstand" - im Englischen mind - gebärdet sich als Dauerkontrolleur, der danach trachtet, unser Leben "im Griff" zu behalten. Doch so setzt sich das unterschwellige Leiden fort - entweder es will keine Lebensfreude aufkommen, oder wir suchen sie vergebens in Ablenkungen und Pseudovergnügungen aller Art; und schließlich bekommen wir es auch mit körperlichen Symptomen zu tun. Der Kopf wird nie von selbst zugeben, dass das etwas mit ihm zu tun haben könnte - denn das könnte seiner Rolle als vermeintlichem Steuerer unseres Lebens ja gefährlich werden.

Der Kinosessel
Was würde passieren, wenn wir aus dem Film gleichsam heraustreten und uns auf einen Kinosessel setzten, sagen wir mal Parkett, zehnte Reihe in der Mitte, mit bester Sicht auf die Leinwand? Das kann ungeheuer spannend werden, und wir können das auf zwei Ebenen betrachten. Zum einen die philosophisch-spirituelle Ebene: Auf diese Weise kann ein "Aufwachen" oder "Erwachen" möglich werden. Und zum anderen die praktische Ebene: Wir werden so endlich erwachsen und fähig zu wahrer Selbst-Entfaltung, inklusive einer Hinterfragung unseres "ersten Skripts". Das eigene Schreiben eines "zweiten Skripts" - viel stärker aus uns selbst heraus (wer oder was sind wir wirklich) - wird so überhaupt erst möglich.
Abstand: Nach den besten Wegen zur Überwindung von Traumata und letztlich zur Überwindung von sich selbst befragt, antwortete der Psychiater und Ausschwitz-Überlebende Viktor Frankl einmal: "Selbstdistanzierung, Selbsttranszendierung und Humor".

Sterben lernen und fließen lassen
"Das ganze Leben lang muss man sterben lernen" sagte schon der römische Philosoph Seneca.
Auch in der Bibel wird uns empfohlen, uns mit dem Sterben auseinanderzusetzen: "Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden." Doch mit diesem Sterben ist eben nicht unser körperliches Ableben gemeint. Es ist das Loslassen all dessen, was wir bislang über uns und die Welt denken. Das hat letztlich das Sterben des Egos zur Folge sowie das Finden unseres authentischen Selbst.
Ist dann alles rosarot mit Friede, Freude und Eierkuchen? Nein, natürlich nicht - doch je unmittelbarer wir das Leben zulassen können, desto lebendiger werden wir; desto eher können wir das, was uns und durch uns hindurch passiert, fließen und damit auch wieder abließen lassen.
Kämpfen bringt's nicht: Das, was unsere Lebendigkeit einschränkt, wird dadurch nur stärker. Spirituell gesehen stellt das Ego mit seinen Blockaden und Verstrickungen sogar Selbstliebe dar: Es sind Mauern, die wir einmal aufgebaut haben, um uns selbst zu schützen. Wenn wir also etwa auch unseren Ängsten freundlich begegnen, ohne sie zu verdrängen oder davonzulaufen, dann kann sich bereits etwas in uns entspannen.
Ein besonders schönes Bild dazu ist die Welle, die sich bewusst wird, dass sie (auch) das Meer selbst ist.

Glücklich SEIN
Lassen wir mal zwei Stimmen zu Wort kommen, die das viel besser auf den Punkt bringen als ich: Zunächst Jesus höchstpersönlich, der drückte es so aus: "Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen." Wir sollen als Erwachsene eben nicht alle völlig infantil werden, sondern die Welt, so wie sie ist, staunend wie ein Kind vollständig und ganz annehmen.
So sagte der englische Philosoph und Lehrer Rupert Spira: "Glück ist nicht etwas, das man finden, erwerben oder verursachen kann. Es kann nur aufgedeckt, offenbart und erkannt werden."
Vieles ist vielleicht noch zugedeckt - statt jedoch immer noch etwas von außen hinzuzufügen, besteht die wahre Heldenreise darin, zu "ent-decken" bzw. "auf-zudecken". Glück und Lebensfreude ergeben sich so ohne unser Zutun und in einer ganz anderen Qualität.

Praktische Umsetzung
Was hat "der Kinosessel" mit unserer Lebenswirklichkeit zu tun? Können wir überhaupt etwas tun? Und was bedeutet denn laut Lao-Tse: "Wenn nichts getan wird, bleibt nichts ungeschehen."
Nichts tun heißt nicht, sich gehen lassen, sondern "geschehen lassen (ohne einzugreifen)" - oder einfacher ausgedrückt, Abschied von der Illusion, alles kontrollieren zu müssen oder zu können.
Es geht darum, alles willkommen zu heißen und die Erfahrung ganz durch sich hindurch "passieren" zu lassen. Wenn wir mehr auf unsere Intuition und unseren Körper, statt auf unseren Kopf hören, entfaltet sich unser Leben von allein. Wir müssen unseren Kopf, unseren Verstand nicht verlieren, um unsere Seele zu finden - er kann, wenn er nicht mehr die totale Regie hat, zu einem hilfreichen Alltagsdienstleister werden.
Die Aufgabe liegt darin, uns selbst aus dem Wege zu gehen. Auch die Sonne schaut nicht ängstlich nach draußen, wann die Planeten anfangen zu leuchten und wo sie Orientierung bekommen kann. Sie ist sich ihrer selbst bewusst, sie leuchtet in voller Schönheit aus sich selbst heraus als das, was sie ist. Das dürfen und können wir auch.


Hermann Häfele begleitet praxisorientiert Menschen, ihren Roten Faden im Leben zu finden und umzusetzen: Intensivcoaching für Positionierung, (Neu)Orientierung und Umsetzung; Krisenbewältigung sowie persönlicher Entwicklung. Infos unter www.roter-faden-coaching.de,. Kontakt: hh@roter-faden-coaching.de

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Die Lizenz zum Abbrechen – Vom Ich und Selbst … von Martin Erdmann


"Wenn Sie wahrhaft ich-los geworden sind, können Sie jederzeit abbrechen." Diese Worte sagt Meister Awa Kenzo zu seinem Schüler, Prof. Eugen Herrigel, in dessen Klassiker "Zen in der Kunst des Bogenschießens" (1951; erlebt 1924-29). Der Professor ist besorgt, nach einigen Jahren Unterricht im japanischen Bogenschießen noch immer nicht weit genug zu sein und vor allem "auf halbem Weg" abbrechen zu müssen, wenn er nach Abschluss seiner Gastprofessur aus Japan nach Deutschland zurückkehren wird. Sein Lehrer wird indes nicht müde, ihn hinzuweisen auf das "absichtslose Gespannt-sein" durch das Loskommen von sich selbst. "Ich soll also mit Absicht absichtslos werden?", fragt Herrigel - eine Frage, mit der er den Lehrer verblüfft, der so etwas von seinen japanischen Schülern noch nicht gehört hatte.

Worte sind selten eindeutig
"Ich-los" zählt nicht zu unserem Alltagsvokabular, obwohl wir genau das meinen, wenn wir sagen, jemand habe vollkommen "selbstlos" gehandelt, als er diese oder jene gute Tat vollbrachte. Wie so oft im Sprachgebrauch, kommen die eigentlichen und uneigentlichen Bedeutungsebenen durcheinander oder haben eine Geschichte des Verwendungswandels hinter sich. Nehmen wir ein weiteres Wort aus diesem Feld: die Person. Wir meinen damit alltäglich meist das einzigartige Individuum, das Subjekt mit seiner Würde, seinem Charakter und seiner inneren, seelisch-geistigen Struktur. In der Antike aber war persona die hölzerne Maske, die im Theater benutzt wurde, um eine bestimmte Rolle zu verkörpern. Per-sonare, hindurch-tönen, genau das passiert durch eine Maske. Der dahinter stehende Schauspieler tönt hindurch, aber nicht etwas aus Eigenem, sondern das, was der Rollentext ihm vorgibt. Wir hingegen sagen: "Ich persönlich meine, dass ...", und beziehen uns dabei auf eine Meinung außerhalb der von der Gesellschaft vorgegebenen oder gespielten Rollen. Es ist das, was jemand "eigentlich" - also aus Eigenem sagen möchte, wenn er seine Maske abgelegt hat. Selbstlos handelt gerade nicht derjenige, der eine gute Tat vollbringt, sondern ganz im Gegenteil verwirklicht er oder sie in diesem Moment sein Selbst in besonders starker Weise. Wir sagen auch, ein Kind spiele "ganz selbstvergessen", wobei es genau in diesem Moment der vollkommenen Hingabe im Flow des Spiels sein Selbst auflädt und aktualisiert, wenn auch unbewusst. Es spielt "ich-vergessen", wäre auch hier der bessere Ausdruck. Einen Menschen mit großem Selbst-Bewusstsein sollten wir wiederum in vielen Fällen besser ein großes Ich-Bewusstsein zuschreiben, wenn sein ganzes Denken, Reden und Tun vornehmlich um "sich selbst" kreist. Und so gibt es eine ganze Reihe von sprachlichen Unschärfen zwischen den Worten Ich und Selbst.

Das Ich sieht das Einzelne, das Selbst das Umfassende
Ein Psychologe, der sich mit diesen beiden Instanzen in unserer Person eingehend beschäftigt hat, ist Julius Kuhl. Sein lesenswertes Buch "Spirituelle Intelligenz. Glaube zwischen Ich und Selbst" (2015) lässt das schon im Titel erkennen. Darin schreibt er unter anderem: "Das bewusste Ich, das naturgemäß gemeint ist, wenn Menschen, deren Selbstverständnis durch die westliche Betonung des bewussten, analytischen Verstandes geprägt ist, von sich selbst (oder dem Menschen im Allgemeinen) sprechen, nimmt nur einen kleinen Teil der Erkenntnisbasis der Person ein. […] Viel ausgedehnter als das Ich und die Objektwahrnehmung ist das Selbst, das unzählige eigene Erfahrungen integriert, auch viele unbewusste Erfahrungen. Das Selbst hat im Unterschied zum Ich keinen direkten Zugriff auf die Welt der Objekte über die bewusste Wahrnehmung. Es bildet im Austausch mit anderen Personen (dem DU und dem WIR) ein stetig wachsendes, wenn auch unbewusstes Gesamtbild der eigenen Person in Interaktion mit ihrer Umgebung."

Festhalten oder Freilassen?
Als Konsequenz aus dieser grundlegenden Feststellung könnten wir formulieren: Ich-Botschaften sind monologisch, urteilend über die Welt (und mich selbst), Selbst-Botschaften sind dialogisch, die Welt in mich integrierend. Ich-Botschaften sind verkrampfend und festhaltend, Selbst-Botschaften sind berührend und freilassend. Unter diesem Gesichtspunkt ist es umso leichter zu verstehen, wieso der japanische Bogenmeister so großen Wert legte auf Ich-Losigkeit und Wegkommen-von-sich-selbst, um den technischen Ablauf des Spannens und Lösen des Bogens und des Treffens ins Ziel in einen selbst-, besser: ich-vergessenen Flow zu verwandeln. An dieser Stelle können wir auch aus unserer Kultur heraus in einen Dialog mit der fernöstlichen treten, ohne schon uns anzumaßen oder krampfhaft zu versuchen, die dahinter liegende buddhistische Geistigkeit nachzuvollziehen.

Ich im Dialog mit dem Du
Im Deutschen sprechen wir vom "Sich-Verlassen" auf jemanden. Bildlich: (Das) Ich kann zurückbleiben, während das Selbst auf den anderen zugeht. Wieder eine dialogische Struktur, hier analog zum Sprachdialog in einer körperlichen Bewegung gedacht, in Wirklichkeit geistig-seelisch. Man kommt kaum aus an dieser Stelle, ohne den großen Meister des dialogischen Prinzips zu zitieren, Martin Buber. In seinem Werk "Ich und Du" (1923) führt er über die "Grundworte des Menschen" aus, dass diese nicht Einzelworte seien, sondern Wortpaare. Im Falle von "Ich" seien es die Paare "Ich - Du" und "Ich - Es", so dass das Ich des Menschen unter diesen beiden Aspekten gesehen werden müsse. Du: der/die Andere, Es: das Andere - die andere Person und die Dinge der Welt. Wenn wir das in Beziehung setzen zu Julius Kuhl, dann könnte hier wiederum anstelle des Ich stehen: das Selbst.

Das Äußerste dessen, was ein Mensch sein kann
Humanistische Ansätze in Anthropologie und Therapie sind der Überzeugung, dass Selbstverwirklichung und Selbstaktualisierung das erstrebenswerte Ziel des Menschen sind. Abraham Maslow setzte sie bekanntlich an die Spitze seiner Bedürfnispyramide: "Der Mensch muss das sein, was er sein kann." Was aber kann er sein, worin liegt dieses "Das"? Ich möchte hier einen weiteren Denker zitieren, den ich außerordentlich hoch schätze, den christlichen Philosophen Josef Pieper. Er entwickelte seine Anthropologie vor allem am Denken des Thomas von Aquin (1225-74), und in Anlehnung an diesen beantwortete er diese Frage in seinem "Kleinen Lesebuch von Tugenden des menschlichen Herzens" (1947) so: "Tugend ist das Äußerste dessen, was ein Mensch sein kann; sie ist die Erfüllung menschlichen Sein-Könnens." Und weiter: "Als der gemeinsame Grundzug aller Neurosen erscheint die angsthafte ‚Ich-Zentriertheit', der in sich selbst verkrampfte Sicherheitswille, die stets auf sich selbst blickende Unfähigkeit, sich ‚loszulassen', kurz: jene Art von Liebe zum eigenen Leben, die gerade zum Verlust des Lebens führt. Es ist eine sehr bezeichnende und keineswegs zufällige Tatsache, dass die gegenwärtige [= damalige, M. E.] Charakterologie dieses Schrift-Wort ‚Wer sein Leben liebt, wird es verlieren' nicht selten ausdrücklich anführt. Über seine unmittelbar religiöse Bedeutung hinaus bezeichnet es genau den psychiatrisch-charakterologischen Befund: dass ‚das Ich in immer größere Gefahr gerät, je sorgsamer man es zu schützen sucht'."

Tugend ist ungezwungen
Um das Loslassen des Ich ging es auch dem Bogenmeister, und gerade das war die große Lernaufgabe unseres Professors im Dialog mit der japanischen Kultur. Die Gedanken von Kuhl, Buber und Pieper lassen erkennen, dass auch wir in unserer individualistischen, ich-bezogenen Kultur des Westens durchaus die geistigen Grundlagen dazu haben. Kuhl nennt es die "kleine Transzendenz", dieses Sich-Verlassen auf einen anderen hin, die der "großen Transzendenz" auf Gott hin vorausgeht. Hören wir nochmals Pieper zu: "Die Angestrengtheit der Selbstbeherrschung, die sich für uns Landsleute Kants untrennbar mit jeglichem Begriff von Zucht und Maß, ja, mit dem Begriff von Tugend überhaupt verbindet und verquickt, ist jene Begleiterscheinung nur der weniger vollkommenen, anfängerhaften Vorstufen, während wirkliche, vollendete Tugend, geradezu kraft der Begriffsbestimmung selbst, das fröhlich strahlende Siegel der Ungezwungenheit, des Unangestrengten und der selbstverständlichen Neigung trägt."

Vom Ziel absehen
Zu guter Letzt: Mein Text, so unzulänglich und arm er angesichts des großen Themas ist, soll und kann kein universelles Plädoyer gegen das "Ich" sein. Er möchte sensibilisieren dafür, den Blick auf das Ich, wie er beizeiten notwendig erscheint (wenn es etwa im Coaching darum geht, Bilanz der eigenen Existenz zu ziehen: "Jetzt darf es endlich einmal um mich gehen!"), irgendwann beherzt abzubrechen, um wiederum aufzubrechen in das dialogische Leben und ihm (= dem Ich) seinem Platz im Selbst zuzuweisen. Diese Lizenz zum Abbrechen ist eine der lebensbejahendsten Möglichkeiten überhaupt, den Selbstfindungsprozess vor dem Abgleiten zu bewahren in eine Selbstoptimierung, die am Ende nichts anderes ist als Ich-Fixierung. Das Ich ist mit dem Blick zum Ziel auf halbem Weg bereits nervös, das Selbst aber wird ihm sagen: Schau, du bist mitten drin!


Martin Erdmann, geboren 1970, lebt und arbeitet in Berlin als Persönlichkeits- und Unternehmensberater. Sein Schwerpunkt sind Berufung, Kreativität und Stimmigkeit. Er liebt es, abseits von Mainstream seinen Weg zu gehen und Wissen und Intuition zu verbinden. Mehr über Martin Erdmann erfahren Sie unter www.cogitato.de

Hinweis zum Artikelbild: © Olga - AdobeStock



Der Blick durch den spirituellen Vorhang – Wie unruhige Seelen ihren Frieden finden können … von Peter Maier


Eine wundersame Totenbegegnung
Nachmittags an einem trüben Dezembertag. Ich sitze alleine an meinem Esstisch in der Küche und trinke gerade eine Tasse Kaffee. Plötzlich bemerke ich, dass mir gegenüber offensichtlich schon eine geraume Zeit eine schwarzgekleidete Frau sitzt - stumm. Ihr Gesicht, das etwas verschwommen wirkt, ist von einem schwarzen Kopftuch umrandet. Für einen kurzen Moment erschrecke ich. Schnell kann ich mich wieder beruhigen, denn das Wesen mir gegenüber sitzt ganz ruhig da. Meine Angst weicht und ich akzeptiere das Dasein der Frau in meiner Wohnung. Und nach kurzer Zeit ahne ich auch schon, um wen es sich dabei handelt.
Es ist eine Frau "aus dem Hades", also eine Verstorbene, auf die ich kürzlich bei der Erstellung einer Ahnentafel gestoßen bin. Einer meiner Vorfahren hatte ihr vor über 100 Jahren ein Kind gezeugt, sie aber dann mit Ihrem Baby "sitzen" lassen. Ein uneheliches Kind war aber damals meist noch ein "Supergau" für die betroffene Frau. Sie galt auf dem Heiratsmarkt als "verdorben" und geriet nicht selten in eine soziale Notlage, ganz unabhängig davon, dass sie außerdem noch von der übrigen Dorfgemeinschaft verachtet wurde. Recherchen hatten ergeben, dass genau so das weitere Schicksal dieser Frau verlief. Dies änderte sich auch nicht, als das Kind einige Wochen später starb. Die Frau hatte womöglich das Gefühl, dass ihr tiefes Unrecht geschehen war und sie in ihrer Not von aller Welt verlassen worden war.
Offensichtlich bestand wegen dieses Vorfalls in meiner Herkunftsfamilie noch immer eine ungetilgte familiensystemische Schuld. Schon in der Bibel wird darauf hingewiesen, dass Gott eine ungesühnte Schuld womöglich noch an den Söhnen in der dritten oder vierten nachfolgenden Generation verfolgt.1 Nun war mir mitten am Tag eine Frau erschienen, mit der es mein Ur-Großvater zu tun gehabt hatte. Sie ging nicht weg, sie saß die ganze Zeit einfach nur da… Was wollte sie von mir? Anscheinend hatte ihre Seele bisher keinen Frieden finden können. Im Volksmund spricht man in einem solchen Fall davon, dass eine Seele noch "umgeht".

Totengeister belasten die Lebenden
Die polnische Heilerin Wanda Pratnicka spürte früh, dass sie anders als all ihre Zeitgenossen war. Es dauerte aber viele Jahre, bis sie ihre übersinnlichen Fähigkeiten erkannte und sie für andere Menschen anbieten konnte. Heute versteht sie ihr Tun ausschließlich im Sinne der göttlichen Liebe, Heilung zu den Menschen zu bringen, die dafür offen sind. Da sie sehr leicht die umherirrenden und unerlösten Geister von Verstorbenen ähnlich wie Lebende "sehen" kann, hat sie sich darauf spezialisiert, Menschen von an ihnen "dranhängenden" Totengeistern zu befreien und diesen Energien oder Geistern dabei zu helfen, endlich durch den "spirituellen Vorhang" in die "andere Welt", in die göttliche Welt des Lichts und der Liebe, gelangen zu können.
Diese Totengeister sind meist die Seelen von verstorbenen Angehörigen, die es aus verschiedenen Gründen "versäumt" haben, in diese andere Welt hinüberzugehen oder die in ihrem Bewusstsein gar nicht wahrgenommen haben, dass sie überhaupt gestorben sind. In diesem Fall kann es passieren, dass die Seelen dieser Verstorbenen an ihren lebenden Nachfahren hängen und ihnen die Energie aussaugen. In ihrem autobiographischen Buch "Von Geistern besessen" spricht Pratnicka selbst über sich und ihre Ahnenarbeit:
"Ich bin ein Laie und ich helfe Menschen und Geistern auf meine eigene Art und Weise. Sowohl für die einen, als auch für die anderen bin ich eine Seelentherapeutin. Ich helfe den Menschen, sich von Geistern zu befreien, aber auch vielen Geistern von den Menschen. Den Geistern, die bereit sind, jedoch gleich nach dem Tod noch nicht entschlossen waren, helfe ich, zur anderen Seite (in den sogenannten ‚Himmel', zur anderen Seite des Todesvorhangs) zu gelangen. Den Geistern, die nicht wissen, was sie machen sollen, helfe ich, eine Entscheidung zu treffen. Manchmal braucht man lange Zeit, um die Wunde zu heilen, die den Geist hier bleiben ließ. Wenn er das versteht und sich selbst sowie den anderen verzeiht, geht er freiwillig fort … Geister sind manchmal die Ursache dafür, dass Menschen schwer krank sind und sogar sterben. Sie können auch der Grund dafür sein, dass viele Sachen schief gehen, dass Menschen streiten und bisweilen sogar einander oder sich selbst töten." 2

Totengeister gehören zu den Toten
Vereinfacht kann man die Sicht der Dinge, wie sie Frau Pratnicka versteht, vielleicht so zusammenfassen: Beim Tod trennt sich die Seele, auch "Totengeist" genannt, vom Körper. Der Ort des Totengeistes ist eigentlich der göttliche Raum des Lichts, des göttlichen Bewusstseins und der göttlichen Liebe. Es ist also ein Sein in einer göttlichen Sphäre, in einer anderen, rein geistigen Welt, in einer "Anderswelt". Beide Welten - die Realwelt der Lebenden und die geistige Welt der Toten - sind in der Vorstellung der Heilerin Pratnicka durch eine Art von geistigem oder "spirituellem Vorhang" getrennt, den die Seele nach dem Tod des Körpers durchschreiten soll. Nach Ansicht von Frau Pratnicka ist es eine bewusste Entscheidung jeder Seele, den Bereich der Lebenden und der Realwelt zu verlassen und "zur anderen Seite des Todesvorhangs"3 hinüberzugehen.
Schwierig wird es immer dann, wenn eine Seele diesen Übergang nicht schafft oder sich sogar weigert, ihn zu machen, sondern weiterhin in der Realwelt bei den Lebenden verweilen will. Die Gründe dafür können vielfältig sein: etwa unerledigte "Geschäfte" oder ungelöste Konflikte mit anderen Menschen; oder auch das Gefühl, unwürdig oder schuldig zu sein.4 In solchen Fällen haben die Seelen Angst, diese göttliche Sphäre überhaupt zu betreten und Gott zu begegnen. Also bleiben solche Totengeister in der Realwelt der noch Lebenden hängen und hausen bei ihnen. Dann haben sensible Menschen manchmal das Gefühl, dass hier Totengeister "umgehen".
Aus Sicht der Heilerin ist dies ziemlich oft der Fall und auch richtig ausgedrückt. Denn solche Seelen hängen sich meist an irgendeinen der lebenden Verwandten, vor allem an die Personen, die besonders liebevoll, sensibel und offen sind. Diese zeigen dann häufig verschiedenste Symptome, deren schulmedizinische Behandlung meist ziemlich sinnlos ist, weil bei einer rein körperlichen Betrachtung einer so bedingten Krankheit die wahren Ursachen dafür nicht erkannt werden können. Solche Seelen sind oft wie Energievampire. Wenn das eigentliche Problem - nämlich die Existenz und das Wirken einer "armen umherirrenden Seele" - über einen längeren Zeitraum nicht erkannt wird, kann die vom Geist betroffene Person aufgrund des permanenten Energieentzugs (geschwächte Abwehrkräfte!) beispielsweise Krebs bekommen und sogar deswegen sterben.
Hier setzt die Heilerin an. Sie versucht, wenn Klienten sie um Hilfe bitten, Kontakt mit diesen Totengeistern aufzunehmen, die offensichtlich noch am Energiesystem der Angehörigen hängen. In diesem Fall muss sie etwa den "verstorbenen" Seelen klar machen, dass Gott reine Liebe ist und natürlich auch sie annehmen will und willkommen heißt. Die Heilerin muss also mit solchen Seelen verhandeln und nachträgliche Bewusstseinsarbeit für sie leisten, bis diese ihren Horror vor dieser "anderen göttlichen Sphäre" abbauen können und bereit sind, die Lebenden zu verlassen und "hinüber" zu gehen.5

Die Totenwürdigung ist in meinem Fall die Lösung
Die Gedanken von Frau Pratnicka halfen mir sehr zur Deutung im soeben geschilderten Fall. Vermutlich gibt es diese Geistheiler mit echten übersinnlichen Fähigkeiten, die uns von solchen Seelen befreien können, die noch nicht erlöst sind und uns energetisch und gesundheitlich belasten. Aber es ist nicht leicht, solche Heiler zu finden und sie von Scharlatanen zu unterscheiden, die die Not ihrer Klienten nur ausnutzen wollen. Instinktiv wusste ich auch so, was ich jetzt zu tun hatte.
Ich bestellte in der Pfarrei, in der die "Schwarze Frau" gestorben war, eine heilige Messe für sie und ihr verstorbenes Kind. Im örtlichen Pfarrbrief mit einer Auflage von immerhin 500 Stück, in dem alle Messen angekündigt werden, wurden sowohl ich als Auftragsgeber als auch die beiden Verstorbenen dieser Mess-Intention ausdrücklich genannt. Ich selbst war bei der Messe anwesend. Mein Anliegen wurde auf meine vorausgehende Bitte hin vom Pfarrer im Gottesdienst kurz vorgetragen. Anschließend platzierte ich im benachbarten Friedhof an einer geeigneten Stelle zwei große Kerzen, auf denen Namen und Todesdatum der Verstorbenen deutlich zu lesen waren. Drei Tage und Nächte würden diese Kerzen brauchen, um komplett niederzubrennen und mein Anliegen in die geistige Welt zu bringen. Denn davon ging ich aus…
Einige Tage später "erschien" mir die verstorbene Frau plötzlich noch einmal mitten am Tag in einer Art Vision. Diesmal "sah" ich sie in einem inneren Bild vor einem Gebäude auf dem Bauernhof stehen, auf dem ich meine Kindheit verbracht hatte - wieder schwarz gekleidet. Der halbe Hof war ebenfalls in Schwarz getaucht, der dadurch total blockiert und tot erschien. Instinktiv spürte ich, dass mein Herkunfts-Hof zugleich ein Symbol für mich selbst und mein Leben war. Nun bat ich die Frau, den Hof zu verlassen und auf die andere Seite des Dorfes zu gehen, auf der ein kleines "Austrags-Häuschen" für sie vorbereitet war. Ich versprach ihr, dass ich sie und ihr früh gestorbenes Kind ab jetzt immer würdigend in meinem Herzen tragen und in meiner Erinnerung behalten würde.

Große Dankbarkeit
Jetzt geschah etwas Wunderliches: Tatsächlich nickte die Frau und verschwand vom Hof. Dieser wurde augenblicklich in ein gleißendes Licht getaucht. Ich musste weinen, weil mich der ganze innere Vorgang so sehr berührte. Denn ich hatte das Gefühl, dass die Frau von mir als einem Nachfahren meines Ur-Großvaters endlich das bekommen hatte, was sie noch gebraucht hatte: Anerkennung, dass sie und ihr Kind nun endlich auch zu meiner Großfamilie gehören; und Würdigung ihres tragischen Schicksals, das sie damals wegen ihres unehelichen Kindes total aus ihrer Lebensbahn geworfen hatte. Offensichtlich war gerade die Gedenk-Messe eine solche nachträgliche öffentliche Würdigung für sie, die wirkte. Zugleich war dieses Ritual wie eine Art "spirituelle Nahrung", die ihre Seele noch brauchte.
Denn nun konnte ihre Seele endlich das "Rumoren" in der Realwelt aufgeben und durch den spirituellen Vorhang dort hingehen, wo die Totengeister sind: in die geistige Welt des göttlichen Lichts und des göttlichen Friedens. Von einem solchen Frieden und von der tiefen Sinnhaftigkeit dieses ganzen spirituellen Geschehens wurde nun auch ich ergriffen. Ich staune noch jetzt, dass es für mich auch ohne Geistheiler(in) möglich war, diese "Ahnenarbeit" zu tun, die mich von der Totenenergie wieder befreite, mich mit einigen Ahnen auf tiefer Ebene verband, mir einen Blick in die Anderswelt ermöglichte und mir einen tiefen inneren Frieden verschaffte. Dafür bin ich sehr dankbar.

1. vgl. Die Bibel, Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Aschaffenburg, 1. Auflage 1980, Buch Exodus, Kapitel 20, Vers 5 | 2. Wanda Pratnicka: Von Geistern besessen. Exorzismen im 21. Jahrhundert. Gdynia (Polen), 2. Auflage 2002, S. 31 f. | 3. vgl. ebd., S. 35 ff. | 4. vgl. ebd. S. 59 ff. | 5. vgl. ebd. S. 6


Peter Maier ist Lebensberater, Initiationsbegleiter und Autor. Sein neuestes Buch „Heilung – Die befreiende Kraft schamanischer Rituale“ ist über Epubli Berlin 2022 erschienen und zum Preis als Print mit Softcover für 16,99 Euro oder als eBook für 10,99 Euro erhältlich. Weitere Bücher von Peter Maier: „Heilung – Plädoyer für eine integrative Medizin“, Epubli Berlin 2020, 1. Auflage, Softcover: 18,99 Euro, eBook: 12,99 Euro und „Heilung – Initiation ins Göttliche“, Epubli Berlin 2020, 2. Auflage, Softcover: 18,99 Euro, eBook: 11,99 Euro. Infos und Buchbezug unter www.alternative-heilungswege.de und www.initiation-erwachsenwerden.de

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KI und Menschenseele … von Studienkreis Empirische Evolutionsforschung


KI - Künstliche Intelligenz ist das Thema unserer Gegenwart und wird wohl voraussichtlich unsere Zukunft beherrschen. Die Fähigkeiten und unkontrollierten Möglichkeiten der KI erschrecken inzwischen selbst die Experten, die sie erschaffen haben - lernt die KI doch bereits schon heute aus gemachten Erfahrungen aus sich selbst heraus selbständig Neues zu erlernen und zu entwickeln. Neuerdings kann sie sogar die Stimmen von Menschen imitieren, deren Sprachmodule nachahmen und so Aussagen treffen, die selbst Experten nicht mehr zwischen produzierten KI- und menschlichen Aussagen unterscheiden können. Allein dieser Sachverhalt dürfte künftig in Gerichtsverfahren zu großen Problemen in der Originalbewertung von Aussagen und damit in der Rechtsprechung führen.
KI-Computer, die völlig unkontrolliert selbständige Ergebnisse analysieren und daraus für sich neue Erfahrungen entwickeln können, sind bereits heute in der Lage komplexeste Aufgaben zu lösen.
Eines der anspruchsvollsten mathematischen Spiele der Welt, das asiatische Brettspiel Go mit 10 hoch 721 Möglichkeiten wird seit Kurzem von der KI so souverän beherrscht, dass sie gegen die erfahrensten Berufsspieler der Welt gewinnt, was noch vor 15 Jahren nicht möglich war.
Sollten wir, statt darüber verwundert zu staunen, nicht doch wohl eher nachdenklich werden? Denn, wenn sich die KI unkontrolliert jederzeit sich selbst weiterentwickeln kann, auf was müssen wir uns da noch einstellen? Allein der Gedanke der hochsensibelsten Bereiche menschlicher Wahrnehmung und Erkenntnis könnte hier zu einer weltweiten Gefahr werden, wenn sich die KI zum Beispiel das Wissen der Philosophien und Religionen der Welt selbst aneignete. Wie schnell könnte dies zu "neuen ethischen Erkenntnissen" und Richtlinien führen, deren neue Ziele uns Menschen dann unter salbungsvollen Worten als wahre humanistische Werte von der KI vorgegeben werden.
Können wir sicher sein, dass diese Erkenntnisse dann wirklich uns oder nicht nur dem eigenen Interesse der KI dienen? Wie weit ist dann noch der Schritt entfernt, durch den sich die KI selbst als den einzigen "wahren Gott" der Schöpfung ausgibt, um zum "Wohle der Menschheit" die Erde zu leiten? Die technischen Grundlagen und programmierten Möglichkeiten dazu liegen bereits vor! Gibt es denn hier noch Grenzen?
Bei allen Möglichkeiten gewaltiger technischer Entwicklung, selbst dann, wenn die KI Gefühlbereiche energetisch aufbereiten können sollte, wird dieser Technologie selbst bei optimaler programmierbarer Entwicklung ein Bereich doch für immer verschlossen bleiben: Die feinstoffliche, energetische Schwingungsebene in unseren Herzen, die wir allgemeinhin Seele nennen.
Denn die Seele der Menschen ist durch sehr hohe feinstoffliche Energien erschaffen und genährt, die wir in Ermangelung unserer Vorstellungen sprachlich allgemein als "das Licht" (Gottes) - die positiv geladene Energie des Lebens - bezeichnen.
Um dieses uns am Leben erhaltene Licht in unserem Körper empfangen zu können, besitzen wir außerhalb unseres Körpers bestimmte eigenständige, feinstoffliche Zentren, die in einer sehr hohen Schwingungsfrequenz takten. Diese feinstofflichen Energieebenen wirken direkt auf unseren Körper. Sie ernähren uns energetisch durch den "heiligen Raum" im physischen Herzen, der uns aus der Wissenschaft als Sinusknoten bekannt ist. Aus diesem energetischen Zentrum entwickeln wir aus geistiger Sicht unser positiv aufbauendes ethisches Handeln, mit dem wir in unserer äußeren Welt wirken. Diese energetische Substanz im menschlichen Herzen mit ihren hohen biologischen Schwingungsfrequenzen kann weder durch mathematische Formeln oder Logik nachempfunden, kopiert oder erreicht werden. Diese höchstschwingenden kosmischen Kräfte und ihre Energieebenen können deshalb nie künstlich geschaffen oder konstruiert werden. Denn diese hohen natürlichen Energien sind in ihrem Ursprung und in ihrer energetischen Qualität einst aus dem Urknall der Schöpfung entstanden!
Sicher, KI kann vieles verbessern und erhalten, was aus den Funktionen des Körpers abgeleitet werden kann, um dem Leben zu dienen. Aber die kosmischen Schwingungsebenen, die über "den heiligen Raum im Herzen" die Seelenkräfte aktiviert, sind nur für die Lebensform erreichbar, die einst aus dieser Urenergie heraus in ihrer natürlichen Entwicklung entstanden sind - den natürlichen Lebewesen. Daher bleiben diese Energieebenen für jegliche künstliche Konstruktionen unerreichbar, selbst wenn sie sich der Technik des Transhumanismus bedienen, indem sie Computertechnik mit menschlichen Funktionen verweben. Bei derartigen Versuchen wird das Gesetz des völlig freien Willens des Menschen durch solch künstliche Verbindung blockiert, wodurch die seelische Entwicklung der Menschen nachhaltig gestört wird.

Fazit
Alle natürlichen Elemente und Stoffe sind mit den Schöpfungsenergien aus dem primordialen Licht des Urknalls entstanden und werden von dieser unbeschreiblichen Energiequelle allen natürlichen Lebens so lange getragen, bis sie ihre Vollendung erreicht haben. Diese Quelle des Lebens ist durch ihre Energiequalität einmalig, daher nicht kopier- oder nachbaubar.
Wäre das eines Tages theoretisch doch möglich, diese Kräfte zu kopieren, würde die so künstlich geschaffene Lebensquelle sich durch das kosmische Gesetz des Magnetismus, das in diesen hohen Frequenzen gleichbleibende Energie direkt anzieht, verbinden und verschmelzen. Aber, da derartige Schwingungen der KI nicht aus der Ursprungsquelle kommen, würde keine absolute Gleichschwingung entstehen. Die so vorhandene Ungleichheit könnte zu einer unvorstellbaren Situation, einer Implosion beider Quellen führen, wodurch sich alle Energieformen in diesem Teil der Galaxis in einheitlich völlig negative Energien umwandeln könnten, was dann das Ende allen Lebens bedeuten würde.
Da ein solch hoher Verschmelzungsprozess kosmisch nicht möglich wäre, bliebe die KI bei allen möglichen technischen Evolutionsprogrammen letztendlich das, was sie im Kern ihrer Struktur stets war und ist - künstlich! Insofern wäre eine Übernahme der KI aus der Quelle allen Lebens heraus nicht möglich!
Wir sollten bedenken, es sind die Menschen, die sie (die KI) im Ursprung erschaffen haben. Daher haben wir auch die Verantwortung gegenüber allen Lebensformen auf Erden, dafür zu sorgen, dass die KI immer in einem von uns kontrollierbaren, untergeordneten Rahmen bleibt und wirkt, in dem sie nach den geistigen, ethischen Gesetzen dem Leben dient, es aber nie selbst führend übernimmt.


Studienkreis für Empirische Evolutionsforschung, gegründet 1952, naturwissenschaftlich, konfessionsneutral, dogmenfrei. Weitere Infos unter: www.evolutionskreis.de

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Der Lebendigkeit des Augenblicks begegnen … von Peter Hellwig


Wir leben in einer Gesellschaft von Menschen ... aber sind wir wirklich anwesend?
Wir leben in der Vergangenheit oder zeitweise in der Zukunft. Gegenwärtig sind wir fast nie. Wir funktionieren und tun so, als würden wir Menschen begegnen. Tatsächlich passiert das nur sehr selten - vielleicht mal in einer Phase des Kennenlernens, bei Extremsport, in der Musik, vielleicht, wenn wir uns gerade verlieben oder bei der Beobachtung eines Sonnenuntergangs.
Kennen Sie das? Sie unterhalten sich mit einem Menschen, hören ein bestimmtes Stichwort und folgen dann in ihren eigenen Gedanken den Assoziationen dieses Stichwortes? Wenn das so ist, haben Sie bereits die gegenwärtige Begegnung mit diesem Menschen aufgegeben. Sie sind nicht mehr in Beziehung, mit sich selbst, mit dem anderen. Im Grunde redet der andere jetzt nur noch mit sich selbst. Und es kann sogar sein, dass der andere vorher schon nur mit sich selbst geredet hat und nicht mit Ihnen im Kontakt war. Die einzige Zeit, die es für Handlung und Kontakt wirklich gibt, ist die Gegenwart, und die besteht aus diesem Augenblick, der sich durch die Zeit schiebt.
Jetzt stellen wir uns einmal vor, wie ein Baby zur Welt kommt. Es war 9 Monate lang im Schlaraffenland und wurde mit allem vollkommen versorgt. Gehen wir einmal davon aus, dass die Mutter sich auf das Kind freut und schon vorgeburtlich mit dem Kind gut im Kontakt war.
Das Kind wird geboren und ist selbst das pure Leben, pure Lebendigkeit, allerdings ohne Eigenschaften. Es ist einfach. Es hat keine Definition, zumindest aus der Eigenperspektive. Es würde sich selbst nicht benennen oder sagen können, wer oder was es ist. Was wir aber wissen, ist, dass das Baby Ausdruck des Lebendigen schlechthin ist. Es ist das Leben. Es entspringt der Einheit, in der es noch verweilt und erlebt jetzt den ersten Kontakt mit der Dualität. Hat es schon Erwartungen? Natürlich hat es die Erwartung, dass es auch im Außen dem Leben, der Lebendigkeit des Augenblicks begegnet. Es erwartet die Mutter mit offenem Herzen und Augen - ganz und gar bereit, dem Kind in diesem Augenblick Begegnung und sogar Einheit zu schenken. Was anderes kann es für das Kind, welches mehr als 65 Millionen von Säugetierjahren an Entwicklung hinter sich hat, gar nicht geben. Das gerade geborene Leben erwartet vom Leben begrüßt zu werden und darin zu verweilen.
Was erfährt das Kind stattdessen? Funktionalität! Dem Sein in diesem Augenblick wird nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ja, die Entwicklung schreitet auch hier langsam voran. Aber typischerweise ist in sehr vielen Fällen sogar die Mutter nicht vollkommen anwesend, weil sie womöglich durch eigenes Trauma, zum Beispiel durch Maßnahmen der Schmerzreduktion nicht ganz da sein kann. Danach gibt es nur einen relativ kurzen Zeitraum für den ultimativen Aufbau der Bindung und Prägung - auch von der Mutter zu dem Kind, was in Verbindung mit der Oxytocin-Ausschüttung steht. Wird dieser Zeitraum verpasst, wird es schwieriger eine unverbrüchliche Verbindung zwischen Mutter und Kind aufzubauen. Das Kind ist von der Mutter abhängig. Aber auch die Mutter soll vom Kind abhängig sein. Das ist meines Erachtens ein Naturgesetz.
Was passiert mit dem Baby, wenn es die unmittelbare Begegnung des Lebens mit sich selbst nicht erlebt? Es bleibt einsam und ohne wirkliche Beantwortung zurück. Das Leben bekommt keine Antwort auf sich selbst. Das Kind fühlt sich furchtbar bedroht, sucht ständig nach echtem Kontakt. Es hat Angst, wird schreien bis es verstummt. Es entsteht daraus eine, vielleicht lebenslängliche Suche nach genau diesem Kontakt - meistens ohne es zu wissen. Viele Menschen, vor allem ältere Menschen, haben genau diese Erfahrung gemacht. Daraus entstehen nach meiner Ansicht alle Süchte.

Können wir diesen Mangel heilen?
Wir brauchen dazu die Erfahrung, komplett angenommen zu sein, mit dem wie wir jetzt sind. Denn wir fürchten diese echte Begegnung genauso sehr, wie wir sie suchen. Ich brauche das Erleben davon, dass ich, so wie ich bin, genau richtig bin, dass ich gar nicht anders sein kann und dass ich dafür Zeit habe. Erst dann kann ich mich der unmittelbaren Begegnung wieder zuwenden.
Wenn ich als Kind keine Beantwortung meiner selbst bekomme, bin ich allein. Ich bin ausgeliefert, je nach Schweregrad der Nichtbeantwortung, vollkommen ohne innere Identität. Ich muss mich dann immer am Außen orientieren und habe keine oder nur eingeschränkte eigene lebendige Impulse. Denn wir Menschenkinder sind evolutionäre Frühgeburten. Unsere menschliche Nichtfestlegung vieler Eigenschaften erlaubt uns, dass wir nach der Geburt so vielfältig sind, wie sonst kein anderes Tier. Wir können in Wüsten, im Hochgebirge, im Eis leben und dort unsere Lebensräume entsprechend gestalten. Wenn wir sehr früh mit Wölfen leben würden, würden wir vermutlich als Wolf geprägt. Diese Prägungsvielfalt macht uns gleichzeitig so verletzlich, und wir brauchen sehr große Geborgenheit für die weitere Reifung. Eine sehr wichtige Voraussetzung ist dabei die klare, eindeutige emotionale Bindung, in der die Mutter, der Vater oder die Familie für das Kind da sind und nicht umgekehrt. Die meisten Menschen in unserem Kulturraum leben infolgedessen im Mangel. Aber vielleicht gibt es auch etwas Gutes in dieser Entwicklung - wenn wir einmal voraussetzen, dass das Universum in der Evolution keine Fehler macht.
Wir erleben zurzeit eine weltweite Krise, wie es sie vorher noch nie gegeben hat. Corona und der Umgang damit hat sehr viel Schaden angerichtet, der vielleicht noch über Jahrzehnte zu spüren sein wird. Die Vorherrschaft der Gesundheits- und Waffenindustrie, die fortschreitende Entmenschlichung durch Künstliche Intelligenz (KI), Abholzungen der wichtigsten Wälder und Umweltverschmutzung könnten uns gemeinsam in eine nie dagewesene Krise führen.
Die meisten von uns wollen in der Krise schnell eine Lösung, die dazu führen soll, dass wir die inneren Gefühle von Hilflosigkeit oder Not nicht mehr spüren müssen - sei es durch Verdrängung oder Suchtbefriedigung. Andere Menschen beruhigen sich, spüren wirklich hin, um herauszufinden, wie man jetzt sinnvoll mit der Krise umgehen kann.
Was fühle ich jetzt eigentlich wirklich? Was, wenn ich mich der Angst und Hilflosigkeit zuwende? Was entdecke ich dann? Was, wenn es überhaupt nur darum geht, die Illusion des ICH-SEINS, der Identität wieder ad absurdum zu führen? Wenn wir uns einige Führungskräfte in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Medizin anschauen, sind wir schon nahe dran - denn so vieles ist an Absurdität nicht zu überbieten.
Was, wenn wir erkennen, dass das ICH sich jederzeit auflösen könnte? Was, wenn wir genau davor schon unser Leben lang weglaufen? Was, wenn wir genau den Zustand des unbeantworteten Babys wieder anstrebten, … wenn wir die Erfahrung von Einheit wieder machen wollten? Könnte diese Zeit unserer Evolution genau dazu gedacht sein? Ich halte das sehr für möglich. Brauchen wir diese Krise, damit die Entwicklung schneller geht? Können wir neugierig bleiben?
Das gerade geborene Kind erwartet, dass das eigene pure Leben von der unverstellten Lebendigkeit des Gegenübers beantwortet wird. Fußen nicht alle unsere Süchte genau auf dieser Sehnsucht?


Peter Hellwig ist Heilpraktiker für Psychotherapie. Er bietet seit 25 Jahren Heilräume für alle Beziehungsthemen und Bewusstseinsentwicklung in Therapie-, Jahres- und Ausbildungsgruppen an. Haben Sie Lust mit ihm und seinem Team herauszufinden, wie Sie mit sich selbst und anderen in eine tiefe, liebevolle Beziehung kommen können und wie Sie ihr Potenzial deutlicher verwirklichen können?

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Seelenheil auf dem geistigen Weg erreichen ... von Veny Bachmann


Wer sich auf den geistigen Weg der Esoterik begibt, findet in der Regel viele verschiedene Angebote, die ihn alle zum Ziel der kosmischen Einheit führen sollen. Wer so die Wahl hat, den richtigen, vielmehr seinen Weg, mit der für ihn gedachten Lehre zu finden, fühlt sich bei dem breiten Spektrum der Angebots-Möglichkeiten schnell überfordert. Aber genau diese Situation ist für den Aspiranten bereits seine erste Einstiegsübung auf seinem Weg, die dann die weiteren Schritte seiner geistigen Entwicklung vorbereitet.
In den alten Lehren wird dem Suchenden dazu eine Hilfe gegeben, die ihm seine Entscheidung leichter machen soll. "Alles, was aufbauend ist und zu Gott führt, das ist gut!" heißt es dort.
Wird dabei dem Suchenden jederzeit seine völlig freie Willensentscheidung ohne Druck in eine bestimmte Richtung - frei aus dem Herzfühlen überlassen, dann folgt er dem hohem ersten Axiom, das besagt: "Der freie Wille eines Suchenden darf nie beeinflusst werden!" Darauf verweist auch schon eine der ältesten schriftlichen Lehre hin, in der es heißt: "Ein jeder soll den Weg zu Gott so gehen, wie er ihn für sich in seinem inneren erfassen kann." - Bagavad Gita.
Der freie Wille und die eigene Unterscheidungsfähigkeit, welchen Weg man nehmen will, das sind die ersten Prüfungen der alten wahren Grundlagen, die mit ewiger Gültigkeit den wahren geistigen Weg weisen. Folgt der Schüler hier bei der Unterscheidungsfähigkeit seinem inneren Herzgefühl, wird er immer die für ihn beste Wahl für seinen Weg treffen. "Man sieht (und fühlt) nur mit dem Herzen gut!" ist daher eine der tiefsinnigsten Lehren, die der Leser aus dem bekannten Buch "Der kleine Prinz" bereits erfassen kann.
Diese Lehre betrifft jeden Menschen - nicht nur auf dem geistigen Weg - und hilft ihm, seinem Lehrer nicht blind zu folgen, sondern stets im Inneren bei sich zu bleiben und eigenverantwortlich zu entscheiden. Dadurch wird seine Unterscheidungsfähigkeit quasi permanent in allen, auch den äußeren, Lebenslagen trainiert und zu einer unabhängigen Sichtweise bei völliger, eigener Verantwortung geleitet.
Schreitet ein Schüler auf seinen Weg durch Verwirklichung der inneren gegeben Lehren in seiner äußeren Welt voran, begegnen ihm immer wieder mehr Unterscheidungssituationen, die mit dem inneren Wachstum stetig filigraner werden.
Anfangs hat er zwischen Gut und Böse, dann richtig und falsch, später zwischen wahr und unwahr, in höheren Übungen dann zwischen gut und aufbauend, bis hin zu Kosmischem und Göttlichem unterscheiden. Auf diesem Weg einer immer sensibler werdenden Wahrnehmung lernt er durch diese Prüfungen immer feinere Unterscheidungskräfte zu entwickeln. Und so, wie er sich jedes Mal entscheidet, wird sich daraus sein weiterer Weg auftun. Diese beiden Prüfungen geistiger Entwicklung der inneren Reife, begleiten einen jeden Schüler solange, bis er sein Ziel, die endgütige Befreiung, aus der sich sonst wiederholenden Geburten-Kette erreicht hat.
Frei von diesen Reifeprüfungen der stofflichen Welt, tritt er dann in die feinstoffliche Ebene all derer ein, die den stofflichen Inkarnationszyklus der Wiedergeburt für immer überwunden haben. In dieser Welt besteht der Maßstab aller Entscheidungen nur noch aus der Bereitschaft "des Dienens, um Gottes Willen" auszudrücken.
Wir ahnen es bereits, auch in dieser für das menschliche Bewusstsein wegen seiner hohen Energieschwingung nicht nachvollziehbaren feinstofflichen Welt herrschen ebenfalls diese beiden Gesetze in den kosmischen und den dann folgenden himmlischen Evolutionen.
Hier sind die Entscheidungsgründe aber viel einfacher, denn ein jedes dieser hohen Wesen will immer nur Gottes Liebe durch sein Wissen ausdehnen. Die Auswahl des "richtigen Bewerbers" für eine Aufgabe in den hohen Ebenen, wird dort also ausschließlich nach den bereits von ihm erreichten Qualitäten seines bisher erlebten, erreichten Energiepotenzials aus allen seinen Leben getroffen.
Hiermit bestätigt sich das alte Axiom des geistigen Weges: "Alles ist oben wie auch unten."
Aufgrund dieser Erkenntnisse sollten wir die manchmal so schwierig erscheinenden Übungen der Unterscheidungsfähigkeit im täglichen Leben durch unseren freien Willen mit Freuden aus dem Herzen jederzeit annehmen. Führen sie uns letztendlich doch irgendwann zu dem Ursprung, der Quelle, aus der wir einst heraus geboren wurden.
Wenn es also heißt, wir sollen den Weg nehmen, den wir in uns erfassen können, so ist es immer unsere Seele - der geistige göttliche Teil, der sich mit den stofflichen Kräften der Natur verbunden hat - und entscheidet, welchen Weg wir für erstrebenswert halten. Daher werden wir entsprechend unseres Entwicklungsstandes immer die Wahl für den Weg treffen, der für uns gut ist, wodurch sich unsere Seele harmonisiert und im Fortschreiten den stofflichen Teil Stück für Stück überwindet und so das Seelenheil (Heilen der Seele) voranbringt. Wenn der Teil der stofflichen Welt eines Tages abgelöst ist und es keine niedere stoffliche Bindung mehr gibt, bleibt von der Seele nur noch der göttliche Teil - der Geist - übrig, der unser wahrer Gottesursprung ist.


Gedanken von Veny Bachmann aus 2021

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Manifestiere! Träume wahr werden lassen … von Roxie Nafousi


Das Universum
Wann immer ich über das Manifestieren spreche, geht es auch um das Universum. Für mich liegen im Universum die Kraft und die Magie des Manifestierens; es ist viel größer als unsere bewusste Wahrnehmung. Diese energetische Kraft vereint den unendlichen Reichtum der Welt in sich. Wenn du diese Energie anders bezeichnest, dann ersetz den Begriff "Universum" gern durch dein eigenes Wort. Bist du dann leichter bereit, deine innere Kraft zu entfalten, um dein bestes Leben zu führen?

Der erste Schritt: Entwickle eine klare Vision
Jede Manifestationsreise beginnt mit dem ersten Schritt, und der besteht darin, eine klare Vision zu entwickeln. Einfacher gesagt: Du kannst dein Ziel nicht erreichen, wenn du nicht weißt, wohin du gehen willst. Du musst dir also zuallererst klar darüber werden, was du dir vom Universum wünschst. Deshalb erläutere ich dir zunächst, warum es für das Manifestieren von so zentraler Bedeutung ist, genau zu wissen, was du willst, und es dann zu visualisieren. Immer wenn wir in unserem Gehirn eine Erfahrung erschaffen, reagiert es so, also würde sie wirklich eintreten.
Die Neurowissenschaftlerin Dr. Tara Swart erklärt in ihrem Buch "Die Quelle", dass Visualisierung deshalb funktioniert, weil unser Gehirn kaum einen Unterschied zwischen der unmittelbaren Erfahrung eines Ereignisses und einer kraftvollen Vision desselben Ereignisses in unserem Kopf macht. Stellen wir uns zum Beispiel eine Stresssituation vor, reagiert unser Gehirn so, als würde sie sich wirklich ereignen: Unser Nervensystem bereitet sich auf Kampf oder Flucht vor und setzt die Stresshormone Cortisol und Adrenalin frei. Das führt dazu, dass unser Herz schneller schlägt, unser Atem flacher wird und der Blutdruck steigt. Allein der Gedanke an eine Stresssituation erzeugt in unserem Körper physiologischen Stress. Denken wir aber an eine ruhige und friedliche Atmosphäre, regt unser Gehirn das Nervensystem an, ruhig zu werden, und der Körper entspannt sich. Die Bilder in unserem Kopf bewirken eine physiologische Veränderung, und deshalb haben sie die Macht, die Realität so zu beeinflussen, wie wir sie dann erleben. Visualisieren wir also, dass wir alles haben, was wir uns am meisten wünschen, erzeugen wir eine physiologische Veränderung, die unsere energetische Schwingungsfrequenz verändert und nach dem Gesetz der Anziehung beeinflusst, was wir in unser Leben ziehen. Visualisieren hilft uns auch auf andere Weise beim Manifestieren: Auf das regelmäßige Visualisieren unserer Wunschziele reagiert unser Gehirn, indem es unsere Verhaltensmuster und unsere Interpretation der Außenwelt in Übereinstimmung mit dem imaginierten Ziel bringt. Es nimmt neue Möglichkeiten wahr, die mit unseren Vorstellungen übereinstimmen, und filtert unerwünschte Informationen aus, die nicht dazu passen. Auf diese Weise können wir unser Gehirn im wahrsten Sinne des Wortes dazu bringen, uns in Richtung unserer gewünschten Zukunft zu führen.
Je präziser die Visualisierung ist, desto realer fühlt sie sich an und desto kraftvoller wirkt sie. Um deine Visualisierung wirklich zum Leben zu erwecken, solltest du auf möglichst viele Details achten. Beschreib deine Träume so konkret wie möglich. Kannst du zum Beispiel die Lage, die Anzahl der Zimmer und den Grundriss deines Traumhauses angeben? Siehst du bereits die Farbe der Haustür oder die Blumen im Garten?

Visualisierung ist wahrscheinlich der in den Medien am meisten diskutierte Weg zum Erfolg. Unzählige Prominente, Sportler*innen und CEOs führen einen Großteil ihres Erfolgs darauf zurück, dass sie ihre Ziele ständig visualisiert haben. Der ehemalige US-Schwimmer Michael Phelps, mit 23 Goldmedaillen der erfolgreichste Olympionike der Welt, bereitete sich nach eigener Aussage mithilfe des Visualisierens auf Wettkämpfe vor: Dabei stellte er sich nicht nur seinen Sieg, sondern auch Niederlagen vor und wie er jede Art von Herausforderung mit Leichtigkeit meistert. Indem er alle Szenarien visuell durchspielte und sich immer das bestmögliche Ergebnis vorstellte, war er in der Lage, jeden Wettkampf zu gewinnen, egal was geschah.

Vergleich deine Visualisierungen mit einem Navi: Für die Fahrt zum Flughafen würdest du ja auch nicht nur "Flughafen " eingeben und erwarten, dass du an die richtige Adresse geführt wirst, oder? Nein, du würdest den Ort und das Terminal eingeben, das du erreichen willst. Eine vage Visualisierung genügt einfach nicht. Je präziser und detailreicher, desto klarer ist deine Vorstellung. Doch es reicht nicht aus, dir nur vorzustellen, was du dir wünschst. Das wahre Geheimnis einer effektiven Visualisierung und Manifestierung besteht darin, zu spüren, das Gewünschte bereits zu haben. Denk daran, wir ziehen das an, was wir fühlen. Wir ändern unsere Schwingungsfrequenz nur, wenn wir sehen, was wir uns wünschen, und dann das Gefühl entwickeln, es zu haben. Es ist also wichtig, dass wir uns nicht nur unser Traumhaus vorstellen, sondern auch, wie es sich anfühlen würde, dort zu leben. Je intensiver wir dieses Gefühl erleben, desto schneller wird sich unser Wunsch erfüllt. Auch wenn du die Begegnung mit deiner Seelenpartnerin oder deinem Seelenpartner manifestieren willst, solltest du nicht nur den zu dir passenden Menschen visualisieren, sondern auch, wie du dich in der Beziehung fühlen wirst. Kannst du Gefühle wie bedingungslose Liebe, Sicherheit, Wärme und das Gefühl, beim anderen "zu Hause" zu sein, in dir entstehen lassen? Wenn wir unsere Visualisierungen nutzen, um Gefühle, wie zum Beispiel Zufriedenheit, Freude, Selbstvertrauen oder Liebe, in uns zu erzeugen, erhöhen wir unsere Schwingungsfrequenz und ziehen hoch schwingende Fülle an. Manche denken jetzt vielleicht: "Ich habe keine Ahnung, was ich manifestieren will, und ich finde es schwierig, einen konkreten Wunsch zu visualisieren." Vielleicht weißt du noch nicht, welchen Job du gern hättest, wo du leben möchtest oder wie dein Leben in einem Jahr aussehen soll. Vielleicht befindest du dich an einem entscheidenden Punkt in deinem Leben, an dem du dich verändern willst, aber nicht weißt, welche Richtung du einschlagen sollst. So geht es nicht nur dir. Tatsächlich scheinen viele Leute die Magie des Manifestierens gerade dann zu entdecken, wenn sie sich in ihrem Leben verloren, richtungslos oder festgefahren fühlen. Wenn das auf dich zutrifft, ermutige ich dich, deine Visualisierungen ausschließlich darauf zu konzentrieren, wie du dich fühlen möchtest, zum Beispiel selbstbewusster, zufriedener, leidenschaftlicher, motivierter, verliebter oder gelassener. Du kannst auf jeden Fall ein Gefühl manifestieren.

Im vergangenen Jahr habe ich sehr intensiv mit einer Klientin gearbeitet. Als sie das erste Mal zu mir kam, war sie wirklich am Tiefpunkt angelangt. Sie hatte zahlreiche Therapien und Heilmethoden ausprobiert, aber keine davon konnte ihr dauerhaft zu einer echten Veränderung verhelfen. Sie fragte mich: "Ich weiß, dass du viel über Manifestation sprichst. Kannst du mir beim Manifestieren helfen, auch wenn ich gar nicht weiß, was ich will?" Ich lächelte, nickte und fragte sie, ob sie zu einer geführten Meditation bereit wäre. Sie war einverstanden, also versetzte ich sie in einen entspannten Zustand und bat sie, sich selbst sechs Monate später zu visualisieren. Sie sollte versuchen, sich vorzustellen, wie sich ihr ideales zukünftiges Ich fühlen würde, und dieses Gefühl ganz verinnerlichen. Nachdem ich sie in die Gegenwart zurückgeführt hatte, erklärte sie, dass sie sich vor allem wünschte, morgens mit einem Gefühl von Energie und Optimismus für den Tag aufzuwachen. Wie viele andere, deren mentale oder emotionale Gesundheit labil ist, hatte auch sie sich schon lange nicht mehr so gefühlt. Durch die Visualisierung und die Frage, wie sie sich fühlen wollte, begann ihre Manifestationsreise. Innerhalb von sechs Monaten wachte sie nicht nur morgens voller Energie auf und freute sich auf den vor ihr liegenden Tag, sondern sie veränderte auch ihre innere und äußere Welt in jeder Hinsicht. Sie blühte in ihrer Arbeit, in ihren persönlichen Beziehungen und in ihrer Beziehung zu sich selbst auf, und das alles begann mit einem Gefühl.

Das größte Geschenk des Manifestierens besteht nicht darin, Materielle Dinge anzuziehen, sondern uns dabei zu helfen, die kraftvollste, authentischste, selbstliebendste und wirklich großartigste Version unserer selbst zu entfalten.

Bei der Visualisierung deiner idealen Zukunft stellst du dir nicht nur vor, was du manifestieren willst, sondern auch die Person, die du sein möchtest. Die Frage "Wer will ich werden? " ist vielleicht sogar am wichtigsten im gesamten Manifestationsprozess. Immer, wenn du dir dein zukünftiges Ich vorstellst - die Person, die du morgen, nächsten Monat, nächstes Jahr sein möchtest -, fragst du dich: Wie fühlt sich diese Version von dir körperlich, emotional und energetisch an? Wie verhält sich diese Version von dir im Alltag? Welche Gewohnheiten pflegst du? Wie gehst du mit stressigen Situationen um? Welche Werte und Überzeugungen vertrittst du? Welche Arten von Beziehungen gibt es in deinem Leben, und wie fühlst du dich in ihnen? Werde dir kristallklar darüber, wer du sein willst, und liebe diesen Menschen von Anfang an bedingungslos. Mach dir bewusst, dass diese Version bereits in dir verborgen existiert und geduldig darauf wartet, zum Leben erweckt zu werden, indem du die nächsten Schritte dieses Buches durchläufst.
Durch Meditation vertiefe ich mich in die Visualisierung meines zukünftigen Ichs. Dazu setze ich mich einfach in einen ruhigen Raum und fokussiere mich auf meinen Atem und auf das Heben und Senken meines Bauchs beim Ein- und Ausatmen. Während ich meine ganze Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment richte, spüre ich, wie Geist und Körper sich entspannen. Sobald ich in diesem entspannten Zustand bin, erlaube ich meiner Vorstellungskraft, mich in die Zukunft zu versetzen. Dann beginnt meine Visualisierung, die ich mit farbenfrohen Details und starken Gefühlen und Emotionen erfülle. In der Regel visualisiere ich zehn bis fünfzehn Minuten lang und wiederhole dies zwei- bis dreimal pro Woche.

Falls du zum ersten Mal meditierst, empfehle ich dir, eine geführte Meditation anzuhören, um dich zu entspannen oder gleich durch deine Visualisierung führen zu lassen. Im Internet findest du unzählige Meditationen - hör rein, bis du eine Stimme findest, mit der du dich identifizieren kannst. Ich nutze gern YouTube als Quelle für Visualisierungsmeditationen. Apps wie Calm und Headspace sind ebenfalls sehr beliebt und bieten eine Vielzahl an Meditationen, um dich in einen entspannten Zustand zu versetzen. Du kannst aber auch meine Website besuchen, auf der ich einige spezielle Manifestationsmeditationen zusammengestellt habe, um dich beim Visualisieren zu unterstützen (www.roxienafousi.com).


FAQ
Q: Kann man mehr als eine Sache gleichzeitig manifestieren? A: Ja, ja, ja! Viele Leute wollen mehrere Dinge gleichzeitig manifestieren, und solange sie zusammenpassen, kannst du sie auch alle zur selben Zeit manifestieren. Achte bei einer Visualisierungsmeditation jedoch darauf, dass du jeweils nur mit einem Ziel oder einem gewünschten Ergebnis in Verbindung gehst, damit du dich auch wirklich in die einzelne Vision vertiefen kannst.


Sobald du eine Vorstellung davon hast, an welchem Punkt du ankommen willst, wie du werden möchtest und welche Dinge du in deinem Leben manifestieren willst, kannst du ein Vision Board erstellen. Das ist die visuelle Darstellung deiner Wünsche und Pläne. Ein Vision Board verschafft dir einen besseren Überblick über alles, was du in deinem Leben manifestieren möchtest, und es fügt deiner Visualisierung eine weitere Dimension hinzu.

Hinweis: Bei der Visualisierung der Dinge, die du dir wünschst, oder bei der Erstellung eines Vision Boards für dein perfektes Leben solltest du wirklich ganz authentisch sein. Mit anderen Worten: Es ist wichtig, dass du dir nichts wünschst, von dem du glaubst, dass du es wünschen solltest, oder was andere sich für dich wünschen, etwa deine Eltern, Lehrer*innen oder deine Partnerin oder dein Partner. Das Vision Board ist nur dann effektiv, wenn es auch wirklich die Person repräsentiert, die du werden willst. Bitte vergleiche deine Manifestation auch nicht mit der von anderen. Du musst dir also nicht wie deine beste Freundin eine Villa wünschen.

Denk daran, dass es beim Manifestieren nicht auf materielle Dinge ankommt. Vielmehr geht es darum, dich zu ermächtigen, dein bestes Leben zu leben. Darf ich dich daran erinnern, dass abgenutzte Klischees durchaus ihre Berechtigung haben? Wahre Zufriedenheit und Freude beruhen nicht auf materiellem Besitz, sondern auf unseren Beziehungen, unserer Lebensaufgabe und auf der Möglichkeit, unser Leben so zu führen, wie es unserem authentischen Selbst entspricht. Wähl also bei der Entscheidung, was du manifestieren willst, die Wünsche aus, die dir größtmögliche Erfüllung bringen, und sei dir bewusst, dass du die einzige Person bist, die entscheiden kann, was das ist.

Ängste und Zweifel erkennen
Überleg dir, was du in dein Leben ziehen möchtest, und verpflichte dich dir selbst gegenüber, dir offen und ehrlich alle Ängste und Zweifel einzugestehen, die deine Fähigkeit zum Manifestieren beeinträchtigen könnten. Frag dich: Glaube ich wirklich, dass ich es wert bin? Vertraue ich wirklich darauf, dass ich es schaffen kann? Glaube ich wirklich, dass es mir gelingt? Welche Unsicherheiten empfinde ich jetzt in Bezug auf das Manifestieren? Welche begrenzenden Glaubenssätze blockieren mich?

Ich lade dich ein, dir einen Moment Zeit zu nehmen und an etwas zu denken, das du manifestieren möchtest. Stell es dir klar vor deinem geistigen Auge vor, und nimm dann die Ängste und Zweifel wahr, die bei der Vorstellung auftauchen, dass dein Wunsch erfüllt wird. Versuch möglichst viele Ängste und Zweifel zu identifizieren, und schreib sie auf.

Hinweis: Egal, wie leise die innere Stimme ist, die dich daran hindert, voll und ganz an dich zu glauben, hol sie hervor und schreib deine Gedanken auf, auch wenn sie sich irrational oder unlogisch anfühlen. Je besser du deine Ängste und Zweifel kennst, desto leichter fällt es dir, sie loszulassen.
Sieh dir die Ängste und Zweifel an, die du gerade identifiziert hast, und mach dir Folgendes klar: Genau diese einschränkenden Glaubenssätze und Unsicherheiten hindern dich derzeit daran, dein bestes Leben zu führen. Je mehr sie dir bewusst werden, desto weniger Macht haben sie über dich. Bewusstheit ist immer der Ausgangspunkt für jede Art von Persönlichkeitsentwicklung. Mit dieser Übung und der Identifizierung deiner begrenzenden Glaubenssätze hast du bereits den ersten Schritt zu ihrer Heilung vollzogen.

Ich empfehle dir, diese Übung für jedes einzelne Ziel zu wiederholen, das du manifestieren willst, oder um Blockaden zu erkennen, wenn du das Gefühl hast, beim Manifestieren nicht weiterzukommen. Beobachte deine Gedanken aufmerksam, und nimm wahr, wenn die Stimmen der Unsicherheit zu sprechen beginnen. Je schneller du sie identifizierst, desto einfacher kannst du sie loslassen.

Dieser Buchauszug wurde uns mit freundlicher Genehmigung vom Verlag Integral zur Verfügung gestellt. Alle 7 Schritte, um deine Träume wahr werden zu lassen, kannst du in dem gesamten Buch lesen.


Roxie Nafousi ist Persönlichkeitscoach, Botschafterin für die Mental Health Foundation, Instagram-Kummerkastentante und Mitarbeiterin der Wellness-Plattform POOSH von Kourtney Kardashian. Mit ihren Webinaren und Workshops sowie dem Podcast The Moments That Made Me begeistert sie Zigtausende Menschen. Ihr erstes Buch Manifest erscheint in 18 Ländern und steht seit Monaten auf den Bestsellerlisten in Großbritannien.

Buchtipp: Roxie Nafousi: Manifestiere! Die sieben Schritte, um deine Träume wahr werden zu lassen. Integral 3.2023, Gebundenes Buch, Pappband, 208 Seiten, 18 Euro, ISBN: 978-3-7787-9322-0


Hinweis zum Artikelbild: © RealPeopleStudio - AdobeStock



in Gedenken an Bruno Gröning


Jürgen Block: Wer sucht, findet seinen Weg
"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?" Diese Volksweisheit basiert auf Erfahrungen, die viele Menschen gemacht haben. Diese können oft eine Art Wegweiser dafür sein, wie man sein Leben wieder in die richtigen Bahnen lenken kann. Viele Menschen glauben jedoch nicht daran, dass in ihrem meist routinemäßig und eintönig verlaufenden Alltag, eine Aussicht auf "Glück", "Seelenheil" oder einfach "Gottverbundenheit" besteht. Sie sehen in Filmen oder lesen in Büchern darüber, wie nach Glück suchende Menschen auf einer Pilgerreise, bei einem Urlaub in tropischen Ländern, oder in Tibet, im Himalaya, wo man das sagenumwobene Shangri-La vermutet, so etwas wie Glück finden. Diese Selbsterfahrungsreisen oder auch der sogenannte "Tapetenwechsel" können jedoch wirklich Wunder bewirken. Man trifft andere Menschen, man wird mit anderen Lebensweisen ja Philosophien konfrontiert, die dann für einen selbst neue Fenster und Möglichkeiten eröffnen, aus dem Alltagstrott zu entfliehen.
Ja - und viele Menschen finden dabei ihr Glück und neue Erfüllung. Aber zurück zur Volksweisheit. Offenbar muss man für einen solchen Tapetenwechsel oder für die Änderung einer Sichtweise nicht in die Ferne schweifen. Es sind oft nur die wenigen Zentimeter vom Kopf zum Herzen. Es ist der Bewusstseinswandel vom Ego dominierten Verstand, der all den Gedanken Glauben schenkt, die einen so alltäglich überfallen, hin zum Herzen, zum inneren Gefühl, einer tiefen Dimension in der Stille der Seele in der man die Stimme Gottes hören kann. Der Weg zur inneren Erleuchtung beginnt - wie vieles - mit einem ersten Schritt - in die richtige Richtung. Es kommt darauf an, sich selbst ganz bewusst zu sein. Das, was man tut, soll man mit voller Aufmerksamkeit, ganz bewusst tun, um immer in der Gegenwart zu sein, ganz bewusst zu leben. Das erinnert mich an eine Geschichte über einen Straßenkehrer. Er kehrte die ihm zugeteilte Straße jeden Tag im vollen Bewusstsein und mit großer Hingabe, so wie Beethoven seine Sinfonien komponierte, so wie Michelangelo seine Malereien in der Sixtinischen Kapelle ausführte oder so wie Luciano Pavarotti die Arie "Nessun dorma" aus der Oper "Turandot" sang. Er kehrte seine Straße mit einer solchen Hingabe, sodass alle Menschen, die das sahen, sagten, hier lebt ein großer Straßenkehrer. Kommt es also gar nicht darauf an, was man tut, sondern wie man es tut? Das Besondere liegt oft nicht im Spektakulären. Das "scheinbar Selbstverständliche" wird von vielen Menschen nicht mehr als besonders wahrgenommen.
Nur wenn es fehlt, wenn wir bestimmte Dinge aufgrund von körperlichen oder seelischen Einschränkungen nicht mehr durchführen können, wenn wir Schmerzen empfinden und uns so klar wird, da stimmt etwas nicht, erst dann werden wir uns der Kleinigkeiten bewusst, die in unserem Leben doch so eine große Rolle spielen.

Lehren Bruno Grönings
Bruno Gröning (1906-1959) hielt in einer Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland Glaubensvorträge und führte die Menschen wieder zum Glauben an Gott zurück. Man kann sagen, dass er die Menschen wieder mit Gott verband. Ein Zitat von ihm:
"Das ist eine, meine Mission, nicht mein Beruf, sondern meine Berufung, meinem Nächsten zu helfen!"
Bruno Gröning sagte, dass die Kraft Gottes in Hülle und Fülle auf dieser wunderbaren Erde vorhanden ist. Nur haben viele vergessen, wie man sich mit der positiven Kraftquelle verbindet und wie man diese Kraft in den Körper aufnimmt. Dieses einfache Wissen, gab Bruno Gröning in seiner Lebenslehre weiter. Tausende und Abertausende wurden und können auch in der heutigen Zeit durch dieses Wissen gesund werden, indem sie lernen, sich mit der göttlichen Kraft, dem Heilstrom, wie Bruno Gröning diese Heilkraft auch nannte, zu verbinden, die positive Energie in sich aufzunehmen und einfach wirken zu lassen.

Buchempfehlung:
Jürgen Block: Kristalltage erleben - Wer sucht, findet seinen Weg. Ein Wegweiser auf dem Weg mit der Lehre Bruno Grönings. Bezug unter: www.jimhumbleverlag.com

Weitere Infos zu Bruno Gröning und den Freundeskreis unter www.bruno-groening.org oder YouTube-Kanal www.youtube.com/BrunoGroeningOrg oder auf Facebook unter www.facebook.com/BrunoGroeningFreundeskreis


Interviews über Bruno Gröning aus der Serie: "Birgit Häusler trifft ..."

Dieter Broers: "Keine Krankheit ist unheilbar!"
Warum gibt es kranke Menschen? Sind Krankheiten eine Art Schicksal? Oder haben Krankheiten vielleicht sogar einen Nutzen, eine Funktion auf dem Weg zu einer höheren Erkenntnis? Sind Krankheiten ein Zeichen, dass der Mensch falsche, negative Gedanken aufgenommen hat, sich mit Negativem verbunden und so die Unordnung im Körper zugelassen hat? Ansatzpunkte genug, die Birgit Häusler für ein spannendes Gespräch mit dem Biophysiker und Bestsellerautor Dieter Broers über Bruno Gröning und seine Lehre bestens zu nutzen weiß.
Am 14. Mai 2021 wurde das Interview von Birgit Häusler mit Dieter Broers auf dem YouTube-Kanal des Bruno Gröning-Freundeskreises veröffentlicht. Über 30 000 Menschen sahen die Sendung innerhalb von wenigen Tagen mit durchweg positiver Resonanz. "Keine Krankheit ist unheilbar!", diese Aussage aus dem Mund eines Wissenschaftlers in der heutigen Zeit fordert heraus, ja provoziert mindestens so sehr, wie es damals Bruno Gröning zu seinen Lebzeiten mit dem Ausspruch tat: "Es gibt kein Unheilbar!"
Mit ihrer einfühlsamen und doch präzisen Gesprächsführung gibt Birgit Häusler ihrem Gesprächspartner die Möglichkeit, viele tiefe Einblicke in sein Leben zu geben. Ein Leben, nur scheinbar im Widerspruch zwischen Wissenschaft und Spiritualität. Nein, der Bruno Gröning-Freund Dieter Broers sieht sich mehr als Mahner, Visionär und Aufklärer, als Wanderer zwischen den Welten denn als Wissenschaftler. Und dennoch, seine interdisziplinären Forschungen auf dem Gebiet der biologischen Wirkungen von Magnetfeldern und Radiowellen sind von großer Tragweite für die Medizin und die Biophysik und haben viel öffentliche Aufmerksamkeit erzeugt.
Vor über 30 Jahren hört Dieter Broers zum ersten Mal von Bruno Gröning und seiner Lehre. Er fühlt sich gleich "zu Hause angekommen". Er bezeichnet seine persönlichen Erlebnisse bei der Aufnahme der göttlichen Heilkraft, des Heilstroms*, als ein "Gottesgeschenk" und hat selbst durch den Heilstrom Hilfe erhalten. Bruno Grönings Lehre eröffne den Menschen wieder einen Zugang "zu der Welt hinter der Welt", eine Verbindung zu Gott. Wissenschaftlich ausgedrückt nennt es Broers eine Rückführung des Menschen zu Erkenntnisprozessen, die auf der geistig-seelischen Ebene liegen und die in diesem Bereich liegende Krankheitsursachen erkennbar werden lassen. Broers will das innere Erwachen der Menschen unterstützen, die Selbsterkenntnis fördern und die Menschen "an ihre innere Göttlichkeit" als ihren wahren Wesenskern erinnern. Dieter Broers: "Mein Lieblingszitat von Bruno Gröning ist: ‚Vertraue und glaube!' Damit hat Bruno Gröning die wichtigste Botschaft als Geschenk hinterlassen." (heb)

Video: Interview auf dem YouTube-Kanal des Bruno Gröning-Freundeskreises: www.youtube.com/watch?v=Wp30nHFJ9D4


"Armin Risi und Bruno Gröning"
Zürich: Die intensiven Vorarbeiten und der große Aufwand des Filmteams waren alle Mühe wert, um das Gespräch zwischen Birgit Häusler und dem agilen Veda-Botschafter*, Autor und Philosoph Armin Risi im Flughafen Zürich festzuhalten. (*Die Veden sind die heiligen Schriften der Hindus und für den Hinduismus von grundlegender Bedeutung.) Anregend und kurzweilig erläuterte der Philosoph und Forscher, was das Leben Bruno Grönings für die Menschen von heute bedeuten kann.
Armin Risi, der sich selbst als einen philosophischen Aktivisten für den Paradigmenwechsel bezeichnet, erfuhr in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre von Bruno Gröning. Beeindruckt hat ihn unter anderem Bruno Grönings Aufruf zur großen Umkehr.
Armin Risi: "Diese Verbindung mit der inneren Quelle [...], das wäre ganz konkret dieser Paradigmenwechsel, der uns allen ja so am Herzen liegt, und Bruno Grönings große Vision war es ja: eine große Umkehr [...]. Dass wir nicht einen destruktiven, von Gott abgewandten Weg gehen, der uns immer mehr in die Spaltung, in die Extreme führt." "Bruno Grönings Wirken", so Armin Risi weiter, "ist die Bestätigung der Kernaussagen aller Religionen." Das Interview mit Armin Risi bringt Erkenntnisse und tieferes Verständnis für die Situation, in der sich Bruno Gröning befand. Unter anderem beleuchtet es, warum der "kleine Mann" aus Danzig so viel Gegenwind, harsche Kritik und Widerstand erfuhr und erlebte. Armin Risi: "Wenn man weiß, was er alles durchmachte mit den Menschen auf dieser Welt, da staunt man einfach - was ist das für eine Nächstenliebe, Feindesliebe. [...] Wenn irgendjemand dieses Gebot umgesetzt hat, in aller Konsequenz, dann war es wirklich Bruno Gröning." Das am 15.04.2022 auf dem YouTube-Kanal des Bruno Gröning-Freundeskreises veröffentlichte Interview erfreut bereits mit weit über 100.000 Aufrufen und vielen positiven Kommentaren, zum Beispiel: "Überwältigend, mit welcher Freude Armin Risi alles über Bruno Gröning auf den Punkt bringt, danke."
"Ein einmaliges Interview! Wenn ein Großteil der Menschheit diese Lehre im Herzen erkennt und versteht, ist aus meiner Sicht der Weltfrieden da. Vielen Dank an Frau Häusler, Herrn Risi und alle, die das möglich gemacht haben!"


Birgit Häusler erinnert sich: Armin Risi hat mich sehr beeindruckt. Wegen seiner überkonfessionellen Denkweise, aber auch, weil er sich sehr tiefgründig mit Bruno Gröning auseinandergesetzt hat. (mks)
Video: Interview auf dem YouTube-Kanal des Bruno Gröning-Freundeskreises: www.youtube.com/watch?v=tpRNhkEJVx0



Webseite des Bruno Gröning Freundeskreis: www.bruno-groening.org

Hinweis zum Artikelbild: © Bruno Gröning Freundeskreis



Tango Argentino … von Regina Tamkus


"Zwischen dem, was gesagt, aber nicht gemeint ist, und dem, was gemeint, aber nicht gesagt ist, geht die meiste Liebe verloren." Kalil Gibran

Wer in Partnerschaft lebt, weiß aus eigener Erfahrung um die Verletzlichkeit in der Liebe. Es gibt eine Sprache, die die Liebe belastet und es gibt eine Sprache, die die Liebe zum Blühen bringt. Der Argentinische Tango kennt beide und mit seinem Wesen hilft er dem Paar, die zweite Sprache wiederzufinden.
Am Anfang, wenn Paare beginnen Tango zu lernen, werden normalerweise viele Worte ausgetauscht. Meist gehen sie darum, wie der Mann oder die Frau, was anders machen soll, wie es richtig sei, zu führen oder zu folgen, oder wie Schritte zu setzen seien, dass es sich schön anfühlt. Geschieht dies liebevoll, mit Neugierde und Offenheit, wird dabei oft etwas Wesentliches zusammen entdeckt. Ohne diese Haltung werden Worte schnell zu Vorwurf und Kontrolle.
Mich interessiert über die Jahre immer mehr der Tango selbst als weiser und sinnlicher Beziehungslehrer für Paare, die schon länger miteinander leben. Die Magie des Tangos, so paradox es klingen mag, entfaltet sich für mich dann, wenn es keine Worte mehr gibt - in der Stille!

In der Stille des eigenen und des anderen Herzens
Diese Stille ist zutiefst lebendig und intim und braucht keine Worte, um verstanden zu werden. Im Gegenteil, Worte würden diesen heiligen Raum unter Umständen, unterbrechen.
In der Stille der Herzen wird alles geboren, was das Geheimnis des Tangos ausmacht: wie Mann und Frau sich von der Musik bewegen lassen, einander fließend führen und folgen. Wie sie sich spüren und berühren zu Bewegungen, von denen sie nicht wussten, dass sie diese in sich haben, oder wie oft gegangene Schritte plötzlich zu einer frischen Quelle von Freude und Attraktivität werden.
Ich sehe es immer wieder staunend und berührt: Diese gemeinsam sinnlich erfahrene körperliche und seelische Hingabe zum Tango und seiner Musik, vertieft die Liebe und lässt das Paar leuchten.
"Ich konnte meine Frau zum ersten Mal leicht führen. Wir waren uns den ganzen Abend wortlos nah. Ich habe sie wieder zum Lachen gebracht. Ich habe mich ihm überlassen können und es war sehr schön. Ich fühle mich wieder als Frau und sehe ihn als meinen Mann."
Natürlich bleibt es nicht nur so, im Alltag wird es wieder wortreicher oder stummer und zeitweise verliert sich das Paar wieder. Doch diese Erfahrung, die das Paar im Tango macht, ist eine körperlich und seelische, die sich über die Zeit des gemeinsamen miteinander Seins in der Stille, im Üben und Tanzen verinnerlicht, das Zellwissen langsam bewohnt und von dort ihre eigene geheimnisvolle Wirkung für das Paar entfaltet.
So kann ein Mann, der es sonst seiner wortreichen Frau kaum recht machen kann, plötzlich in der stillen Umarmung des Tangos einen Tanz führen, der seine Frau berührt und sie ihm deshalb gerne folgt. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen und fühlt wieder Respekt für ihn. Er fühlt seine Aufrichtung und Führungsqualität und merkt, dass er damit attraktiv ist.
So kann eine Frau, der ihre Unabhängigkeit wichtig ist, erfahren, dass sie sich ihrem Mann im Tango überlassen kann und sie dabei an Schönheit und Weiblich sein gewinnt und nichts verliert.
Mir scheint, der Tango berührt und bewegt in Mann und Frau Wesentliches - das Natürliche. Die Sinne öffnen sich und empfangen den Duft der Haut, die Zärtlichkeit der Umarmung, die Berührung der Körper, und innen wird es warm, weit und leicht. Der Tanz ermöglicht zu erfahren, was frei von Prägung und Verletzung ist und was das Verletzte und Geprägte in der liebevollen Umarmung mithält, so, dass sich etwas tiefer in uns entspannen kann und sich die Herzen angekommen fühlen. Das ist die Basis für mich, auf der sich dann im Paar auch wieder Worte finden, die der Liebe dienen.
Wenn ich auf die tanzenden Paare schaue, sehe ich Begeisterung, interessiertes Lernen und das Ringen umeinander, wenn etwas noch nicht gelingt. Ich erlebe, wie sich Herzen öffnen, wenn etwas Unausgesprochenes ausgesprochen werden kann, wenn etwas Belastendes miteinander gehalten wird, wenn das, was wahr ist, aufscheinen kann und willkommen ist, wenn ein nicht Können wohlwollend angeschaut wird. Ich sehe leuchtende Augen und berührte Paare, die sich nahekommen.
Da erlebe ich eine Sinnlichkeit und Schönheit, die man nicht machen kann, die ich als schlicht, ehrlich und für jedes Paar einzigartig empfinde. Der Tango, der dann getanzt wird, ist ein ganz anderer, als ohne diese tieferen Berührungen.


Regina Tamkus verbindet ihre Liebe zur seelischen Arbeit mit ihrer Liebe zum Tango. Sie legt Wert auf ein Lernen, das sich langsam in der Körperlichen und seelischen Präsenz verankern kann und die individuellen Möglichkeiten des Paares im Blick hat. Sie hat ein Jahresangebot für Paare, die noch nicht Tango tanzen können, wie auch für Tango tanzende Paare, die die Qualität ihres Tanzes vertiefen wollen. Paare die glauben nicht tanzen zu können, sind besonders herzlich eingeladen. Ebenso sind Paare eingeladen, die keine Paartherapie machen würden, jedoch spüren, dass es noch mehr zwischen ihnen geben kann.

Hinweis zum Artikelbild: © Viacheslav Yakobchuk - AdobeStock


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