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Artikel aus der Ausgabe 9/10-2025 - KGS Berlin - Körper Geist Seele

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Artikel aus der Ausgabe 9/10-2025

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Wer heilt, hat der recht? ... von Wolf Sugata Schneider

Wer heilt, dem schenken wir unseren Glauben. Denn Heilung, das wollen, suchen und brauchen wir, manchmal getrieben von Panik in höchster Not. Wenn der Heiler mit seiner Methode Erfolg hatte, dann hat er damit recht, so denken wir. Ob die Heilung auch ohne seine Intervention geschehen wäre, fragt sich nach einem solchen vermeintlichen Erfolg kaum einer mehr. Wer würde da noch in diese mysteriöse Tiefe blicken wollen, in der Heilkräfte etwa nur durch eine begnadete Person hindurchgeflossen sind. Dass da also etwas Größeres durch sie, die vielleicht für sich in Anspruch nahm, Heilung bewirken zu können, wundersam Wirkung entfaltete.
Deshalb ist es durchaus angebracht, dass Heilpraktiker und Ärzte keine Heilung versprechen dürfen, sonst können sie dafür abgemahnt werden. Sie dürfen nicht einmal Wirkaussagen machen, etwa in der Art: Wenn ich diese Methode anwende, geschieht Heilung. Obwohl sich eine solche genaue Prognose doch alle wünschen.
Das Verbot von Heilungsversprechen will unserer allzu menschlichen Leichtgläubigkeit keinen Zucker geben, insoweit ist es sinnvoll. Es kann sie jedoch nicht verhindern. Allein die Ausstattung der Praxen, deren Hygiene suggerierende Gerüche, die Weißkittel-Kleidung, alles das will uns sagen: Hier werde ich geheilt. So ähnlich entfaltet auch das Ärztelatein seine schamanische Wirkung, kaum anders, als wenn die Mutter ihrem Kind auf die Wunde pustet und dabei singt: "Heile, heile Segen, morgen gibt es Regen, übermorgen Schnee, dann tut's nicht mehr weh."

Positives Denken
Über diesen "schamanischen" Teil der Heilung zu spotten ist leicht. Ebenso wie über die "nur Placebo" Wirkung von Homöopathie und anderem. Auf die 50 % der Heilkraft zu verzichten, die der Glaube bewirkt, was auch die Schulmedizin zugibt, wäre dumm. Optimismus, Zuversicht, positives Denken, alles das heilt. Hat positives Denken deshalb recht? Nicht unbedingt, würde ich sagen. Es hat Heilkraft, ist aber nicht in dem Sinne wahr, wie die Wissenschaft es von einer Aussage verlangt.

Hat Reiki recht?
Hat Handauflegen Heilkraft? Wenn eine Studie von hundert per Zufall ausgewählten Probanden, die an eine solche Heilkraft glauben, das Ergebnis mit hundert anderen vergleicht, die nicht daran glauben, und dabei die Gläubigen signifikant bessere Ergebnisse zeigen, dann gilt die Aussage von z. B. "Handauflegen begünstigt das Verschwinden von Warzen". Dann könnten wir sagen: Die Heilerin, die das beispielsweise im Rahmen von Reiki, anwendet, "hat recht".

Anekdotische Evidenz
Es kann jedoch auch sein, dass du gestern deine Wunde mit Weihwasser besprenkelt hast oder dafür Wasser genommen hast, dass gemäß Masaru Emotos Theorie mit Mozarts Kleiner Nachtmusik bespielt wurde. Daraufhin hat dein Schmerz deutlich nachgelassen. Dann würden Wissenschaftler das "anekdotische Evidenz" nennen. Damit meinen sie: Beweis durch einen Einzelfall. Denn du hast das nicht wenigstens zehn oder zwanzig Mal so gemacht und die Methode auch nicht durch den Vergleich mit einer Gruppe getestet, die nicht an die Wirkung von in dieser Weise präpariertem Wasser glaubt.

Synchronizität
Die "anekdotische Evidenz" beruht auf unserer phänomenalen menschlichen Fähigkeit unter einer großen Menge von Sinneseindrücken oder Erinnerung die auszuwählen, die für uns relevant sind. Der Faktor dieser Auswahl ist nicht etwa nur eins zu hundert, sondern eher eins zu einer Million. Wenn du gerade an deinen Partner denkst, und ein paar Sekunden später ruft er an, nimmst du das vielleicht als "Beweis" eurer tiefen Verbindung. C. G. Jung hat solche Vorfälle "Synchronizität" genannt. Der Begriff ist heute noch, auch unter wissenschaftlich gebildeten Menschen, sehr beliebt und hat viele gläubige Anhänger.
Dass du eine tiefe, wissenschaftlich noch immer kaum erklärbare, "mysteriöse" Beziehung zu deinem Partner hast, glaube ich dir auf Anhieb. Dennoch würde ich solch einen Fall von "Ich habe an dich gedacht, deshalb rufst du an" nicht als Beweis einer solchen tiefen Verbindung werten.

Auf die Auswahl kommt es an
Eher würde ich solche Vorfälle als Zeichen der enormen Fähigkeit unseres Geistes (verstanden als mind) bewerten, unter Myriaden von Ereignissen die für uns relevanten auszuwählen. Wie oft am Tag denkst du an deinen Partner? Selbst introspektiv Geübte können das kaum zählen.
Ich würde es auf mindestens tausend Mal am Tag schätzen, weil ich weiß, wie viele verschiedene Erinnerungen mir bei genauem Hinsehen pro Sekunde (!) durch den Kopf schießen. Tausend solche Erinnerungen am Tag macht bei 16 wachen Stunden eine pro Minute. Wenn dein dir innig verbundener Partner dich zwei Mal pro Tag anruft, ist die Wahrscheinlichkeit doch recht hoch, dass du gerade an ihn oder sie gedacht hast.

Siehste, hab ich's doch gewusst!
So ähnlich ist es auch bei der "erfolgreichen" Parkplatzsuche durch positives Denken und der Heilkraft durch den Glauben, der - so steht es schon in der Bibel - Berge versetzen könne. Kann er auch! Unter passenden Umständen. Vor allem mit Hilfe unseres "selektiven Denkens" kann er das, denn dieses Denken sucht sich unter den Myriaden von Vorfällen, die wir erleben, die für uns relevanten aus. Was wir nicht einordnen können und was für uns keinen Sinn ergibt, das lassen wir weg. So ergibt sich unser Weltbild, das uns in den bekannten individuellen und kollektiven Bubbles mehr trennt als eint.
Hat unser Feind oder böser Nachbar etwas Gutes getan, passt das nicht ins Bild, und unser Gedächtnis nimmt es nicht auf. Hat er auch nur eine Kleinigkeit "verbrochen", ein kleiner Fauxpas genügt dafür, dann unterstellen wir ihm Böswilligkeit und sagen: "Siehste, hab ich's doch gewusst!"

Die Frage der Triage ausweiten
Wir spotten gerne über unsere Leichtgläubigkeit und haben dabei allen Grund dazu. Grippe? Gehst du zum Arzt, ist sie nach zwei Wochen weg. Gehst du nicht zum Arzt, dauert es vierzehn Tage. Auch der Tod holt uns früher oder später, in zwei Jahren oder vierzehn Monaten, mit oder ohne Heiler. Hat deshalb kein Heiler recht? Was, wenn eine Klinik durch ihr Ärzteteam das Leben eines Todkranken um drei Wochen hat verlängern können und dafür einen Aufwand betrieben, der in einem medizinisch unterversorgten Land tausend Menschen das Leben gerettet hätte? Hat die Klinik dann mit ihrer Entscheidung recht? Dieses Problem der Triage, das in Corona-Zeiten thematisiert wurde, verdient eine ethische Betrachtung weit über die privilegierte Gruppe hinaus, die von unseren Krankenkassen versorgt wird.

Ursache und Wirkung
Die Frage, ob eine Heilung beabsichtigende Person oder Methode damit recht hat, bezieht sich auf die Behauptung einer speziellen Beziehung zwischen Ursache und Wirkung. Können wir sicher sein, dass eine bestimmte Ursache eine bestimmte Wirkung zur Folge hat, so wie das in der Physik oft der Fall ist? Eine Kugel aus einem Gewehrlauf hat das Opfer getötet. Bei Kenntnis aller Fakten lässt sich hierbei der Täter ermitteln. In der Medizin ist das in der Regel anders. Da haben wir meist ein komplexes Geschehen mit vielen Ursachen, von denen wir nicht sagen können, "die" war es.

Transkausales Universum
Noch weiter gehende Überlegungen sprechen von einem "transkausalen" Universum, in dem alles miteinander verknüpft ist. Alle Behauptungen von Ursache/Wirkung-Verbindungen würden sich dann nur unter Verlust von faktischer Wahrheit aufstellen lassen. Weil sich alles nur im Kontext verstehen lässt und die Perspektive des jeweiligen Beobachters nie außer Acht gelassen werden darf. Wer ist dann Opfer und wer Täter, wer Heiler und wer Geheilter, wer Schöpfer und wer Erschaffener?



Wolf Sugata Schneider, Jg. 52. 1985-2015. Hrsg. der Zeitschrift Connection. Autor von »Sei dir selbst ein Witz« (2022). www.connection.de, www.bewusstseinserheiterung.info, www.ankommen.website

Hinweis zum Artikelbild: © Iftikhar alam – AdobeStock



Spaltung und Heilung ... von Hermann Häfele

Viel ist von Spaltung die Rede - doch wer oder was wird da von wem gespalten? Was kann zur Heilung führen und was ist Heilung überhaupt? Und was hat das alles mit uns selbst zu tun?

Die künstliche Teilung
Die Spaltung, die wir heute erleben, zeigt sich in zahlreichen Phänomenen. Ob nun Coronazeit, Ukrainekrieg oder Klima: Alles ist inzwischen so "durchideologisiert", dass auch das Gespräch untereinander schwierig geworden ist.
Woher kommt nun die ganze Spaltung und wie konnte es soweit kommen? Caroline Raasch hat das in ihrem Buch "Wie aus Gott Google wurde", erschienen Juni 2023, brillant herausgearbeitet, und neben diversen Antworten, die man darin finden kann, ist einer der Kernsätze, dass wir in einer Zeit zunehmender Abtrennung des Funktionalen vom Geistigen leben und dass genau diese Abspaltung die Fokussierung auf das Funktionale weiter nährt.
Ein zweiter Punkt ist daneben die Sucht nach Sicherheit. Sie wird durch zahlreiche Angebote auf funktionaler Seite scheinbefriedigt. Und es ist so einfach, die Welt in richtig/falsch und gut/böse einzuteilen. Doch merkwürdigerweise wird das Bedürfnis nach Sicherheit so auch nicht gestillt, alles wird nur noch fragiler.
Durch die Unsicherheit und die seit Jahren latente Angst werden viele auf ihren Default-Modus zurückgeworfen - das heißt in eine oder mehrere der emotionalen Überlebensstrategien, die wir uns in Kinderzeiten zugelegt haben, die da sind Betäubung, Ablenkung, Kompensation, Abreagieren und Analyse. Letztlich dreht sich alles um die unterbewusste Sehnsucht, endlich innerliche Sicherheit (wieder) zu erlangen. Das Aufrechterhalten von Angst und Pseudo-Sicherheitsangeboten führen zu allmählicher Verdummung, und so sind Menschen umso leichter zu führen und zu manipulieren.

Und der Preis?
Für die Aufgabe von Freiheit zugunsten von vermeintlicher Sicherheit muss ein hoher Preis bezahlt werden. Wirklich erwachsen zu werden, erfordert den Blick auf alles zu richten, auch auf die Teile, die im Schatten liegen. Es könnte teuer werden, sich nicht darum zu kümmern. Es ist bemerkenswert, was der Mensch im Zuge der rasanten technischen Entwicklung der letzten 250 Jahre alles auf die Beine gestellt hat. Die dunkle Seite der Aufklärung ist gleichwohl die einseitige Fokussierung auf den funktionalen Fortschritt.
Mit dem Verblassen der Macht der christlichen Kirchen wurden die Wissenschaften in einen Gott-ähnlichen Status erhoben. Der Mensch ist hochmütig geworden. Er schraubt längst auf zahllosen Gebieten an der Natur (auch an seiner eigenen) herum, weil angeblich irgendetwas noch nicht "richtig" oder "suboptimal" ist.
Im Zusammenspiel zwischen Billionen-schweren Technologiekonzernen und einer korrupten Politik, welche seit Jahren faschistoide Tendenzen hat und nur noch hier und da die Farbzusammenstellung oder das Gewand wechselt, entsteht eine Technokratie, die uns sogar als Fortschritt verkauft wird.
Wenn alles unter Kontrolle ist und gleichzeitig alle Menschen in ihrer Komfortzone bleiben, dann wird auch nichts mehr bemerkt. Das, was Mensch-sein noch ausmacht - eben das "Geistig-Seelische" - wird diffamiert oder unterdrückt und droht verloren zu gehen.
Selbst viele Menschen, die langsam verstanden haben, dass die Dinge "da draußen" sich eben nicht so darstellen, wie von den meisten Medien vermittelt, hoffen immer noch, die Rettung würde von außen kommen; "… und dann wird endlich alles (wieder) gut" ist vielleicht der Satz, der sich ganz tief in ihnen abbildet. Aber nein, es wird da niemand kommen.
Jene jedoch, die begreifen, um was es wirklich geht, fragen nicht die KI, was sie tun oder glauben sollen, sondern hören auch auf die leisen, feineren Töne in sich sowie auf die Stille in sich selbst.
Gil Scott-Heron brachte es im Zuge der Bürgerrechtsbewegung in den USA mit seinem Song von 1971(!) auf den Punkt: "The Revolution will not be televised" - Die Revolution wird nicht im Fernsehen übertragen werden.
Negativ ausgedrückt geht es also um nichts Geringeres als die Zukunft der Menschen als Spezies. Nicht nur die Ereignisse im Außen, sondern eben gerade auch die Dauerabspaltung im Innen kosten enorm viel Energie - diese wird im wahrsten Sinne von unserer menschlichen Lebendigkeit und Lebenskraft abgezapft. Vielleicht mag es dann im Kollektiv so enden, wie für jemanden, der sich bis zuletzt weigert, auf die eigenen dunklen Seiten zu blicken; so jemand hat den Brief des Lebens erhalten und ihn ungeöffnet wieder zurückgeschickt.
Positiv ausgedrückt können Schockwellen auch dazu führen, dass wir wirklich die Augen aufmachen. Und wenn wir dann mit den Augen und dem Herzen schauen (siehe "Der kleine Prinz" von Antoine de St. Exupéry) und nicht aus dem eigenen Denkapparat heraus, dann können kleine und größere Wunder passieren.

Die Heilung
Heilung, beziehungsweise "heil" und sogar "heilig" haben dieselbe Wortwurzel wie das englische "whole", was "ganz, vollständig" bedeutet. Das ständige Teilen und die Betrachtung des Lebens als Stückwerk führten unter anderem in der Medizin (und nicht nur dort) zur Entwicklung von Fachidiotie auf höchstem Niveau. Eine Ausnahme ist das recht junge Gebiet der Psychoneuroimmunologie, welche erheblich stärker auf die gegenseitigen Wirkfaktoren und das Zusammenspiel vieler Einflüsse blickt. So weist einer ihrer prominentesten Vertreter, Prof. Dr. Dr. Christian Schubert (Österreicher), darauf hin, dass zahlreiche Menschen weder an Corona selbst noch an den gen-manipulierten Spritzen (die ja dann das Heil bringen sollten) gestorben sind, sondern an der Summe zahlreicher Faktoren, zu denen auch die Nebenwirkungen der Maßnahmen und die dadurch verursachten seelischen Belastungen gehörten.
Stattdessen wird behauptet, irgendwelche Computermodelle würden die Realität abbilden. Schon der polnisch-amerikanisch Wissenschaftler Alfred Korzybski sagte "Die Landkarte ist nicht das Gelände", heute würde man vielleicht ergänzen "das gilt auch für das Navi".
Heilung kann stattfinden, wenn wir den eigenen Glaubenssätzen Fragen stellen und zwar ganz besonders jenen mit Absolutheitsanspruch, und uns dem Leben anvertrauen. Das ist weniger ein Tun als ein Lassen, denn das Leben ist schon "ganz", es führt sich ohnehin selbst und strebt immer nach bestmöglicher Entfaltung.
Neben der Gesundheit gäbe es noch ungezählte andere Beispiele. In jedem Falle findet "da draußen" tatsächlich ein Krieg statt - ein Krieg um unser Bewusstsein. Gruselig aber wahr ist: bei der NATO beschäftigen sich inzwischen ganze Abteilungen nur mit Bewusstseinsbeeinflussung.
Ein erster wertvoller Anfang könnte sein, wenn wir weniger davon glauben, was uns alles so vorgesetzt wird und uns nicht ständig ablenken lassen. Kümmern wir uns stattdessen um unsere eigene Heldenreise, um unsere persönliche Entfaltung und um unser eigenes Erwachsenwerden. Wann kann das sein? Immer jetzt! Denn so heißt es am Ende des Songs von Gil Scott-Heron: "The revolution will put you in the driver's seat, […] it will be live" - Die Revolution wird dich in den Fahrersitz setzen, sie wird live stattfinden.



Hermann Häfele unterstützt praxisorientiert Menschen, ihren „Roten Faden“ zu finden und in ihrer persönlichen Selbstentfaltung. Er bietet kraftvolles Coaching an zu beruflicher Neuorientierung, bei Stress und Ängsten sowie zu Kommunikation und Beziehungen. Weitere Informationen unter www.roter-faden-coaching.de

Hinweis zum Artikelbild: © Who is Danny – AdobeStock



Wenn Entwicklungsdrang zur Flucht wird ... Bianka Seidl

5 Gründe, warum wir wahre Tiefe meiden

Du stehst in der Lebensmitte, hast beruflich wie privat viel erreicht und dein Soll erfüllt. Eigentlich müsstest du zufrieden sein, doch tief in dir nagt eine Unzufriedenheit. Du spürst eine Sehnsucht nach Veränderung, nach einem authentischeren, erfüllteren Leben, indem du endlich ganz du selbst sein kannst. Du hast bereits unzählige Bücher gelesen, Workshops besucht und dich in Methoden wie Familienaufstellungen oder Innere-Kind-Arbeit vertieft. Vielleicht denkst du: "Das habe ich doch alles schon gemacht!" Und doch drehst du dich im Kreis. Das Gefühl, noch immer nicht bei dir selbst angekommen zu sein, wird stärker. Kennst du das?
Nachfolgend erforschen wir, warum viele Suchende die tiefere Begegnung mit sich selbst meiden und deshalb das, wonach sie sich zutiefst sehnen, nicht erfahren.

1. Der Mythos der "erledigten" Arbeit: Warum Tiefe Reife fordert
Gerade jetzt, in Zeiten großer Umbrüche im Außen, wo sich die Welt rasant verändert und alte Sicherheiten wanken, wird der Blick nach innen zur absoluten Notwendigkeit. Es geht nicht mehr um einen "spirituellen Luxus", sondern um ein fundamentales Zurückgeworfen-werden auf uns selbst. Inmitten dieser äußeren Turbulenzen ist die echte innere Entwicklung entscheidender denn je. Sie ist der Anker, der uns Stabilität und Orientierung gibt, wenn das Außen chaotisch wird. Und genau hier liegt oft ein entscheidendes Missverständnis, das mir in meiner Praxis mit Klienten oft begegnet: Es geht nicht darum, wie viele Methoden du ausprobiert hast, sondern wie tief du wirklich bereit warst, dich einzulassen. Die Heilung am Kern - die Begegnung mit den tiefsten Schattenaspekten deiner selbst - ist kein Sprint, sondern braucht einen Prozess des Heranreifens. Oftmals waren wir bei früheren Versuchen, so wertvoll sie auch waren, schlicht noch nicht reif genug, uns jenen tieferliegenden Schichten zuzuwenden, die den wahren Ursprung unserer Blockaden bergen. Es ist ein Akt der Selbstliebe und des Mutes, zu erkennen, dass der Weg in die eigene Tiefe dort beginnt, wo die oberflächlichen Lösungen enden und wo wir uns dem Unbekannten, oft auch dem Unbequemen, stellen müssen.

2. Spirituelles Hobbing: Die Suche, die zur Flucht wird
In einer Welt, die uns ein scheinbar grenzenloses Angebot an Wegen zu persönlichem Wachstum und spirituellem Erwachen präsentiert, ist es leicht, sich zu verlieren. Von Retreat zu Retreat, von Guru zu Guru, von Methode zu Methode - viele Suchende entwickeln eine Art "spirituelles Hobbing". Sie springen von einem Angebot zum nächsten, stets auf der Suche nach dem nächsten Aha-Erlebnis, der neuesten Technik, die endlich die ersehnte Erlösung bringen soll.
Wenn sich das Ich für die Seele öffnet und beginnt ihr Reich zu erkunden, passiert es folgerichtig auch, dass wir in die Abgründe der Seele blicken werden. Viele fürchten sich davor und wollen daher immer nur "himmlische, spirituelle Erfahrungen". Was zwangsläufig zur Verdrängung der dunklen Anteile führt. Die spirituelle Szene in der äußeren Welt ist voll davon. Oftmals wird gechannelt, ohne die Informationsquelle zu kennen, ohne die Ebene zu kennen, aus der diese Informationen stammen. Bei mir hat sich das anfangs sicherlich auch mit reingemischt, doch irgendetwas in mir hat mir immer geholfen, Maß zu halten - auch damals, als ich eine Phase in meinen Zwanzigern in Süchte wie Bulimie, Alkohol und leichte Drogen gestürzt bin. Aus all dem hat mich eine innere Kraft wieder herausgeholt. Es braucht daher ein starkes Ich, um die Welt der Seele zu erforschen. Doch viele flüchten in die spirituelle Welt, weil sie mit der irdischen Welt nicht klarkommen.
Dieses konstante Hüpfen von Angebot zu Angebot oder ehrlich gesagt von Erleichterung zu Erleichterung, wenn auch nur kurzfristig, ist jedoch oft eine subtile Flucht vor der eigentlichen Aufgabe: der echten, tiefen Begegnung mit den eigenen Schattenaspekten. Es ist bequemer, sich mit neuem Wissen oder kurzfristigen "Highs" zu betäuben, als sich den oft schmerzhaften Wahrheiten der eigenen Psyche zu stellen. So wird die oberflächliche Beschäftigung zum Schutzschild gegen die erforderliche Tiefe. Und genau hier zeigt sich eine weitere tiefe Wahrheit, die Carl Gustav Jung einst formulierte: "Alles, was wir in unserem Inneren nicht erlösen, kommt uns im Außen als Schicksal entgegen." Diese unerlösten Anteile manifestieren sich immer wieder in unserem Leben, solange wir den tiefen, ehrlichen Blick nach innen scheuen.

3. Die Angst vor der Stille: Wenn Alleinsein gemieden wird
Der Weg in die Tiefe beginnt oft dort, wo es still wird. Dort, wo die Ablenkungen des Außen verstummen und wir mit uns selbst konfrontiert sind. Doch das Meiden des Alleinseins ist ein zentraler Aspekt dieser Fluchtbewegung. In unserer vernetzten, lärmenden Welt fällt es vielen schwer, die Stille auszuhalten. Stille kann uns mit innerer Leere, unangenehmen Gefühlen oder ungelösten Konflikten konfrontieren, denen wir sonst erfolgreich ausweichen. Lieber füllen wir jede freie Minute mit Kommunikation, Konsum oder der nächsten "spirituellen" Beschäftigung, anstatt uns dem unbequemen Raum des Alleinseins hinzugeben, der jedoch oft das Tor zu tiefen Erkenntnissen und wahrer Selbstverbindung ist. Wahre Innenschau erfordert eine Bereitschaft, die Einsamkeit, die Stille und die manchmal aufkommende Leere als Teil des Prozesses zu akzeptieren.

4. Die Illusion des schnellen Erfolgs und oberflächliche Transformation
Der moderne Markt für Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität floriert mit Versprechen von schnellem Erfolg und müheloser Transformation. Schlagzeilen wie "Werde in X Tagen glücklich" oder "Meistere Y in Z Schritten" prägen die Erwartungshaltung vieler Suchender.
Dies fördert die Annahme, dass tiefe Transformation ohne echte Anstrengung, ohne Schmerz und ohne lange Auseinandersetzung möglich ist. Wenn diese schnelle Lösung ausbleibt oder die Wirkung oberflächlich bleibt, wird leicht zum nächsten Angebot gewechselt. Hier wird das Sammeln von theoretischem Wissen mit dem notwendigen, oft mühsamen Integrationsprozess verwechselt, der allein zu echtem, nachhaltigem Wachstum führt. Die Diskrepanz zwischen der Erwartung und der Realität fördert die Tendenz zum "Hobbing", da die Bereitschaft zur Geduld und Ausdauer fehlt.

5. Der Spirituelle Bypass: Wenn das Ego sich tarnen lernt
Ein besonders tückischer Aspekt der Flucht in die Oberfläche ist der sogenannte "spirituelle Bypass". Hierbei werden spirituelle Konzepte, Praktiken und Überzeugungen dazu genutzt, um sich der notwendigen emotionalen und psychologischen Arbeit zu entziehen. Das Ego - das kleine Ich - neigt dazu, sich in der Welt der Seele mit den "guten und heiligen Rollen" zu identifizieren. Sie stellen sich Licht vor, statt die Dunkelheit, ihre Schatten, zu durchlichten. Manche suchen sich Gurus und bleiben hängen, weil sie anhaften und das Göttliche im Außen verehren, statt in sich selbst zu suchen und zu entdecken.
Wer das Reich der Seele betritt, muss auch in den Abgrund schauen und die schwarze Nacht der Seele durchwandern - ohne Licht, umgeben von Verzweiflung und Desorientierung, Schmerz, Angst und Ohnmacht. Wenn dann ein wenig Licht kommt, ist die Gefahr groß, Täuschungen zu erliegen - ähnlich einem Spaziergang im Mondlicht, wo ein Stock wie eine Schlange aussieht und sofort die Angst hochkriecht. Jeder Täuschung muss eine Enttäuschung folgen, und wer zu früh nach den Sternen greift, oder wie Ikarus zur Sonne fliegt, der wird enttäuscht oder stürzt in die Tiefe.
Das Ego, die konditionierte Persona, das kleine Ich möchte nur einen Pol vom Leben erfahren - das Gute, das Schöne, das Gesunde. Anstatt Wut oder Trauer zu fühlen, wird "Positivität" forciert; anstatt sich ungelösten Konflikten zu stellen, wird "Loslassen" oder "Akzeptanz" gepredigt, ohne die zugrunde liegenden Ursachen wirklich anzugehen. Es ist eine Form der Verleugnung und Vermeidung, elegant verpackt in spirituellen Begriffen, die uns daran hindert, wirklich in unsere Tiefe vorzudringen und uns mit unserem wahren Wesen zu verbinden. Wahre Transformation fordert uns auf, hinzuschauen, wo es wehtut, und nicht nur dort, wo es angenehm und bequem ist. Die Wahrheit ist oftmals schmerzhaft wie eine Ohrfeige, aber immer befreit sie uns.
Das Leben spielt sich hier auf der Erde zwischen zwei Polen ab, und beide zusammen ergeben ein Ganzes, ein Heil-sein. Darum ist es mir wichtig auch immer wieder auf die Gesetzmäßigkeiten des Lebens hinzuweisen: Wie oben so unten - wie innen so außen. Je mehr wir sie erkennen, verstehen und auch leben, helfen sie uns, in Einklang zu gelangen mit unserer Seele und ihren Rhythmen, mit uns Selbst und damit auch mit der Welt.

Fazit: Erst das mutige Schürfen in der Tiefe bringt das innere Gold ans Licht
Die Suche nach Sinn und Erfüllung in der Lebensmitte ist die Sehnsucht nach dir selbst, nach dem Echten und Wahren in deinem Kern. Doch wie wir gesehen haben, kann der Drang nach Entwicklung leicht zur Flucht vor dem Wesentlichen werden. Ob durch das oberflächliche "spirituelle Hobbing", die Angst vor der heilsamen Stille oder den geschickten Schleier des spirituellen Bypass - all diese Mechanismen halten uns davon ab, uns wirklich den tiefsten Schichten unseres Seins zuzuwenden. Doch gerade jetzt, in einer Zeit globaler Umbrüche, ist die Hinwendung nach innen keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Es ist der Weg, um in uns selbst einen Anker zu finden, wenn das Außen unsicher wird.
Die Welt ist ein Spiegel. Indem wir uns den Abgründen der Seele stellen, wird es möglich, das darin verborgene Gold zu bergen, es zurückzubringen in die Gemeinschaft und es zu teilen als das verkörperte Selbst. Das habe ich auf meiner Entwicklungsreise in meiner Innenschau klar erkannt. In meinem Erstlingswerk "Die Zeit ist reif...!" habe ich geschrieben: "So lass mich doch zu Grunde gehen." Damit meinte ich, ganz unten am Grund anzukommen, um die Wahrheit zu ergründen, die Illusionen zu durchschauen und der nackten Wahrheit ins Gesicht sehen zu können.

Wahres Wachstum und authentische Erfüllung liegen nicht in der Anzahl der absolvierten Seminare oder der gelesenen Bücher, sondern in der Bereitschaft, sich den eigenen Wurzeln und Schatten zu stellen. Es geht darum, das unbequeme Terrain der inneren Auseinandersetzung zu betreten und jene unerlösten Anteile anzunehmen, die Jung als unser "Schicksal im Außen" beschrieb. Diese Reise erfordert Mut, Geduld und oft auch professionelle Begleitung, aber sie ist die einzige, die dich wirklich zu deinem wahren Selbst und zu einem Leben voller Lebendigkeit, Kraft und Authentizität führt.

Bist du bereit? Dann stell dir folgende Fragen:
1. Wo in deinem Leben spürst du noch Widerstand oder wiederkehrende Muster, die auf ungelöste innere Themen hindeuten könnten?
2. Welche äußere Ablenkung oder "spirituelle" Aktivität könnte dich gerade davon abhalten, wirklich in die Stille und zu dir selbst zu gehen?
3. Welchen ersten kleinen Schritt könntest du heute tun, um dich einem Schattenanteil oder einem unbequemen Gefühl mutig zu stellen, anstatt davor zu flüchten?

Der Ruf deiner Seele ist unüberhörbar. Sie ruft dich, dich in deiner wahren Essenz zu erfahren. Es ist Zeit, die Fesseln der Vergangenheit zu lösen, dein inneres Gold zu bergen und die/der zu werden, die/der du im Kern wirklich bist.



Bianka Maria Seidl, spirituelle Mentorin, Expertin für Ahnenarbeit & Selbstverwirklichung, Autorin, Künstlerin. Seit über 35 Jahren selbständig, begleitet sie Frauen dabei, sich von familiären Prägungen zu lösen, ihre eigene Wahrheit zu leben und in ein freies, schöpferisches Dasein hineinzureifen. Sie ist Buchautorin („Schamanische Ahnenarbeit“) und veröffentlicht regelmäßig Beiträge in Online- und Printmedien. Ihr Wirken verbindet Tiefe mit Klarheit und öffent Räume für echtes Erinnern, inneren Frieden und gelebte Seelenkraft. Webseite: www.biankaseidl.de

In ihrem Kunstraum „LishareArt“ präsentiert sie Dialoge mit der Seele, visuelle Echos innerer Prozesse & Transformationen hin zur Essenz des Seins. Mehr unter: www.biankaseidl.de/lishareart


Hinweis zum Artikelbild: © iuricazac – AdobeStock



Empathie ist etwas Schönes – aber sie darf nicht zur Selbstaufopferung führen ... Interview mit Terri Cole

"Wenn Sie sich chronisch erschöpft und nachtragend fühlen oder das Gefühl haben, dass Ihre Beziehungen Sie auslaugen, ist es an der Zeit, gesündere Grenzen zu finden und Ihr eigenes Wohlbefinden in den Vordergrund zu stellen. Ich möchte Ihnen helfen, den Kreislauf von Überforderung, Überfunktion und emotionaler Erschöpfung zu durchbrechen und Ihre Energie, Zeit und ihren Selbstwert zurück-zugewinnen - ohne Schuldgefühle." Terri Cole zeigt in ihrem Ratgeber "Too Much!", wie man aus dem Hamsterrad des "Zuviels" ausbrechen, die eigenen emotionalen Muster heilen und das richtige Maß an (Selbst-)Fürsorge finden kann.

Nach Ihrem Bestseller "Boundary Boss" erscheint Ihr neues Buch in deutscher Sprache. Worauf dürfen sich die Leserinnen und Leser von "Too Much!" freuen?
Terri Cole: "Too Much!" hilft engagierten, einfühlsamen Menschen, den Kreislauf von Überforderung, Überfunktion und emotionaler Erschöpfung zu durchbrechen. Die Leserinnen und Leser werden lernen, gesündere Grenzen zu setzen, ihre Muster "hochfunktionaler Co-Abhängigkeit" (wie ich es nenne) zu erkennen und ihre Energie, Zeit und ihren Selbstwert zurückzugewinnen - ohne Schuldgefühle.

Für Ihr Buch haben Sie das eben erwähnte Konzept der "hochfunktionalen Co-Abhängigkeit" (HFC) entwickelt. Welche Erfahrungen haben Sie dazu inspiriert, und was ist genau darunter zu verstehen?
Terri Cole: In meiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Therapeut habe ich ein Muster bei engagierten Klientinnen und Klienten festgestellt, die zwar erfolgreich zu sein schienen, aber innerlich ausgebrannt und erschöpft waren, weil sie sich stets um die Bedürfnisse aller anderen kümmerten. "HFCs" sind übermäßig an den Gefühlen, Entscheidungen, Erfahrungen und Resultaten anderer beteiligt, während sie aussehen, als hätten sie alles im Griff. Das ist eine spezielle Form der Co-Abhängigkeit, nur mit einem besseren "Branding".

Es sind insbesondere erfolgreiche, engagierte und empathische Menschen, die sich für alles und alle anderen verantwortlich fühlen und dementsprechend handeln. Was löst dieses Übermaß an Einfühlung und Funktionalität aus, und welche Folgen hat es für die Betroffenen?
Terri Cole: Dieses Muster beginnt oft in der Kindheit, wenn Liebe und Sicherheit an Bedingungen geknüpft sind. Übermäßige Empathie wird zu einer Überlebensstrategie. Der später zu zahlende Preis dafür? Chronischer Stress, Verbitterung, Überlastung, Burnout und Beziehungen, die sich einseitig oder unerfüllt anfühlen.

Wer "Co-Abhängigkeit" hört, denkt meist an die Partner oder Familien von Suchtkranken. Was haben diese mit HFC gemeinsam, und worin besteht der Unterschied?
Terri Cole: Sowohl herkömmliche Co-Abhängige als auch HFCs stellen die Bedürfnisse anderer vor ihre eigenen und haben mit ihren Grenzen zu kämpfen. Der Unterschied ist, dass HFCs dazu neigen, sehr fähig und nach außen hin erfolgreich zu sein, und sich oft nicht bewusst sind, dass ihr selbstaufopferndes Verhalten eigentlich co-abhängig und ungesund ist.

Für andere da zu sein, selbstlos, einfühlsam und fürsorglich zu sein, sind Werte und Verhaltensweisen, die sozial erwünscht sind und durch die Erziehung vermittelt werden. Wo beginnt hier die Dysfunktionalität, und wie erkenne ich, dass etwas dagegen unternommen werden muss?
Terri Cole: Empathie ist etwas Schönes und Wichtiges - aber wenn sie zur Selbstaufgabe und Selbstaufopferung führt, wird sie dysfunktional. Wenn Sie sich chronisch erschöpft und nachtragend fühlen oder das Gefühl haben, dass Ihre Beziehungen Sie auslaugen, ist es an der Zeit, gesündere Grenzen zu finden und Ihr eigenes Wohlbefinden in den Vordergrund zu stellen.

Bei den von HFC Betroffenen dreht sich alles um Beziehungen, doch sind diese meist unausgewogen oder gar toxisch. Warum geraten HFCs oft an narzisstische Partner, und wie lässt sich dieses Beziehungschaos überwinden?
Terri Cole: HFCs sind darauf konditioniert, sich Liebe zu verdienen, indem sie zu viel geben oder sich selbst hintanstellen und "dienen" - das kann Narzissten anziehen, die gerne nehmen und bedient werden wollen! Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, müssen wir unser Selbstwertgefühl steigern, unsere emotionalen Muster heilen und lernen, für beide Seiten erfüllende Beziehungen zu wählen.

Mit Ihrem Podcast "The Terri Cole Show" inspirieren Sie wöchentlich mehr als 250.000 Zuhörer, und über die sozialen Medien erreichen Sie rund 500.000 Follower. Worin besteht Ihr Erfolgsgeheimnis, und was spricht die Menschen Ihrer Meinung nach besonders an?
Terri Cole: Ich bin eine von ihnen. Alles, was ich lehre, ist etwas, das ich persönlich lernen musste. Ich verpflichte mich auch, meine Wahrheit liebevoll zu sagen und jede Woche umsetzbare Werkzeuge zu liefern, die funktionieren. Die Menschen bestätigen mir, dass sie von meinem direkten und doch mitfühlenden Ansatz begeistert sind und es zu schätzen wissen, dass ich das, was ich lehre, erlebt und gelebt habe. Ich helfe ihnen, sich gesehen und verstanden zu fühlen, und ermächtige sie, sich zu verändern. Sie glauben mir: Wenn ich mich ändern, wachsen und mich weiterentwickeln konnte und kann, dann können sie das auch. Sie wissen, dass ich mich aufrichtig dafür einsetze, dass sie im Leben das bekommen, was sie wollen.



Terri Cole ist zugelassene Psychotherapeutin und Expertin für Beziehungen und Empowerment. Seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeitet Terri Cole mit einer Vielzahl von Klienten zusammen, die von Hausfrauen bis hin zu Prominenten und Fortune-500-CEOs reichen. Sie hat die Gabe, komplexe psychologische Konzepte verständlich und umsetzbar zu vermitteln, sodass ihre Leserinnen und Leser nachhaltige Veränderungen erreichen können. Über ihren Blog, ihre Social-Media-Kanäle, ihre Kurse und ihren beliebten Podcast, die Terri Cole Show, inspiriert sie wöchentlich rund eine halbe Million Menschen. Die englische Originalausgabe ihres Bestsellers „Boundary Boss“ hat sich weit über 100.000-mal verkauft und erscheint in 18 Sprachen. Das Buch „Too Much!“ ist erhältlich unter: http://www.mankau-verlag.de

Hinweis zum Artikelbild: © splendens – AdobeStock



Der Rumpelstilzchen-Effekt ... von Peter Maier

Der kanadische Arzt und Trauma-Forscher Dr. Gabor Maté setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, auf die Hintergründe gerade von chronischen Krankheiten zu blicken. Zunächst von vielen seiner Standesgenossen belächelt, ist er heute zu einem der wichtigsten Experten für Trauma-Heilung geworden. Seine Bücher zu dieser Thematik sind Bestseller. Gerade in frühkindlichen Erlebnissen und Prägungen erkennt Dr. Maté die Ursachen für viele v. a. chronische Leiden, die die herkömmliche Schulmedizin durch reine Symptom-Behandlung wieder aus der Welt schaffen will. Oft ohne Erfolg!

Wenn man dagegen nach den als Baby und als Kind erfahrenen Schocks und eingeübten, oft sehr schädlichen Verhaltensmuster sucht und sie aufdecken kann, werden die eigentlichen Ursachen sichtbar, die für die späteren Krankheiten verantwortlich sind: unbehandelte seelische Traumata, unaufgelöste schädliche Emotionen und ihre krank machenden Bewältigungsstrategien. Der Vorteil: Man kann mit diesem Ansatz bei der Behandlung der Patienten ganzheitlicher vorgehen, indem man neben operativen und medikamentösen Maßnahmen zugleich auch emotionale Aspekte mit berücksichtigt oder diese sogar ins Zentrum der ärztlichen Aufmerksamkeit stellt: etwa toxische Einprägungen aus der Kindheit.

Der Ansatz von Dr. Gabor Maté
Nach der tiefen Überzeugung von Dr. Maté wird das Leben eines jeden Menschen durch zwei Urkräfte gesteuert und bestimmt: Einmal möchte jeder gemäß seiner Authentizität leben dürfen. Jedes Baby, das auf die Welt kommt, hat bereits diese Anlage zur Authentizität in sich. Daher wäre es gut, wenn seine Eltern dieses "Göttliche Selbst" ihres Kindes erkennen und achten und alles dafür tun, dass sich ihr Kind seinen Anlagen und seinem "Sein" entsprechend entfalten kann.

Leider aber sind so viele Eltern selbst nicht wirklich präsent und authentisch, sondern werden ihrerseits von Prägungen und Mustern bestimmt, die sie wiederum von ihren wichtigsten Bezugspersonen in ihrer eigenen Kindheit erhalten haben. Sie haben daher oft bestimmte Vorstellungen, wie ihr Kind sein und wie es sich verhalten soll, damit sie sich als Eltern wohl und glücklich fühlen mit ihrem Kind und stolz sein können auf ihr "Produkt". Diese Vorstellungen wollen sie nun - oft im guten Glauben, in den meisten Fällen aber unbewusst - ihrerseits ihrem Kind einprägen und mitgeben. Oft sind diese, ihre Intentionen aber völlig diametral zum eigentlichen Wesen und zur Authentizität ihres Kindes.

Das Kind wiederum weiß instinktiv, dass es alles dafür tun muss, damit es die Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe seiner Eltern bekommt. Es muss sich also den Wünschen und Vorstellungen seiner Eltern unbedingt öffnen und diese so weit als möglich erfüllen. In diesem Verhalten des Kindes liegt somit die zweite Urkraft: den Eltern gefallen wollen, um ihre Liebe zu bekommen. Es würde seelisch vor die Hunde gehen, wenn es von seinen Eltern abgelehnt und feindselig behandelt würde. In so vielen Fällen wird es daher ein angepasstes Kind werden, oft sehr weit entfernt von seiner wahren Authentizität und von seinem eigentlichen Selbst. Ja, nicht selten muss sich das Kind völlig verbiegen, um ja nicht die Liebe der Eltern zu verlieren, die sie als emotionale Nahrung zum Überleben unbedingt braucht.

Nach Auffassung von Dr. Maté ist die Seele eines Menschen zwar sehr geduldig, sie lässt es sich auf Dauer aber nicht gefallen, wenn solch eine Total-Verbiegung im Sozialisationsprozess, in der Kindheit und Jugend, stattgefunden hat. Wenn die elementarsten Bedürfnisse des Kindes nicht gesehen und nicht erfüllt werden konnten, weil das Kind sich unbedingt an die Elternwünsche anpassen musste, um psychisch zu überleben, erfährt seine Seele tiefe Wunden. Da diese oft unbewusst bleiben, von vielen Menschen nicht erkannt und gar nicht mehr gefühlt werden, gibt es später im Erwachsenenalter mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Symptom-Verschiebung von der Seele in den Körper: starke Leiden wie Krebs oder Autoimmunerkrankungen sind oft die Folge.

Da die wirklichen und eigentlichen Ursachen solcher chronischen Erkrankungen sowohl dem Patienten selbst als auch den Ärzten, die in der Regel gar nicht nach solchen Ursachen forschen, sondern nur auf die Symptome selbst blicken, in den meisten Fällen verborgen bleiben oder überhaupt nicht interessieren, können Operationen und starke Medikamente das Problem oft nicht wirklich lösen. Dabei steckt hinter vielen körperlichen Symptomen in Wahrheit ein "Schrei der Seele". Sie will sich in der jeweiligen Krankheit bemerkbar machen und die Betroffenen dazu aufrütteln, doch das Leid ihrer Seele zu erkennen und Abhilfe zu schaffen.

Ungeheilte frühkindliche Emotionen als Ursachen für Krebs
Dr. Maté, der gerade auch in Krebsleiden eine chronische Erkrankung sieht, kommt aufgrund vieler Studien und der eigenen Erfahrung in seiner Arztpraxis etwa bei Brustkrebs von Frauen zu folgendem Schluss: "In den meisten Fällen von Brustkrebs liegen die Belastungen im Verborgenen und sind chronischer Natur. Sie stammen aus Kindheitserfahrungen, früher emotionaler Programmierung und unbewussten psychologischen Bewältigungsstilen. Sie sammeln sich im Laufe eines Lebens an und machen einen Menschen damit anfällig für Krankheiten."1 Bei einer seiner Patientinnen (Michelle) für Brustkrebs kommt Dr. Gabor zu folgender Erkenntnis:

"Michelle wuchs in einem Zuhause auf, in dem beide Eltern Alkoholiker waren. Sie glaubt heute, dass ihre Tumorerkrankung mit frühen Erfahrungen zusammenhängt, die geprägt haben, wie sie dem Leben begegnet. Sie hat versucht, ihre Situation mit Mitteln zu bewältigen, die unbewusst ihre über viele Jahre angestaute Stresslast noch erhöhte - zum Beispiel, indem sie sich eher um die emotionalen Bedürfnisse anderer kümmerte als um ihre eigenen. 'Ich war mein ganzes Leben lang verwirrt', sagt sie, 'und ich denke, dass mein Krebs etwas mit Verwirrung zu tun hatte. So sehr ich auch glaube und verstehe, dass meine Eltern uns liebten, so gut sie es vermochten, war es eine äußerst verwirrende Beziehung und ein sehr verwirrendes familiäres Umfeld, weil sie Alkoholiker waren und heute noch sind. Sie sind lieblos, obwohl Liebe da ist.'" (2)

Nach Auffassung vieler Studien, die Dr. Maté als Bestätigung seiner Haltung anführt, sind die Frauen anfälliger für Brustkrebs,
o deren Kindheit durch emotionale Abkopplung von ihren Eltern gekennzeichnet waren;
o die in ihrer Kindheit lernen mussten, Emotionen, vor allem Wut, zu verdrängen;
o denen es auch im Erwachsenenalter als Folge dieser Erziehung an nährenden sozialen Kontakten mangelt;
o die zu zwanghaft fürsorglichen Typen geworden sind, weil sie diese Rolle schon als Kinder gegenüber ihren Eltern spielen mussten;
o deren frühe Lebensphase durch hohen Stress im Elternhaus gekennzeichnet war.

Die meisten dieser Ursachen stehen auch hinter anderen Krebserkrankungen, nicht nur bei Frauen. In den wenigsten Fällen hat Krebs genetische Ursachen, entgegen der Behauptung von vielen Medizinern heute. Viel wichtiger dafür sind Umwelteinflüsse. Starke Gefühle schütten in der Regel Hormone aus, die im Falle von toxischen Emotionen hohen Stress erzeugen und dann für das Krebswachstum verantwortlich sein können. So sagt Dr. Maté im Gegensatz zur Auffassung von vielen (Schul)Medizinern heute:

"Eine Trennung zwischen Hormonen und Emotionen ist ein künstliches Konstrukt. Es trifft durchaus zu, dass Hormone bösartige Tumore fördern oder hemmen, aber es ist falsch, dass deren Einfluss nichts mit Stress zu tun hat. Emotionen wirken genau genommen vor allem durch die Wirkung von Hormonen biologisch an der Entstehung von Krebs mit. Einige Hormone - zum Beispiel Östrogen - fördern das Tumorwachstum. Andere unterstützen die Krebsentwicklung, indem sie die Fähigkeit des Immunsystems schwächen, bösartige Zellen zu zerstören. Die Hormonproduktion wird stark durch psychischen Stress beeinflusst." (3)

Nach Dr. Maté hängen folgende vier Systeme im menschlichen Körper untrennbar zusammen:

1. Die Emotionen als auslösende Ursache werden stets im Gehirn registriert und hinterlassen dort einen Eindruck.
2. Das Hormonsystem ist eng mit dem Zentrum im Gehirn verbunden ist, in denen Emotionen registriert, erfahren und gedeutet werden.
3. Der Hormonapparat und die emotionalen Zentren sind wiederum eng an das Immunsystem gekoppelt, das Eindringlinge jeder Art abwehrt.
4. Ebenso ist das ganze Nervensystem mit allen anderen drei Systemen verbunden und reagiert darauf.

Somit sind alle vier Systeme nicht getrennt voneinander zu sehen, sondern vielmehr eng aneinander gekoppelt. Sie bilden ein "Supersystem", das als Einheit den Körper vor Eindringlingen von außen und Störungen des inneren physiologischen Zustands schützt. Emotionale Faktoren jedoch können das Immunsystem stärken oder schwächen. Daher kommen Studien zu dem Schluss, dass für das Überleben der Patienten mit Krebs emotionale Faktoren und soziales Eingebunden-sein wichtiger sind als das Ausmaß der Krankheit selbst.(4)

Chronische Krankheiten - ein Schrei der Seele
Fazit: In vielen Fällen von chronischen Leiden wie Krebs, Multiple Sklerose oder rheumatoide Arthritis sind psychische Faktoren ausschlaggebend - oft toxisch gewordene Emotionen aus früher Kindheit. Diese sind dadurch entstanden, dass Kinder gerade in ihren Familien oder im Umfeld davon Schlimmes erlebt haben, was damals nicht verarbeitet werden konnte; oder dass sich die Kinder von Anfang an in ihrem Sein so verbiegen mussten, dass fast nichts mehr von ihrer ursprünglichen Authentizität und ihrem eigentlichen Selbst übrig geblieben ist. Dies nämlich bedeutet dann einen hohen und bleibenden Stress für die Seele.

Gerade bei unerkannten und unbewältigten Traumata gilt eben das Sprichwort nicht, dass "die Zeit alle Wunden heilt". Im Gegenteil! Bei einer Trauma-Wunde ist es für den Betroffenen so, als ob die dazugehörige psychische Verletzung gerade erst gestern passiert wäre, selbst wenn das traumatische Erlebnis in Wahrheit schon Jahre oder sogar Jahrzehnte zurück liegt. Wie aber können solche emotionalen Wunden, überhaupt entdeckt und dann geheilt werden?

Zwar sind erlebte Traumata in der Kindheit natürlich nicht mehr zu ändern. Wohl aber sind die bleibenden Wunden heilbar, die diese Traumata hervorgerufen haben und die seit so vielen Jahren schon unbehandelt blieben und "seelisch geeitert" haben, bis sie sich später auf den Körper verschoben und dort in heftigen Symptomen niedergeschlagen haben: eben in chronischen, oft lebensbedrohlichen Krankheiten.

Diese sind das letzte Mittel, das der Seele zur Verfügung steht, um auf sich und auf ihre (emotionalen) Verletzungen aufmerksam zu machen. Sie sind in Wahrheit ein "Schrei unserer Seele". Daher ist es fundamental wichtig, diese eigentlichen traumatischen Verletzungen oder die über lange Zeit erlebten toxischen Emotionen aufzuspüren und zu benennen, sie der jeweiligen Erkrankung zuzuordnen und eben nicht nur isoliert deren Symptome zu behandeln. Für eine bleibende Heilung ist es also entscheidend, dass die wahren und eigentlichen Ursachen einer Krankheit erkannt werden.

Die Rumpelstilzchen-Geschichte als Matrix zur Heilung von Trauma-Wunden
Für diesen Schritt der Ursachen-Aufdeckung kann uns die Geschichte vom Rumpelstilzchen helfen, ja sie kann sogar als eine Art von Matrix dafür dienen, wie wir an die Heilung einer Krankheit herangehen können. Daher zunächst kurz zu diesem Märchen selbst:

|| Ein armer Müller wollte groß heraus kommen. Er behauptete beim König, seine Tochter könne aus Stroh Gold spinnen. Daraufhin holte der gierige König die Tochter in sein Schloss und befahl ihr, in drei Nächten jeweils ein immer größeres Zimmer voll mit Stroh zu Gold zu spinnen. Schafft sie das, wird sie seine Königin, schafft sie es nicht, wird sie umgebracht. Als sie jede Nacht weinte, erschien ein ihr unbekanntes "Männchen", das ihr aus der Patsche half und das ganze Stroh im Nu zu Gold verwandelte. Dafür musste ihm das Mädchen jedoch etwas Persönliches geben - zuerst ihr Halsband, dann ihren Ring und schließlich, weil sie sonst nichts mehr hatte, das Versprechen, ihm ihr erstes Kind zu überlassen.
Sie wurde Königin, bekam ein Kind und da kam das Männchen zurück, um sich seinen Preis zu holen: etwas Lebendiges, das Kind. Da weinte die Königin bitterlich, denn sie wollte das Liebste, was sie hatte, nicht hergeben. Das Männchen gab ihr drei Tage Aufschub: Wenn sie seinen Namen wüsste, würde er auf das Kind verzichten. Nun schickte die Königin ihre Diener durch das ganze Land und einer beobachtete hinter einem großen Wald ein Männchen, das um ein Feuer sprang und schrie: "Ach wie gut das niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!" Als ihn die Königin am nächsten Tag mit diesem seinen Namen konfrontieren konnte, war der Fluch vorbei, das Männchen schrie vor Wut, fuhr in den Boden und riss sich dabei selbst mitten entzwei. (5) ||

Was aber kann ein solches Märchen zur Trauma-Heilung beitragen? Sehr viel, meine ich, wenn man diese Geschichte unter einem tiefenpsychologischen Aspekt betrachtet. Auf dieser Ebene sind nämlich alle Figuren des Märchens als Seelenteile der gleichen einen Person zu sehen. Das "Rumpelstilzchen" stellt dabei einen unbewussten und daher unbekannten Seelenaspekt der Königin selbst dar: ihre eigene Schattenseite. Diese dunkle, abgespaltene Seelenenergie hat große Macht (kann aus Stroh Gold spinnen), ist aber auch sehr egozentrisch und bedrohlich: Sie will sich des Selbst der Königin, das in ihrem kleinen unschuldigen Kind symbolisiert wird, bemächtigen und es auf Dauer usurpieren. Um ihr Selbst zu retten, forscht die Königin in ihrer Psyche nach, deckt dabei ihre Schattenseite auf, holt sie ins Licht ihres Bewusstseins, kann sie also "sehen" und dann auch benennen: als dieses seltsame, ambivalente Wesen des Rumpelstilzchens. Dadurch verliert ihr Schatten augenblicklich seine Macht und seine Herrschaft über die Königin. Nun ist sie gerettet.

Ganzheitliches Vorgehen bei der Heilung chronischer Krankheiten
Mit der tiefenpsychologischen Betrachtung des Märchens vom Rumpelstilzchen haben wir eine grundsätzliche Matrix zur Verfügung, wie wir auf chronische Krankheiten blicken können - als Betroffene und als Ärzte. Das Märchen gibt keine Auskunft darüber, wie diese Schattenenergien entstanden sind, die durch das Rumpelstilzchen symbolisiert sind. Nach Sigmund Freud liegen 90 Prozent unserer psychischen Energien im Unbewussten, also im Schatten. Hierin liegt einerseits eine enorme Energiequelle, die unsere Potentiale enthält. Im Märchen kann das Rumpelstilzchen sogar aus Stroh Gold spinnen, also vermeintlich Unmögliches schaffen. Die gleiche uns unbewusste Energiequelle enthält jedoch auch unsere größten Traumata, seelischen Verletzungen, Verbiegungen unseres Selbst und toxisch gewordenen Emotionen aus unserer Kindheit, die unsere Seele damals abgespalten oder verdrängt hat, um unser Überleben zu sichern.

Unsere Seele strebt aber immer nach Heilung, nach Ganzheit, nach einem Ausgleich, nach der Erfüllung unserer Authentizität. Erkennen wir unsere Seelenwunden über längere Zeit nicht, weil sie unbewusst bleiben, melden sie sich in Zwängen oder eben in körperlichen Symptomen. Im Märchen zeigen sich diese unbeachteten Seelenwunden und verdrängten Seelenenergien in Gestalt des Rumpelstilzchens, das sich nun gegen die Königin selbst wendet und es bedroht. Das Rumpelstilzchen ist in Wahrheit der Schattenaspekt der Königin selbst.

Darum ist es sinnvoll und notwendig, bei chronischen Krankheiten nach den eigentlichen Ursachen dafür auf der Seelenebene zu suchen - in ungeheilten Kindheitserlebnissen etwa, in erlebten Traumata und in toxisch gewordenen Emotionen, deren Energien sich in der Krankheit nun gegen den Betroffenen selbst wenden. Dieses Bewusstmachen und Bewusstwerden verdrängter Energien ist in vielen Fällen bereits der entscheidende Schritt zur Heilung.



Peter Maier: Lebensberatung, Supervision, Autoren-Tätigkeit
Bücher von Peter Maier:
° WalkAway - Jugendliche auf dem Weg zu sich selbst. Epubli Berlin 2023
° Heilung - Die befreiende Kraft schamanischer Rituale. Epubli Berlin 2022
° Heilung - Plädoyer für eine integrative Medizin. Epubli Berlin 2020
° Heilung - Initiation ins Göttliche. Epubli Berlin 2020
Nähere Infos und Buchbezug: www.alternative-heilungswege.de , www.initiation-erwachsenwerden.de


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Heilung durch Bewusst-SEIN oder nach Ellam Ondre: „Alles ist Eins“ ... von Daniela Schuchardt

Die Suche nach Heilung
Die Welt erscheint mir, seit ich mich erinnern oder denken kann, als unheil. Schon in der Kindheit bekomme ich in der Schule und Nachbarschaft bei anderen Kindern mit, dass aus meiner Sicht ungerechte, schmerzliche, gewalttätige Dinge passieren. Später in der Jugend bin ich selbst mit schmerzlichen Trennungen oder Verlusten konfrontiert, durch die Beendigung von Beziehungen, Freundschaften und durch den Verlust eines geliebten Menschen.
So begann die Suche nach einem glücklichen, zufriedenen Leben, nach einem heilen Leben. Erfüllend erschien mir die Suche nach Menschen, mit denen ich mich verbunden fühle. Jedoch schien sich diese Verbundenheit nach einer gewissen Zeit immer wieder aufzulösen. Im Wandel des Lebens standen Freunde nicht mehr wie gewohnt zur Verfügung, weil sie in die Ferne gingen, oder sie waren auf ihre Partnerschaften, Familien oder andere Interessen konzentriert. Auch die Suche nach einer erfüllenden Tätigkeit zeigte sich meist als zeitlich begrenzt.
Die Angst vor Einsamkeit, einem gewissen Verloren-sein in der Welt war stetig mal mehr oder weniger spürbar präsent. Die Suche nach einem passenden Partner, mit dem ich eine Familie gründen könnte, erschien mir als Lösung aus dem Alleinsein, oder dem Verloren-sein in der Hoffnung, dass hier ein Ankommen, ein Geborgensein durch mir verbundene Menschen möglich ist.
Jedoch zeigte sich auch in der Familie immer wieder die Überforderung, allen Vorstellungen gerecht zu werden, für die Kinder da zu sein, eine harmonische Partnerschaft zu leben und noch einen guten Job zu machen. Wenn die Jobs beendet waren, wurde auch noch das Geld knapp, das all diese Vorstellungen von einem glücklichen Leben absichern sollte.
Diese Überforderung, all meine Vorstellungen von einem heilen, glücklichen Leben erfüllen zu wollen, mündete in eine Frustration, weil mir immer wieder deutlich wurde, dass es sich nicht wirklich einstellte. Ich war in einem Hamsterrad des Tun Müssens gefangen und egal, was ich tat, irgendetwas fehlte immer. Es war nie genug. Ich war nie genug, der Partner war nie genug, das Familienleben war nicht genug, das Leben war nicht erfüllt genug. Diese Anstrengung drückte sich auch gegenüber den Kindern aus, als Ungeduld, oder als Forderung, im Alltag gut zu funktionieren.

Der schmerzliche Zusammenbruch der Vorstellung eines heilen Lebens
Das angestrebte glückliche Leben entpuppte sich als stressvoll und es vermochte, nicht wirklich die Unzufriedenheit und das Gefühl, allein und verloren zu sein, zu lindern. Das Ende der Vorstellung eines heilen Lebens durch die Geborgenheit in einer Familie wurde zu einer Einsicht und führte zur Trennung aus der Partnerschaft. Dies war sehr schmerzhaft, da all meine Vorstellungen eines heilen Lebens als Illusion in sich zusammenbrachen.
Nicht nur das äußere Bild eines heilen Familien-Lebens zerbrach, sondern auch die Vorstellung von mir selbst. Durch die Trennung sah es aus, als hätte ich die Familie zerstört. Nichts war mehr gut oder heil an mir und um mich herum. Der Weg in ein heiles Leben erschien somit aussichtslos und blieb schmerzhaft, da die Missverständnisse, Schuldzuweisungen auch nach der Trennung nicht aufhörten.
So wuchs die Einsicht, dass ich Heilung im Außen nicht erreichen kann. Es begann die Suche nach innen, die unabhängig von diesen äußeren Bedingungen ist.

Der Umkehrpunkt
Auf der Suche nach Heilung las ich einen Artikel, der mich in den Umkehrkurs führte. Hier komme ich erstmals damit in Kontakt, dass meine gesamte Leidensgeschichte Überzeugungen sind, die ich in der Kindheit gelernt habe, die bisher nicht überprüft sind. Völlig neu war die Option, die Verantwortung zu übernehmen für all diese Schmerz-erzeugenden Gedanken und sie zu hinterfragen. Statt den Schmerz zu betäuben, mich davon abzulenken, begann nun das Hinsehen, eine kompromisslose Selbstbefragung beim Auftauchen schmerzlicher Gefühle und Gedanken. Jedes Mal führte mich diese in eine mir vorher nicht bekannte Ent-Spannung. So vertraute ich mich dem Prozess an. Es ist der Beginn der Heilung durch Selbst-Erkenntnis.

Von der Leidensgeschichte in das Bewusstsein des Eins-Seins
In der Umkehrung von schmerzlichen Gedanken öffnet sich die Erkenntnis, dass jede Suche im Außen nach Erfüllung, Geborgen-Sein, Glücklich-Sein, Heil-Sein nicht möglich ist. Kein Mensch, kein Ort und keine Tätigkeit können mir Heilung, Erfüllung oder Geborgenheit geben. Dies war ein grundlegender Irrtum, den ich schmerzlich erfahren hatte. Und genau dieser Schmerz hat mich nun in den Prozess einer viel weit reichenden Selbst-Erkenntnis, die heilsam ist, geführt. Alles, was schmerzliche Überzeugungen sind, eröffnet sich mir in dem Prozess erst nach und nach. Und es wird klar, dass all diesen schmerzlichen Überzeugungen die Angst vor dem Tod zu Grunde liegt. Der schmerzliche Gedanke, ein getrenntes Wesen zu sein, allein zu sein, ist Todes-Angst.
Die Suche nach einer Verbindung zu einem anderen Menschen schien eine nachvollziehbare, vielversprechende Lösung zu sein. Jedoch musste ich schmerzlich erfahren, dass eine Bindung zu einem Menschen diesen Trennungsschmerz nicht wirklich beenden oder lindern kann, denn die unterschwelligen Angstgedanken, z. B. verlassen oder allein zu sein, sterblich zu sein, laufen unbewusst weiter und steuern mich weiter durchs Leben, was sich spätestens dann deutlich zeigt, wenn die Vorstellung des gewünschten heilen Lebens zerbricht.
Durch die Anerkennung der Spiegelung wird mir klar, dass jeder Schmerz, eine gedankliche Interpretation ist. Wenn ich denke, dass mir ein Partner Geborgenheit geben kann, sieht es nur so lange so aus, solange er mit mir übereinstimmt. Stimmt er nicht mit meinen gedanklichen Vorstellungen von einem gemeinsamen Leben überein, fühlt sich das einsam, allein gelassen, getrennt an. Der Trennungsschmerz und damit die Todesangst ist sofort aktiviert.
Somit lebe ich ein gedankliches Leben, eine Vorstellung, die schmerzlich ist, denn in all diesen gedanklichen Vorstellungen, erlebe ich mich als vom Partner, von jedem anderen Wesen, von der Welt getrennt.
Nun wird in jeder Selbsterkenntnis klar, dass die Wahrheit oder das Leben nicht das ist, was ich denke, was es ist. Es beginnt eine neue Sicht auf das Leben. Der Trennungsschmerz löst sich auf durch die Anerkennung der Spiegelung und durch die Umkehr von schmerzlichen Gedanken. Ich bin das, was ich im Partner sehe, selbst. Wenn ich mich durch etwas durch ihn gestört fühle, ist es die gedankliche Störung in mir, die schmerzliche Trennung erzeugt. Wenn ich in ihm etwas Liebevolles sehe, ist es das Liebevolle in mir, das genau das im anderen sieht.
Hier bin ich in einem bisher nicht gekannten liebevollen Gewahrsein. Es ist die lang ersehnte Geborgenheit in mir erwacht. Bedingungslos. Hier bin ich lebendiges Sein, in mitfühlendem Kontakt zu allem Leben. Es ist gleichzeitig ein tiefes Vertrauen, dass das, was ist, richtig ist. Es ist Heilung.
Es ist ein Berührt-sein, ein Erfüllt-sein aus sich selbst heraus. Es ist nicht mehr begrenzt auf eine Familie oder Partnerschaft, sondern erfährt sich als lebendiges freudiges Sein, das Leben liebevoll annehmend, wie es sich jetzt zeigt.
Es beginnt ein Mitgefühl für die vergangene Leidensgeschichte. Es ist das Ende von Beschuldigung, Schuld und Scham, wenn erkannt wird, dass das Leben eine Projektion von schmerzlichen Gedanken ist, die umkehrbar ist in ein liebevolles Gewahrsein. Der Trennungsschmerz von Ich und die Welt ist als eine gedankliche Illusion durchschaut.

Das Ende der Suche
Durch die Umkehr in die stille Präsenz des Bewusstseins ist jede Suche beendet. Die Erkenntnis ist erwacht, dass ich alles BIN. Nichts im Außen kann mir etwas geben, was ich selbst bin. Es öffnet sich eine innere Freiheit, eine innere Freude des Lebendig-seins, die sich verströmen möchte, die mich bewegt. Bewusst SEIN ist Heil-sein, Eins-sein.



Daniela Schuchardt ist Kinder- und Jugendpsychotherapeutin. Coach und Autorin in der „geistreich Bewusstseinsschule“. Infos unter www.geistreich-sein.de

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Deine Wahrnehmung erschafft deine Realität ... von Viola Schöpe

Als ich einst in der endlosen Weite der Sahara reiste und dort mit den Tuareg zusammentraf, offenbarte sich mir eine schlichte, aber tiefgreifende Wahrheit: Unsere Wahrnehmung ist nicht nur fehleranfällig - sie ist formbar.
Gemeinsam mit drei französischen Freunden durchquerten wir die flimmernde Hitze der Sandlandschaft, als sich am Horizont ein Anblick bot, der unser Herz höher schlagen ließ: ein See, umgeben von Palmen, schattigen Hütten, ein versprochener Ort der Ruhe. Wir hielten ihn für real. Unsere Augen sahen ihn, unser Geist glaubte daran. Doch unser Tuareg-Fahrer lächelte nur mild und sprach: "Ein Trugbild." Wir wollten ihm nicht glauben. Daraufhin lenkte er den Jeep dorthin. Je näher wir kamen, desto mehr zerfiel das Bild in nichts als Licht und Luft. Die Oase war eine Illusion. Eine Fata Morgana. Wie leicht uns unsere Sinne täuschen können, und wie fest wir doch an das glauben, was wir zu sehen meinen.
Vor kurzem stieß ich auf eine psychologische Studie* der Dartmouth University, die diese Erfahrung auf eindrucksvolle Weise bestätigte. In dem Experiment erhielten die Probanden eine täuschend echt geschminkte Narbe auf die Wange. Sie betrachteten sich im Spiegel, wurden auf den Zweck der Übung hingewiesen - man wolle herausfinden, wie andere auf ihr vermeintlich entstelltes Gesicht reagieren.
Aber kurz bevor sie in den Kontakt mit Fremden traten, entfernten die Maskenbildner die Narbe heimlich. Die Teilnehmer jedoch glaubten weiterhin, sie seien gezeichnet. Und genau mit dieser Überzeugung traten sie hinaus in die Welt.
Was sie berichteten, war eindeutig: Menschen seien ihnen ausgewichen, hätten sie gemieden, seltsam angeschaut, manche gar bemitleidet. Sie litten. Aber es gab keine Narbe. Das Einzige, das sich verändert hatte, war ihr Glaube. Das Gehirn - unser innerer Erzähler - hatte das erschaffen, was es erwartete. Nicht aus Böswilligkeit, sondern aus einem tief verankerten Muster: Unsere Wahrnehmung ist kein objektiver Spiegel der Welt, sondern das Produkt von Erinnerungen, Ängsten, Hoffnungen und Überzeugungen. Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist. Wir sehen die Welt, wie wir sind. Alles, was wir im Außen erleben, ist durchzogen von dem, was längst in unserem Inneren lebt.
Die Menschen in jener Studie logen nicht. Ihr Schmerz war wahrhaftig. Und genau darin liegt das Beunruhigende: Man kann tief und ehrlich leiden - an etwas, das gar nicht existiert. Doch es geht nicht darum, diesen Schmerz zu negieren. Es geht darum, die Verantwortung für die eigene Wahrnehmung zu übernehmen.
Welche Narbe glaubst du noch immer zu tragen, obwohl sie längst verschwunden ist? Und wie würde sich dein Leben verändern, wenn du aufhörtest, an sie zu glauben?
Wir alle sind Bewusstsein in einem Körper - und wir entscheiden, was wir denken, fühlen und sehen wollen. Unsere Wahrnehmung ist nicht bloß ein Fenster zur Welt - sie ist ein farbiges Glas, das alles, was wir betrachten, tönt.
Man stelle sich vor, jeder Mensch lebt in einer Blase - durchsichtig, aber gefärbt - der eine in einer roten, der andere in einer blauen. Beide sehen die Welt - doch jeder sieht sie in seiner Farbe. Wenn sie diskutieren, ob die Welt rot oder blau sei, haben beide recht - und zugleich keiner. Denn vielleicht ist die Welt weder rot noch blau, sondern vielschichtiger, als es durch ihre Blasen hindurch je sichtbar sein wird.
Unsere Blase - unsere Filter aus Glauben, Prägung, Hoffnung, Schmerz - entscheidet, welche Informationen wir bewusst wahrnehmen und welche unbemerkt durch uns hindurch gleiten - sich im Unterbewusstsein verankern. Wer davon überzeugt ist, die Welt sei von Kampf und Konkurrenz geprägt, wird überall Beweise für diesen Glauben finden. Wer hingegen glaubt, dass Liebe die treibende Kraft der Menschheit ist, wird auch diese Wahrheit bestätigt sehen - in Gesten, in Worten, in Schweigen.
Und so erschaffen wir durch unsere Sichtweise nicht nur unsere Interpretation der Welt, sondern mitunter die Welt selbst. Wie eine Frau, die aus Angst, verlassen zu werden, ihren Partner so lange in Misstrauen und Kontrolle gefangen hält, bis er sich tatsächlich abwendet. Und darin liegt, tragisch und logisch zugleich, die Bestätigung ihrer Erwartung - obwohl sie selbst den Lauf der Dinge in Gang setzte.
Wir alle leben mit Wahrnehmungen, die uns formen, bewegen - und oft auch beschränken. Doch Heilung beginnt dort, wo wir den Mut finden, diese Wahrnehmungen zu hinterfragen. Nicht im Widerstand gegen das, was ist, sondern im liebevollen Bewusstsein dessen, was wir selbst erschaffen haben. Und vielleicht beginnt die Heilung dort, wo wir bereit sind, die Welt mit neuen Augen zu sehen - von innen nach außen.

(* Quellenangabe zur Studie: Kleck, R. E. & Strenta, A. (1980). Perceptions of the Impact of Negatively Valued Physical Characteristics on Social Interaction. Journal of Personality and Social Psychology, 39(5), 861-873)



Viola Schöpe ist anerkannte Heilerin und akkreditierte Seminarleiterin der Heiltechnik „Das Körper-Spiegel-System“. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit Selbsterfahrung und Energiearbeit, mit Psychologie, Bioenergetik, Yoga, Meditation und Shiatsu. 1991 begann die 23-jährige Ausbildung und intensive Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Heiler Martin Brofman und dem Körper-Spiegel-System. Mit dieser Methode konnte sie bei sich allergischen Heuschnupfen und eine Skoliose erfolgreich behandeln und vielen anderen in ihrem Heilungsprozess helfen. Seit 1994 gibt Viola Schöpe weltweit Seminare, um diese Heiltechnik an andere weiterzuvermitteln.

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Chlordioxid – Hintergrund und Wirkmechanismus ... von Rainer Taufertshöfer

Chlordioxid (ClO2) ist eine reaktive Sauerstoffverbindung, die seit langem als starkes Oxidations- und Desinfektionsmittel bekannt ist. In der Medizin wird Chlordioxid aufgrund seiner antimikrobiellen Eigenschaften bereits in Mundspüllösungen und Wundantiseptika eingesetzt (Yldz et al., 2022). Es setzt bei Reaktion naszierenden Sauerstoff frei, wodurch es Bakterien, Viren und Pilze effizient abtötet, ohne in angemessener Dosierung für menschliche Zellen hochtoxisch zu sein (Yildiz et al., 2022). Diese selektive Wirkung beruht teils darauf, dass Chlordioxid freie Radikale erzeugt, welche pathogene Mikroorganismen schädigen, während menschliche Zellen - insbesondere in niedrigen Konzentrationen - weitgehend verschont bleiben (Valente et al., 2014).
Ein Schlüsselaspekt des Wirkmechanismus ist die Interaktion mit dem zellulären Signalstoff zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP). Biochemische Analysen zeigen, dass durch Chlordioxid hochreaktive Sauerstoffderivate wie Hydroxyl-Radikale entstehen, welche die Guanylatzyklase aktivieren - jenes Enzym, das cGMP synthetisiert (Aparicio-Alonso, 2023). Erhöhtes cGMP wiederum stimuliert die Zellproliferation und beschleunigt regenerative Prozesse im Gewebe (Aparicio-Alonso, 2023). Auf diese Weise kann Chlordioxid eine wundheilungsfördernde Wirkung entfalten: Es wurde klinisch beobachtet, dass ClO2-Lösungen die Heilung von Verletzungen - insbesondere von Brandwunden - deutlich beschleunigen (Aparicio-Alonso, 2023). Gleichzeitig wirkt Chlordioxid desinfizierend und verhindert Infektionen im Wundgebiet, was ebenfalls zu einer besseren Gewebereparatur beiträgt (Aparicio-Alonso, 2023). Diese duale Wirkung - Förderung der Heilung bei gleichzeitiger Keimreduktion - macht ClO2 zu einem interessanten Wirkstoff für neuartige therapeutische Anwendungen.

Förderung der Stammzellregeneration
Ein besonders vielversprechender Ansatz ist die Stimulation von Stammzellen durch Chlordioxid-Injektionen. Im Bereich der regenerativen Medizin wurden hierzu bereits Patente angemeldet. So beschreibt ein internationales Patent (Liu, 2014) die Verwendung von Chlordioxid zur Aktivierung von Stammzellen im Körper, um deren Proliferation, Migration und Differenzierung anzustoßen. Konkret zeigt das Patent auf, dass eine gezielte Gabe von Chlordioxid als "Stammzell-Stimulator" wirken kann, wodurch die körpereigenen Reparaturmechanismen mobilisiert werden (Liu, 2014). In einer weiterführenden US-Patentanmeldung wurde eine injizierbare Chlordioxid-Zubereitung entwickelt, die in vivo die Regeneration von Gewebe durch Stammzellaktivierung fördern soll (Liu und Liu, 2019). Die Erfinder berichten, dass die Injektion von Chlordioxid im Organismus über zwei unterschiedliche Signalwege Stammzellen dazu anregt, sich zu teilen und in geschädigte Bereiche einzuwandern, um dort Heilungsprozesse einzuleiten (Liu und Liu, 2019).
Diese patentierten Konzepte deuten darauf hin, dass Chlordioxid-Injektionen ein neuartiges Werkzeug sein könnten, um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu verstärken. Insbesondere bei degenerativen Erkrankungen oder schweren Gewebsschäden, bei denen eine zusätzliche Stammzellmobilisierung wünschenswert ist, könnten Chlordioxid-Injektionen die Regeneration beschleunigen. Zwar stehen belastbare klinische Studien hierzu noch aus, doch die patentierten Vorarbeiten untermauern das Prinzip: Chlordioxid wirkt als milder Stimulus, der ruhende endogene Stammzellen "aufweckt" und so eine Stammzellregeneration einleitet (Liu, 2014; Liu und Liu, 2019). Das Ergebnis ist potentiell eine verbesserte Wiederherstellung von verletztem Gewebe, da mehr reparative Zellen an den Ort der Schädigung gelangen.

Antitumorale Wirkung von Chlordioxid
Neben regenerativen Aspekten rückt auch die Tumorbekämpfung durch Chlordioxid in den Fokus der Forschung. Chlordioxid setzt reaktive Sauerstoffspezies (ROS) frei, die Krebszellen aufgrund deren gestörter Redox-Homöostase selektiv schädigen können. Laborstudien haben gezeigt, dass Chlordioxid-Lösungen das Wachstum verschiedener Tumorzelllinien hemmen. Kim et al. (2016) berichteten, dass Chlordioxid via ROS-Produktion die Proliferation von Krebszellen aus Brust- und Darmtumoren deutlich inhibierte, während gesunde Zellen weniger beeinträchtigt wurden. Ähnlich fand Yldz et al. (2022) in einer Zellkultur-Studie an kleinzelligen Lungenkarzinomzellen, dass eine stabilisierte Chlordioxid-Lösung (LTSCD) die Tumorzellen signifikant im Wachstum bremst und kontrolliert absterben lässt, ohne die Vitalität nicht-maligner Zellen (z.B. menschlicher Endothelzellen) wesentlich zu beeinträchtigen. Es kam zu charakteristischen Anzeichen programmierten Zelltods (Apoptose) in den Krebszellen, wohingegen gesunde Zellen weitgehend intakt blieben (Yldz et al., 2022). Diese Ergebnisse untermauern die selektive antineoplastische Wirkung von Chlordioxid im präklinischen Modell.
Auch erste klinische Erfahrungsberichte deuten auf ein onkologisches Potenzial hin. Schwartz (2017) dokumentierte zwei Fälle fortgeschrittener Krebserkrankungen (Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs), in denen eine adjuvante Behandlung mit Chlordioxid die Lebensqualität verbesserte und den Tumorstoffwechsel beeinflusste. Noch eindrucksvoller ist eine aktuelle Fallserie von Aparicio-Alonso und Torres-Solórzano (2023): Sie behandelten sechs Patienten mit metastasiertem, austherapiertem Krebs im Rahmen eines individuellen Heilversuchs mit Chlordioxidlösung (oral, rektal als Einlauf und intravenös). Ergebnis: In allen Fällen zeigte s(Aparicio-Alonso und Torres-Solórzano, 2023). Diese Patienten hatten konventionelle Therapien ausgeschöpft oder abgelehnt - umso bemerkenswerter ist die beobachtete Tumorresponse unter Chlordioxid. Die Autoren vermuten, dass die freigesetzten freien Radikale und oxidativen Effekte von ClO2 eine entscheidende Rolle dabei spielen, das Immunsystem zu unterstützen und Krebszellen anzugreifen (Aparicio-Alonso und Torres-Solórzano, 2023). Auch wenn es sich um vorläufige Ergebnisse handelt, liefert die Fallserie einen wichtigen klinischen Hinweis darauf, dass Chlordioxid beim Menschen tumorhemmende Effekte entfalten kann.
Ein weiteres Indiz für die antitumorale Wirksamkeit kommt aus dem Bereich der patentierten Therapieverfahren. Howard Alliger erhielt 2019 ein US-Patent, das die Injektion von Chlordioxid direkt in Tumorgewebe als Behandlungsmethode beschreibt (Alliger, 2019). Laut Patent führen eine oder wenige lokale Injektionen von Chlordioxidlösung in einen soliden Tumor dazu, dass das Tumorgewebe innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen vollständig zerstört und vom Körper resorbiert wird (Alliger, 2019). In vielen Fällen genüge bereits eine einzige Injektion, um den Krebs zu eliminieren, ohne Wiederauftreten des Tumors (Alliger, 2019). Diese patentierte Methode stützt sich zwar vorwiegend auf Tierversuche und empirische Beobachtungen, illustriert jedoch das enorme Potential: Chlordioxid könnte als minimal-invasive intratumorale Therapie wirken, die Tumorzellen durch oxidativen Stress gezielt abtötet. Bemerkenswert ist, dass im Patent auch auf die schnelle Wirkung hingewiesen wird - innerhalb kurzer Zeiträume war kein Tumorwachstum mehr nachweisbar. Zusammen mit den oben genannten Studien deutet dies darauf hin, dass Chlordioxid-basierte Behandlungen eine neuartige Waffe im Kampf gegen Krebs darstellen könnten.

Beschleunigte Gewebereparatur und Wundheilung
Chlordioxid-Injektionen zeigen nicht nur Wirkung gegen Krebs, sondern können auch die Gewebereparatur fördern. Die bereits erwähnte Aktivierung von cGMP spielt hierbei eine zentrale Rolle. Durch die Stimulierung der Guanylatzyklase und den Anstieg von cGMP werden Zellteilung und Gewebeneubildung angeregt (Aparicio-Alonso, 2023). In der Wundheilung bedeutet dies: Chlordioxid unterstützt die Bildung von Granulationsgewebe und die Epithelisierung der Wundränder. Klinische Fallstudien belegen den Nutzen von Chlordioxid bei chronischen Wunden.

Referenzen * Alliger, H. (2019) Method and compositions for treating cancerous tumors. US Patent No. 10,463,690 (erteilt am 5. November 2019). * Aparicio-Alonso, M. (2023) 'Infection Prevention and Tissue Repair in Skin Lesions Using Treatments Based on a Chlorine Dioxide Solution: Case – – * Studies', Clinical Image and Case Reports Journal, 5, S. 289. * Aparicio-Alonso, M. und Torres-Solórzano, V. (2023) 'Chlorine dioxide solution in metastatic cancer: case series'. Preprint veröffentlicht auf Authorea (DOI: 10.22541/au.168503521.10282552/v3). * Kim, Y., Kumar, S., Cheon, W. et al. (2016) 'Anticancer and antiviral activity of chlorine dioxide by ist induction of the reactive oxygen species', Journal of Applied Biological Chemistry, 59(1), S. 31-36. * Liu, X. (2014) Method for initiating stem cells of mammals and use of chlorine dioxide in preparation of drug for initiating stem cells of mammals. International Patent WO2014/082514A1 (veröffentlicht am 5. Juni 2014). * Liu, X. und Liu, X. (2019) Injection containing chlorine dioxide and method for making same. US Patent Application US20190015445A1 (veröffentlicht am 17. Januar 2019). * Schwartz, L. (2017) 'Chlorine dioxide as a possible adjunct to metabolic treatment', Journal of Cancer Treatment and Diagnosis, 1(1), S. 6-10. * Valente, J.H., Jay, G.D., Zabbo, C.P., Reinert, S.E. und Bertsch, K. (2014) 'Activated chlorine dioxide solution can be used as a biocompatible antiseptic wound irrigant', Advances in Skin & Wound Care, 27(1), S. 13-19. * Yildiz, S.Z., Bilir, C., Eskiler, G.G. und Bilir, F. (2022) 'The anticancer potential of chlorine dioxide in small-cell lung cancer cells', Cureus, 14(10), e29989.

Rainer Taufertshöfer repräsentiert eine multi-disziplinäre Expertise als eminenter Heilpraktiker, Medizinjournalist, Sachbuchautor und Forscher. Mit mehr als zwanzigjährigem, profundem Wissen in den Bereichen der Gesundheitswissenschaft und Spiritualität hat er sich als Eigentümer einer spezialisierten Naturheilpraxis für alternative Intensivtherapien einen Namen gemacht. Im Jahre 2011 erhielt er die Brahmanenweihe von einem indischen Königshaus, zu dem er in enger freundschaftlicher Verbindung steht und dessen Mitglieder er therapeutisch betreute. An der Jahrtausendwende war er als Mitbegründer und zentraler Impulsgeber der mittlerweile aufgelösten Dr. Ingeborg Gebert-Heiß Stiftung tätig. Diese prägte maßgeblich die Diskurslandschaft im Bereich der alternativen Krebstherapie und initiierte den ersten europäischen Preis für Alternativmedizin mit einer Dotierung von 25.000 DM.
Sein facettenreiches, ganzheitliches Therapiekonzept vereint modernste medizinische Forschung mit der Weisheit traditioneller Heilmethoden und spiegelt die Kompilation eines lebenslangen Studiums wieder. Durch seine intensive Forschungsarbeit und scharfsinnigen Analysen hat Taufertshöfer internationales Renommee erlangt. Für weitere Informationen besuchen Sie die Webseiten: www.rainer-taufertshoefer-medizinjournalist.de und www.forschungsseminare.de. Telefonischer Kontakt und Terminvereinbarungen unter 05536-2353057

Buchtipp:
Rainer Taufertshöfer: Neue schwarze Salbe. Handbuch: Die (r)evolutionäre Kraft der neuen schwarzen Salbe und ihrer ‚Indian Herbs Kapseln' gegen Krebs. Jim Humble Verlag 11.2023. Hardcover, 200 Seiten, 36,90 Euro, erhältlich unter www.jimhumbleverlag.com


Hinweis zum Artikelbild: © Marevgenna – AdobeStock


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