Artikel aus der Ausgabe 3/4-2022
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ARTIKEL aus der Ausgabe März/April 2022
Zen-Geist, Anfänger-Geist ... von Wolf Sugata Schneider
Bin ich ein Anfänger? Seit mehr als 40 Jahren leite ich therapeutische Gruppen und Meditationen. Seit 36 Jahren schreibe ich für die Öffentlichkeit. Nennt man das einen Anfänger? Doch, doch … ich bin ein Anfänger. Hoffentlich fühle ich mich auch weiterhin als solcher. Wenn ich nicht gerade so eingebildet bin, zu glauben, ich wüsste, was ich tue, bin ich ein Anfänger. Dann schaue ich auf die Menschen, denen ich begegne, so, als sähe ich sie zum ersten Mal. Und was ich mit Dingen tue, das schaue ich so an, als wäre es neu und ich wäre erstaunt, dass es gerade so ist, wie es ist.
Die Liebe zur Erde
Noch ein anderer Blick auf dasselbe: Ich tanze sehr gerne. Dabei bewege ich mich zu rhythmischer Musik über den Boden, gehe, hüpfe, springe, und nach jedem Sprung lande ich wieder auf der Erde. Dabei bin ich oft so froh, dass es die Gravitation gibt. Zugegeben, Fliegen wäre auch schön. Nach unten gezogen zu werden mit solch stetiger, gleichbleibender, verlässlicher Kraft, wie wunderbar! Dabei müsste ich es doch gewohnt sein, dass die Gravitation mich nach unten zieht und die Dinge immer nach unten fallen, wenn ich sie nicht festhalte. Ebenso fällt mein Körper nach jedem Sprung in die Höhe wieder Richtung Erde. Sie muss mich lieben, diese Erde, und ich sie auch, sonst wäre die Attraktion zwischen uns nicht so groß.
Staune
Dieses Springen, Gehen, Tanzen und Menschen in die Augen schauen, so als wäre es noch ganz neu, wie zum ersten Mal, ist eine wunderschöne Fähigkeit von uns Menschen. Egal wie alt wir sind, wir können das. Egal wie erfahren wir sind in irgendetwas, wir können neu auf das schauen, was wir tun. Wir können staunen über den Menschen uns gegenüber, auch wenn wir mit ihm verheiratet sind oder schon lange mit ihr zusammen wohnen. Kennst du deine Geschwister? Kennst du deine Eltern, Kinder, Kollegen, langjährigen Kunden wirklich? Deine Chefin, deine Nachbarn? Gehe hinaus in den Tag, als sei es dein erster. Frühling, Neubeginn, jetzt! Ach, ich weiß doch, wie es ist im Frühling. Nein, du weißt es nicht! Jeder Frühling ist der erste. Wir müssen nur genau hinschauen, dann sehen wir die Schneeglöckchen und Krokusse wie zum ersten Mal.
Einfach da sein
Als 23-jähriger junger Mönch in Thailand entdeckte ich in unserer Klosterbibliothek das Buch »Zen Mind, Beginner’s Mind«. Es faszinierte mich schon vom Titel her. Das Buch enthält eine Auswahl der Reden des Zenlehrers Shunryu Suzuki (1904–1971), der 1967 als Leiter des Tassajara Mountain Center in den Bergen südlich von San Franzisko, zum Abt des ersten Zen-Klosters außerhalb von Asien wurde.
Auf für einen buddhistischen Lehrer damals ungewöhnlich alltagsnahe, gut verständliche Weise erklärt er in diesem Buch Gegenwärtigkeit, Präsenz, Echtheit und ein nicht intellektuelles, unverkopftes, einfaches Dasein. Eben das: Schaue hin, als wäre dies dein erster Tag im Leben. Als würdest du in diese Augen zum ersten Mal blicken. Dabei darfst du auch Erfahrung haben, gereift sein, kompetent und sicher sein in dem, was du tust, das muss kein Schaden sein. Wenn du bei jedem Blick, jedem Wort und jeder Berührung weißt: Dies kommt nicht aus einer Maschine, aus einem Apparat, der Bescheid weiß, sondern aus dem Bewusstsein, dass jetzt die Zeit ist, in der du lebst. Nie gab es eine andere. Dein gesamtes bisheriges Leben liegt hinter dir, es ist vorbei. Alles andere, alles »Mögliche« liegt noch vor dir. JETZT, das ist der Punkt dazwischen. Der einzige Zeitpunkt, an dem wir handeln können, ist jetzt.
Auf zwei Beinen stehen
Insofern ist der Anfänger-Geist des Zen nichts anderes als eine Verankerung in der ewigen Gegenwart, im Zeitlosen. Mit einem Bein dort drinzustehen, im Absoluten, das ist Zen. Das ist die Essenz von Spiritualität. Mit dem anderen Bein stehen wir im Relativen, in der Zeit. Da haben wir eine Vergangenheit und planen für die Zukunft. Auch das geschieht im ewigen Jetzt, aber dieses Jetzt tut nicht so, als wäre davor nichts gewesen und danach würde nichts kommen. Ursachen erzeugen Wirkungen, das bleibt so, auch für einen im Spirituellen verankerten Menschen. Ein in der ewigen Gegenwart verankerter Mensch packt die zeitlichen Aufgaben anders an als ein im Zeitstress Gefangener. Wer nur mit seinem Körper und seinem sozialen Ich, dem Ego identifiziert ist, den ängstigt der Tod und plagt die Erwartung oder Befürchtung des Kommenden.
Sterben können
Auf dem Kragenhof bei Kassel, wo ich im Winter wohne, ging gerade ein Sterbe-Seminar zu Ende. Wir leben hier mit 24 jungen Erwachsenen für fünf Monate zusammen. Wir, das sind drei Pädagogen im Alter von 48 bis 69. Die uns für dieses Orientierungssemester anvertrauten Erwachsenen sind 18 bis 24 Jahre alt. Auch für diese jungen Menschen ist Vergänglichkeit relevant. Ich hatte schon länger Zeit, mich mit dem Tod zu befreunden, sie noch nicht so lang. Aber wann der Tod kommt, das wissen wir nicht. Was das Zeitliche anbelangt, bin ich fast ein halbes Jahrhundert von ihnen entfernt. Als im Zeitlosen Lebender bin ich ihnen jedoch so nahe, wie Menschen einander nur sein können. Ob ich mit 20 oder mit 70 mein Testament schreibe, meine Patientenverfügung und den Nachruf auf mein eigenes Leben, das ist im einen wie im anderen Fall ebenso absurd wie sinnvoll. Einen Nachruf zu schreiben, wie ich ihn gerne von einem mir nahestehenden Menschen formuliert hören würde, wenn ich dann noch hören kann? Das kann ich doch schon jetzt, da ich noch am Leben bin. Ein solcher meine edlen Taten großzügig würdigender Nachruf motiviert mich zu Lebzeiten – wann sonst? – diese Taten auch tatsächlich zu vollbringen.
Experten mit Brett vorm Kopf
Für im üblichen Sinn blutige Anfänger scheint es leichter zu sein, den Zen-Geist des Anfängers zu praktizieren. In den meisten Fällen täuscht das jedoch. Denn diese Anfänger sind erpicht darauf, ein Wissen zu erwerben, das ihnen vermeintlich nützt, ihnen oft aber den offenherzig staunenden Blick auf das tatsächlich Gegebene verstellt. Experte zu sein, ist eine zweischneidige Angelegenheit: Einerseits weißt du tatsächlich mehr und kannst es besser., andererseits liefert dir deine Expertise oft ein Brett vorm Kopf. Vor allem in Zeiten schneller technologischer und gesellschaftlicher Veränderungen kann die Expertise von gestern ein Hindernis sein, das Heutige zu verstehen.
Andersrum, ist das besser?
Drehen wir’s mal um. Stell dir vor, du würdest als Greisin geboren und dann allmählich immer jünger. Dann beginnst du mit dem Anfängergeist im Alter. Vielleicht bist du dann erstmal dement und möchtest in deiner De-menz der ersten Jahre den von so vielen Meditationslehrern gepriesene No-mind-Zustand erkennen. Aber ach, schon hast du ihn wieder vergessen. Außerdem verlierst du diesen Zustand bald wieder, denn du wirst ja von Jahr zu Jahr jünger. Auch das Brett vorm Kopf des vermeintlich altersweisen Experten löst sich nun langsam von Stirn und Augen und macht dem Blick des gestressten Midlifers Platz, ehe die Verzweiflung der Jugend und die staunende Neugier der Kindheit einsetzen. Schließlich bist du ein von allerhand seltsamen Erwachsenen bestauntes süßes Baby und musst nun bald das atmende Luftleben gegen die Geborgenheit, aber auch Enge, eines Uterus eintauschen.
Sorum gelebt – ist das besser? Statt from cradle to grave jetzt umgekehrt vom Grab zur Wiege und wieder rein in den Mutterbauch, wo dann die Trennung zwischen Samen und Eizelle dieses Leben schließlich gnädig beendet, ist das die bessere Variante?
Allmählich verstehe ich die Inder, die hoffen, nicht wiedergeboren zu werden. Nichts gegen das Diesseits, wirklich nicht, aber mit wenigstens einem Bein stehe ich doch gerne im Zeitlosen.
Wolf Sugata Schneider, Jg. 52. Autor, Redakteur, Stand-Up-Philosopher. 1985–2015 Hrsg. der Zeitschrift Connection. www.connection.de, www.bewusstseinserheiterung.info, www.bachelor-of-being.de
Das eigene Leben entdecken, mit Respekt und Würde ... von Hermann Häfele
Was haben Respekt und Würde mit inneren Haltungen zu tun? Warum verhalten wir uns und handeln so, wie wir es tun, und wieso sehen wir die Welt so, wie wir sie sehen? Wie ist die Verbindung zu persönlicher Entwicklung? Was kann passieren, wenn wir uns erlauben, wirklich erwachsen zu werden? Und was können wir dazu tun?
Haltungen
Innere Haltungen sind wie „Sichten auf die Welt“ – sie sind Filter, die nicht nur festlegen, wie wir etwas wahrnehmen, sondern auch, was wir überhaupt wahrnehmen können. Es ist überaus hilfreich, von oben zu schauen und festzustellen, wie man die Gesellschaft wahrnimmt, die Kultur des Unternehmens oder der Organisation, für die man womöglich arbeitet, und vor allem zu verstehen, wo man selbst gerade steht. Daraus resultierende Erkenntnisse können sich auf alle Lebensbereiche auswirken, etwa auf das Berufsleben, auf Beziehungen allgemein, wie auf Liebesziehungen, und auf den Umgang mit sich selbst. Solch ein Blick von oben bedingt eine ordentliche Portion Selbstehrlichkeit und Mut. Diese Positionsbestimmung ist jedoch die Voraussetzung für ein grundlegendes Verständnis sowie für potenzielle Perspektivwechsel.
Martin Permantier hat auf Basis der Arbeiten der Entwicklungspsychologin Jane Loevinger sechs Haltungen definiert, die uns eine Einordnung ermöglichen.
Selbstorientiert-Impulsiv
Fokus auf sich selbst sowie tendenziell in Verteidigungshaltung: Bestimmendes Bedürfnis ist Sicherheit. Vieles wird sofort als Angriff gewertet.
Gemeinschaftsbestimmt-Konformistisch
Tendenz zu Regeltreue und Konfliktvermeidung: Bestimmendes Bedürfnis ist Ordnung. Identität wird durch das „Wir“ bestimmt.
Rationalistisch-Funktional
Getrieben von „Funktionieren-müssen“: Bestimmendes Bedürfnis ist Effizienz – Wunsch nach Abgrenzung und Fähigkeit andere Perspektiven zu sehen.
Eigenbestimmt-Souverän
Vorherrschen eigener Werte und Vorstellungen: Bestimmendes Bedürfnis ist Anerkennung. Akzeptanz von Komplexität und Unterschieden. Zielorientierung und Wunsch nach Selbstoptimierung – oft jedoch unfähig, eigene blinde Flecken zu sehen.
Relativierend-Individualistisch
Das eigene emotionale Innenleben wird als Wahrnehmungsressource genutzt. Bestimmendes Bedürfnis ist Selbsterfahrung, Wahrnehmen und Hinterfragen der eigenen Sicht auf die Welt und der anderer, zum Beispiel durch Einfühlen.
Systemisch-Autonom
Akzeptanz der Autonomie des Gegenübers und Übernahme der vollen Verantwortung für uns selbst. Erkennen der Subjektivität eigener Gedanken und Gefühle, dadurch mehr kooperative Handlungsoptionen. Bestimmendes Bedürfnis ist sinnerfülltes Handeln. Fähigkeit zur Multiperspektivität und zum Umgang mit Mehrdeutigkeit sowie konstruktiv mit Konflikten umzugehen.
Querverbindung zu persönlicher Entwicklung
Die Haltungen stellen zwar durchaus einen Entwicklungsfaden dar, doch die Haltungen sind nicht statisch: Wir wechseln, auch themenweise, mal zurück und mal bewegen wir uns wieder vorwärts, (es sei denn, wir haben den Stillstand gewählt. Das ist eine weniger gute Idee). Der französische Autor und Lehrer Bernard Enginger (Satprem, 1923–2007) brachte es mit folgendem Satz auf den Punkt: „Sobald etwas eine feste Form hat, ist es tot. Was wir brauchen, ist Leben“. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es gilt, in den Fluss des eigenen Lebens zu kommen oder wieder zu kommen.
Erwachsen werden und in Beziehung treten können
Susan Neiman zitiert in ihrem Buch „Warum erwachsen werden“ den amerikanischen Philosophen Stanley Cavell: „Warum machen wir es so, wie wir es machen? Urteilen so, wie wir urteilen, wie sind wir an diese Scheidewege geraten? Was ist der natürliche Boden unserer Konventionen, wem oder was dienen sie?“ Sie selbst kommentiert dazu: „Jede der oben aufgeworfenen Fragen muss individuell beantwortet werden ... Die politische Dimension ist unausweichlich. Sie verlangt von uns, selbst noch hinter Interessen zu blicken, die mit den allerbesten Absichten daherkommen.“ Und Neiman selbst erinnert uns an Kant: „Kant [bezeichnete] unsere Unmündigkeit als selbstverschuldet und drängte uns, den Mut aufzubringen, uns davon zu befreien. Mut ist nötig, um den Kräften zu widerstehen, die weiterhin gegen Mündigkeit arbeiten werden, denn wirklich mündige Erwachsene lassen sich nicht lange mit Brot und Spielen ablenken“. Rolf Arnold sagt im Zusammenhang mit Beziehungen, man könne seine Beziehung(en) nur nachhaltig entwickeln (inkl. der zu sich selbst), indem man sich selbst entwickelt (und weiß, was das konkret bedeutet). Es bedeutet die Bewusstheit, dass der Kopf uns ständig Geschichten erzählt – sie sind der Schlüssel. Von wem oder was stammen sie? Hinterfragen wir sie oder sind wir voll identifiziert mit ihnen? Gelingen kann das, wenn wir eine positive Selbstdistanzierung einnehmen.Wir sind mehr als unsere Körper, unsere Gefühle und unsere Gedanken.
Respekt und Würde
Das Wort Respekt kommt aus dem Lateinischen, respicere, das bedeutet zurückschauen, sich umschauen. Sind wir dazu in der Lage? Oder bleiben wir gefangen in den Tunnelblicken, die unsere Glaubenssätze in uns generieren? Wir halten das, was wir sehen, für die Wahrheit und kreieren uns unsere ganz eigene Wirklichkeit. Würde wiederum kommt vom althochdeutschen wirdî, das verwandt ist mit dem Wort wert(!). Da ist jemand oder etwas wert, gesehen zu werden – das lat. Wort dignitas bedeutet neben Würde auch Ansehen. Sehen wir wirklich uns selbst? Und unser Gegenüber? Und zollen wir unserem Selbst bzw. unserem Gegenüber den Respekt, den es wert ist? Respekt und Würde stehen also ganz dicht beieinander – Respekt fängt bei uns selbst und unserem Leben an, er muss neben der Würde immer wieder aufs Neue definiert, eingefordert und behauptet werden. Damit schließt sich der Kreis: Begegnen wir uns selbst und unserem Leben mit genügendem Respekt? Sind wir uns die Entdeckung unserer selbst wert und ihrer damit würdig? Oder glauben wir alles, was uns erzählt wird und alles, was unser Kopf uns erzählt?
Spirituell-philosophische Dimension
Es geht also darum, sich seiner selbst und seines Lebens bewusst zu werden. Sich „umschauen“ und es sich wert, unserem Leben „würdig“ zu sein bedeutet, immer mehr aus sich selbst heraus zu schauen. Das hat nichts mit Egozentrik zu tun, sondern ist eher das Gegenteil davon. „Lass dich von unzähligen Dingen fesseln und du gehst tiefer und tiefer in die Irre“ – Diese Zeile stammt von dem Zen-Meister Ryokan Taigu (1758–1831). Immer wieder sind wir in unserem Leben auf der Suche: Wir richten unseren Blick und den inneren Scheinwerfer auf Objekte im Außen. Unglaublich viele Kräfte zerren tagtäglich an uns und wollen eben diese unsere Aufmerksamkeit und Ablenkung. Dabei finden wir uns nicht. Rastlos schauen wir also weiter, von Objekt zu Objekt. Der Autor und Lehrer Daniel Herbst sagt dazu: „Es ist so, als würde die Sonne Planeten und Sterne bestrahlen, um dort sich selbst und ihr eigenes Licht zu finden.“ Doch sie ist das Licht ja bereits. Es heißt ja auch Erleuchtung und nicht Beleuchtung(!). Satprem (Bernard Enginger) sagte einmal: „Was ist das Feuer, das in Dir brennt? Das Feuer bist Du!“
Und jetzt?
An dieser Stelle passen die wunderbaren Worte von Marianne Williamson: „Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind, unsere tiefste Angst ist, dass wir über die Maßen machtvoll sind. Es ist unser Licht, vor dem wir am meisten erschrecken, nicht unsere Dunkelheit. (...) Dich kleinzuhalten, dient der Welt nicht. Dich kleinzuhalten, damit die anderen um dich herum sich nicht unsicher fühlen: Das hat nichts mit Erleuchtung zu tun. Wir sind dazu bestimmt, zu leuchten wie Kinder. Wir sind geboren, um die Größe Gottes, der in uns lebt, zu verwirklichen. Und diese Größe ist nicht nur in einigen von uns, sie ist in jedem Menschen.“ Das Leben selbst fordert uns auf, uns auf dieses Abenteuer und das des Erwachsenwerdens einzulassen. Es will sich selbst verwirklichen. Was also ist unser Licht? Wie können wir leuchten und was macht unser individuelles Leuchten aus? Das herauszufinden ist gelebter Respekt vor dem Leben und es ist das, was auch unsere Würde lebendig werden lässt. Wir wertschätzen damit das Leben. Hier und da gilt es, für eine Positionsbestimmung innezuhalten. Den Raum innen wie außen wahrzunehmen und sich umzuschauen. Wer innehält, hält sich selbst von innen, sagen die Taoisten. Das ist geradezu die Voraussetzung dafür, weitergehen und sich dem Lebensfluss anzuvertrauen zu können. Hermann Hesse (1877–1962) gibt uns in seinem wunderbaren Gedicht „Stufen“ dazu folgendes auf: „Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen. Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden … Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“
Wir können erwachsen werden und bewusst sein. Wenn wir dem eigenen Leben wirklich nicht länger im Wege stehen, dann kann es sich selbst entdecken – so erweisen wir uns ihm gleichzeitig als würdig. Sind das nur theoretische Worte? Überhaupt nicht. Persönliche Entwicklung und Bewusstseinsentfaltung in diesem Geiste bringen – ganz praktisch – Lebendigkeit, Lebensfreude und Gelassenheit mit sich.
Hermann Häfele bietet Begleitung, um den eigenen roten Faden zu finden oder wiederzufinden und bei der Frage, wie die Dinge alle zusammenhängen. Ganz persönlich und privat, und auch für Unternehmen in Bezug auf strategische Unternehmensführung sowie Kommunikation. Er ist ausgebildeter Unternehmensberater, Trainer, Coach sowie Heilpraktiker für Psychotherapie. Weitere Infos unter: www.roter-faden-coaching.de www.roter-faden-consulting.de
Partnerschaft & das Dilemma der Ehrlichkeit ... von Elisabeth Penselin & Christoph Konradi
Unsicherheit, Schmerz & Zorn – Schlüssel für die Liebe?
Nach einer Phase des romantischen Verliebtseins entsteht in Paaren oft das Bedürfnis, miteinander tiefer zu gehen. Kaum ein anderer Mensch kommt einem im Alltag so nah wie der eigene Partner. Vielleicht ist gerade deswegen hier der Wunsch besonders groß, in unserem Wesen gesehen, verstanden und geliebt zu werden. Und sich damit nah zu sein. Doch genauso groß wie dieser Wunsch ist auch die Angst und Abwehr davor.
Es klingt paradox, dass wir das, was wir uns von Herzen wünschen, im Alltag bekämpfen. Vielleicht, weil wir Angst haben, dass sich diese Herzensberührung miteinander auch schmerzhaft anfühlen könnte, dass es uns unsicher macht und uns nicht so stark dastehen lässt, wie wir gern dastehen würden. Herzensnähe kostet einen Preis.
Dilemma der Ehrlichkeit
Nehmen wir ein Beispiel aus dem Alltag eines Paares: Der Mann gibt seiner Partnerin eine ehrliche Rückmeldung – zum Beispiel sagt er: „Ich frage mich, ob das nicht zu viel ist, was du dir da vorgenommen hast.“ (Was er auch meinen könnte, aber nicht sagt: „Ich bin etwas besorgt um dich bei diesem Projekt, was du vorhast.“) Sie antwortet: „Du traust mir das scheinbar nicht zu. Das verletzt mich!“ Die Reaktion: Sie zieht sich zurück und ist wütend. Es folgt ein innerer Dialog des Partners, bei dem er zu dem Schluss kommt: „Das Thema umschiffe ich in Zukunft lieber!“
Ist es nicht so, dass ein nicht unerheblicher Teil der Kommunikation zwischen einem Paar aus dieser Art der Gegenreaktion besteht? Der Partner sagt etwas, und ich muss dagegenhalten, mich wehren, etwas von mir weisen, kommentieren, mich scheinbar schützen, verteidigen oder flüchten. Damit geht ein beträchtlicher Teil gemeinsamer Energie in diese Form der Anstrengung. Das schafft Distanz – nicht nur zum Partner, sondern vor allem zu uns selbst und schwächt die Partnerschaft.
Der wahre Kern
In dem beschriebenen Beispiel fühlt sich die Frau sofort angegriffen. Sie kommt dadurch nicht in Kontakt mit einer Berührung im Herzen – beispielsweise über die Sorge ihres Partners. Sie berührt ebenso wenig die Chance, zu überprüfen, ob ihr geplantes Vorhaben ihr vielleicht wirklich nicht guttut. Es könnte heilsam für sie sein, ihr Konzept von „du verletzt mich“ zu hinterfragen. Wir sind so schnell mit der Anklage und Annahme, dass uns etwas verletzt.
Was würde geschehen, wenn wir nicht sagen, dass es uns verletzt, sondern, dass es uns schmerzt. Eine Aussage löst Schmerz in uns aus. Das heißt nicht, dass der andere uns verletzt und damit schuld ist. Schmerz kann bedeuten, dass etwas dran ist an dem Gesagten, dass es einen wahren Kern trifft. Und Wahrheit ist mitunter auch schmerzhaft, aber sie dient unserem wahren Wesen. Auf diese Art können wir uns im Paarsein gegenseitig dienen.
Schutz oder Nähe?
Überhaupt wahrzunehmen, dass etwas schmerzt, dafür braucht es einen Moment des Innehaltens. Nicht sofort reagieren. Anhalten und wahrnehmen – was löst das Gesagte in mir aus? In meinem Körper? Was empfinde ich – jenseits von Gegenreaktionen? Ist es Freude, Zorn, Trauer, Schmerz, Scham oder Angst? Wenn wir lernen, das in dem Moment auszudrücken, kann sich das Gespräch mit dem Partner wandeln und es öffnet sich ein Raum, indem ich mir selbst näherkommen kann, mit mir in Kontakt bleibe und wachsen kann. Meist sind wir in den Momenten, wo wir glauben, wir müssen uns verteidigen oder schützen, uns selbst nicht sehr nah. Es gibt ein schönes Zitat von Ganga Mira, Schülerin von Papaji, was uns dazu einfällt: „You never lose yourself. Whatever you can lose is not who you are.“ („Du verlierst dich nie. Alles, was du verlieren kannst, ist nicht das, was du bist.“)
Ein Moment der Schwäche
Zugleich können wir auch den Dialog des Mannes in unserem Beispiel genauer betrachten. Vielleicht hatte er auch nicht den Mut, zu sagen: „Ich bin etwas besorgt um dich bei diesem Projekt, was du vorhast.“ Wie würde wohl derselbe Dialog weiterlaufen, wenn er seine Sorge geäußert hätte? Und seine Unsicherheit über das, was geplant ist? Wann hast du das letzte Mal deinem Partner gesagt, dass dich etwas verunsichert? Wir sind oft so gefangen in einer Anstrengung, es wissen zu müssen oder glauben, zu wissen, was richtig und falsch ist, und machen uns damit das Leben schwer. Welcher sanfte Raum des Miteinanders kann sich öffnen, wenn wir uns gegenseitig mit Unsicherheit und Schwäche begegnen. Probiert es aus und lasst euch überraschen, welchen Unterschied das macht!
Durch Zorn wachsen
Vielleicht wollte der Partner in unserem Beispieldialog neben Sorge auch seinen Zorn ausdrücken: „Es macht mich zornig, dass du gerade diesen Weg gehst.“ Gerade der Zorn ist in einer Beziehung, wo wir uns Harmonie wünschen und Liebe suchen, oft unterdrückt und verheimlicht. Das ist schade, denn darin steckt ein großes Wachstumspotenzial. Wenn ich auf den Zorn meines Partners nicht sofort mit Abwehr und Gegendruck reagiere, kann es sein, dass ich etwas Wertvolles in dem Moment über mich erfahren darf.
Uns hilft es sehr, wenn wir in sensiblen Momenten folgende Annahme nutzen: Was, wenn das, was der andere gerade mitteilt, nicht von mir getrennt ist? Wenn es auch einen Aspekt meines Herzens ausdrückt? Dann kann ich, statt mich gegen den Zorn zu wehren, in dem Moment offen hören, was vielleicht als wertvolle Information gesagt werden will – vorausgesetzt, ich erlaube mir innezuhalten, langsam zu werden und mich wahrzunehmen, statt sofort zu reagieren. Oft hilft es auch zu sagen: „Warte einen Moment, ich brauche dafür noch etwas Zeit.“ oder „Lass uns das in Ruhe nachher anschauen, dass ich auch lauschen kann, jetzt ist kein guter Moment für mich.“
Der Preis für Nähe
Wenn wir aneinandergeraten, geht es immer wieder darum, den wahren Kern herauszufiltern. Klar, drückt der eine seinen Zorn oft auf eine bestimmte Art aus. Und das kann nerven. Aber darum geht es nicht. Es geht vielmehr um die Qualität, die den Raum betritt. In diesem Fall, die Qualität von Zorn. In einem anderen Fall kann es die Qualität von Schmerz oder Unsicherheit sein. Wenn der andere mit dieser Qualität den Raum betritt, kann ich lernen – zum Beispiel, indem Zorn einen wahren Kern offenlegt. Um dies als Herzensnähe zu erfahren, muss ich mich für einen Moment beugen und auf meine gewohnten Muster verzichten. Dies ist der Preis für Nähe. Überraschend paradox! Willkommen Leben!
Christoph Konradi & Elisabeth Penselin begleiten Paare, die miteinander wachsen wollen. Sie haben gemeinsam das Projekt EhrlichZeit ins Leben gerufen – ein Auszeit-Seminar für Paare in der Natur. Nächste Termine auf Rügen 7.–10. Juli und 15.–18. September 2022. Weitere Infos unter: www.ehrlichzeit.de
Die heilende Kraft der Kornelkirsche ... von Peter Maier
Ein Erfahrungsbericht: Im August nahm ich an einer Visionssuche im slowenischen Dragoniatal teil. Dieses Ritual zur Selbstfindung und Selbststärkung dauert 12 Tage. Nach einer viertägigen Vorbereitung in der Gruppe wird jeder der Teilnehmenden von den Ritualleitern alleine zur sogenannten „Solozeit“ in die wilde Natur hinausgeschickt – ohne Essen, ohne Zelt und ohne Smartphone. Vier Tage und vier Nächte muss man dort verweilen. In dieser Zeit gilt man als unsichtbar und hat keinerlei menschlichen Kontakt. Mit dabei hat man nur einen Schlafsack, eine Matte, eine große Regenplane, einen Rucksack mit Wechselwäsche, ein Tagebuch und etwa 16 Liter Wasser. Da die sonst üblichen Ablenkungen durch menschlichen Kontakte, vor allem aber durch die gewohnten Kommunikationsmittel (Handy, Smartphone) fehlen, gerät man schnell in eine „Anderswelt“ – in einen rechtshirnigen Zustand, geprägt von den langsamer schwingenden Alphawellen. Die Wahrnehmung kann sich „allein da draußen, fastend in der Wildnis“ wesentlich verändern – hin zu einem tieferen Bewusstsein. Wenn erst mal der Gedankenstrom nachlässt, findet man sich zunehmend in einer Welt der Emotionen, der Intuition, der Assoziationen, der Kreativität und der Imagination wieder. Mitten am Tag können Seelenbilder auftauchen, den Träumen ähnlich. Man verliert jedes Zeitgefühl und kann Landschaftsformationen, Tiere, Bäume und Pflanzen viel bewusster als sonst empfinden und wahrnehmen.
Maria: Die Kornelkirsche wird mein Leben heilen
Nach der Rückkehr aus der Solozeit erzählte jeder Teilnehmer von seinen Erlebnissen. Die ganze Gruppe hörte aufmerksam zu. Unsere Gruppe bestand aus sechs Frauen und vier Männern. Uns alle hat die Geschichte von Maria (Name geändert), einer 53-jährigen Frau, sehr berührt. Sie hatte ein sehr schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter. Als sie ein sechs Wochen altes Baby war, musste ihre Mutter wegen einer Brustentzündung ins Krankenhaus. Erst nach 23 Tagen kam sie wieder zurück. In der Zwischenzeit war Maria bei ihrer Großmutter. All die Jahre fühlte sich Maria wie abgeschnitten ihrer Mutter gegenüber. Die Beziehung zu ihr war wie tot, wie eingefroren. Außerdem fühlte sie eine diffuse Wut ihr gegenüber. Dies belastete sie immer mehr und auch das Verhältnis zu ihrer 23-jährigen Tochter war davon tangiert. Etwas in ihr war total blockiert. Deshalb wollte Maria hinausgehen in die Wildnis, um eine befreiende Antwort oder eine heilende Vision zu ihrem Problem zu bekommen.
Maria erzählte uns nach ihrer Rückkehr folgende Geschichte: „Am dritten Tag hatte ich nachmittags, als ich auf einer Wiese am Rand von einigen Bäumen und Büschen saß, ein seltsames Erlebnis. Ich sah meine Mutter und mich als kleines Kind. Wir standen uns gegenüber und waren durch eine dicke, durchsichtige Nabelschnur miteinander verbunden, durch die laufend eine gelbrote Flüssigkeit gepumpt wurde. Sie nährte mich, sie war das Lebenselixier. Ich fühlte mich geborgen bei meiner Mutter. Doch plötzlich wurde meine Mutter von mir weggezogen und die Nabelschnur riss entzwei, obwohl meine Mutter verzweifelt versuchte, das zu verhindern. Sofort tropfte die Flüssigkeit auf den Boden. Ich wusste, dass ich nun sterben würde, ich hatte keine Versorgung mehr. Denn die gelbrote Flüssigkeit war Mutternahrung und „Liebesfluidum“ zugleich.
Es war schrecklich, ich hatte Todesangst. Doch dann geschah etwas ganz Unerwartetes. Aus dem Boden erhob sich eine riesige Erdkröte, die mit ihrem Maul meine Lebensflüssigkeit auffing. Zugleich hörte ich hinter mir eine Stimme: „Dein Leben ist nicht verloren. Mutter Erde hat die Flüssigkeit für dich bewahrt. Durch mich kannst du sie wiederbekommen. Meine Früchte werden dich heilen.“ Als ich mich umdrehte, nahm ich einen Strauch mit intensiv-roten Früchten wahr. Zugleich stellte ich fest, dass ich von vielen bunten Schmetterlingen umkreist wurde.
Das war mir zuvor gar nicht aufgefallen. Ich probierte von den Früchten, sie schmeckten etwas bitter. Bevor ich heute Morgen aus meiner Solozeit zurückkehrte, pflückte ich einige Früchte und brachte sie mit. Ich frage mich aber, wie diese mich heilen und mir bei der Auflösung meiner Lebensblockade helfen sollen ...“
Reflexion
Eine der Leiterinnen der Visionssuche-Gruppe kannte diese Früchte. Es handelte sich um Kornelkirschen. Die Sträucher sind in Deutschland in öffentlichen Parkanlagen, aber auch in manchen Gärten zu finden; und sie wachsen bisweilen auch wild auf Feldrainen oder an Bahndämmen. Liebhaber schätzen ihre zartgelben Blüten, die deutlich vor den Forsythien austreiben, daher als willkommene „Boten des Frühlings“ gelten und das Gemüt der Menschen nach einem langen Winter erfreuen können. Kenner der Kornelkirsche sammeln die Früchte im Oktober, um daraus wunderbare Marmelade zu machen. Die Kirschen müssen jedoch sehr reif und kurz vor dem Abfallen sein, um ihre ganze „herbe Süße“ entfalten zu können. Vermutlich weil die Früchte große Steine und nur wenig Fruchtfleisch haben, sind sie in unserer heutigen, auf Effektivität getrimmten Zeit immer mehr in Vergessenheit geraten. Man will nicht so viel Aufwand treiben, um die Marmelade herzustellen.
In Marias Vision waren zwei Erlebnisse eindringlich: Die Kornelkirschen hatten die gleiche Farbe wie die verlorene Flüssigkeit, als die Nabelschnur – die Versorgungsleitung – zu ihrer Mutter riss. Und es war auffällig, dass sie von so vielen Schmetterlingen umschwirrt wurde, als sie die Stimme hinter sich hörte und so auf den Kornelkirschen-Strauch überhaupt erst aufmerksam wurde. Was sollte dies alles bedeuten? Maria ahnte, dass es noch einige Zeit dauern würde, um das ganze „Bild“ zu verstehen, das ihr in dem Tagestraum während der Auszeit offenbart worden war. Durch die Rückmeldungen der Ritualleiterin wurde Maria jedoch etwas Entscheidendes klar.
Die inneren Bilder, auch Seelenbilder oder „schamanische Bilder“ genannt, die man während der Zeit allein in der Natur bekommen kann, zeigen wichtige Vorgänge in der Psyche an. Zum ersten Mal hatte Maria dabei ihre „tote“ Beziehung zu ihrer Mutter als höchst lebendig erlebt. Im schamanischen Bild hatte sie ja den engen Kontakt zur Mutter „gesehen“ – durch die Nabelschnur zu ihr und durch die gelbrote Lebensflüssigkeit, die laufend von der Mutter zu ihr gepumpt wurde. Außerdem hatte die Mutter verzweifelt versucht, die Trennung zu ihrer Tochter zu verhindern.
Die Mutter hatte also auch sehr unter der Trennung gelitten, nicht nur Maria. Dies war ihr bisher nicht bewusst. Als sie dies erkannte, fühlte sie zum ersten Mal Sehnsucht zu ihrer Mutter. Aller Groll war verflogen, ihre Mutter hatte keine Schuld daran, was ihr als Baby geschehen war.
Die dicke Wand in Maria gegenüber der Mutter war endlich zusammen gebrochen. Dies erlebte Maria als befreiend und sie musste nun vor allen weinen. Es war ein erster wichtiger Schritt hin zur Heilung ihrer Mutterbeziehung. Wie aber sollten die Seelenenergien zu ihr zurückkehren, die bei der damaligen Trennung verloren gegangen waren und die Maria im schamanischen Bild in die Erde tropfen sah? Wie könnte ihr die Kornelkirsche dabei helfen? Maria wusste bei ihrer Abreise aus Slowenien nur eines: Sie würde sofort nach ihrer Ankunft in Bayern nach der Kornelkirsche suchen und alle Informationen einholen, die sie dazu bekommen konnte. Sie vertraute ihrer Vision ganz fest.
Die Kornelkirsche – eine in Vergessenheit geratene Heilpflanze
Die Kornelkirsche wird auch „Herlitze“, „Dirndlstrauch“ oder „Tierlibaum“ genannt und gehört zu den „Hartriegeln“ (= Cornus). Sie ist in Süd- und Mitteleuropa verbreitet. Durch ihre frühe Blüte ist sie eine wichtige Bienennährpflanze. Auch als Vogelschutzgehölz ist sie ökologisch bedeutsam. Zudem kann sie durch ihr intensives Wurzelsystem einen erosionsgefährdeten Boden gut befestigen. Fliegen und Käfer ernähren sich von ihren Pollen und ihrem Nektar. Vielen Vogelarten bietet sie mit ihren Früchten wertvolle Nahrung. Kein Wunder, dass die Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten in Nordrheinwestfalen (LÖBF) die Kornelkirsche bereits 1998 in einer Pressekampagne zur „Pflanze des Monats“ gekürt hat. (Quelle: Wikipedia).
Interessanter in diesem Zusammenhang ist jedoch die überlieferte Heilwirkung der Kornelkirsche. In Zedlers Universallexikon von 1773 wird den Kornelkirschen eine lange Spalte als Heilmittel eingeräumt: „... ziehen etwas zusammen und stopfen, wirken gegen die Rothe Ruhr sowie gegen Blutspeien und geben bei hitzigen Krankheiten eine kühlende Labung.“ Die „Beeren in Wein gekocht und getrunken“ kurieren Nierensteine. Das aus dem Holz ausgezogene Öl „rottet Krebs aus“ (Quelle: Wikipedia). Offensichtlich hat die Kornelkirsche wegen ihren Bitterstoffen auch eine antioxidative Wirkung. Bereits die Mystikerin und Medizinerin Hildegard von Bingen hat der Heilkraft der Kornelkirsche, damals „Erlitzbaum“ genannt, in ihrem Werk „Physika“ (12. Jahrhundert) ein ganzes Kapitel gewidmet. Sie empfahl darin ein Bad aus Rinde, Holz und Blättern gegen Gicht, sowie für den Magen, ja überhaupt die Kornelkirsche ganz allgemein als Gesundheitsmittel. In dem 1990 von dem Heilpraktiker Reinhard Schiller erschienenen Buch „Hildegard Medizin Praxis“ sind folgende Empfehlungen zu den Kornelkirschen zu finden: „Gut für Gesunde und Kranke, reinigen Magen und Darm. Innerhalb weniger Monate kann Colitis (Entzündung des Dickdarms) mit Hilfe von Kornelkirschen gelindert, sogar geheilt werden.“ Von einem einmaligen Gebrauch kann aber kein Wunder erwartet werden. Die Kirschen sind eher als Langzeittherapeutikum wirksam, wenn sie über Monate hinweg genommen werden.
In der Volksmedizin hat die Kornelkirsche ebenfalls eine lange Tradition. Ihre Früchte wirken gegen Durchfall, auch die gekochte Rinde hat eine stopfende Wirkung. Die Kirschen werden ganz allgemein bei Magenleiden empfohlen.
Schließlich erscheint mir noch ein Hinweis im 1996 erschienenen „Hildegard-von-Bingen-Kochbuch“ von Dr. Wighard Strehlow interessant. Dort heißt es zu den Kornelkirschen-Früchten: „Sie enthalten den roten Farbstoff der Anthocyane, die zur Vitamin-P-Gruppe gehören. Dieses Vitamin P ist ein wichtiger Schutz- und Reparaturfaktor bei Entzündungen und Verletzungen der Schleimhäute und Blutgefäße, zum Beispiel bei Gastritis oder Krampfaderleiden.
Ein Ritual, das heilt
Doch wie ging es für Maria weiter? Da ich engen Kontakt zu ihr hatte, konnte ich von ihr später Folgendes erfahren: „Nach der Visionssuche fand ich bald viele Kornelkirschen-Sträucher an einem Bahndamm in der Nähe meines Dorfes. Vier Wochenenden lang kochte sie die gesammelten Früchte, entkernte sie mühsam und stellte daraus insgesamt 20 Gläser Marmelade her. Ein Jahr später ging ich an einem Abend mit einem vollen Glas Kornel-Marmelade hinaus zu meiner Ritualwiese. Dort passierte etwas Seltsames. Wie beim Entdecken der Sträucher während der Visionssuche wurde ich auch jetzt plötzlich von vielen Schmetterlingen umkreist. Außerdem flogen immer wieder Schwalben nah um mich herum. Was sollte das bedeuten?
In vier leeren Gläsern zündete ich Kerzen an und stellte diese zu einem „Medizinkreis“ am Boden auf, in dessen Mitte ich die Marmelade in einer offenen Schale platzierte. Ich selbst setzte mich auf einen Klappstuhl daneben. Nun bat ich das Universum und alle guten Geister in der Natur, dass die als Baby bei der Trennung von der Mutter verlorene gelbrote Herzensflüssigkeit in die gelbrote Kornelkirschen-Marmelade als Trägersubstanz zurückfluten möge.
Drei Stunden saß ich dort – vor und nach dem Sonnenuntergang. Dabei hatte ich das Gefühl, dass mit jedem Vorbeiflug eines Vogels und mit jedem Umkreist-Werden von einem Schmetterling immer mehr von dem vermissten „Fluidum“ meiner verlorenen Seelenenergie in die Masse der Marmelade zurückflutete.
In der Dämmerung schließlich verzehrte ich die Marmelade ganz langsam und bewusst. Ich bekam dabei den Eindruck, dass mit jedem Löffel der Substanz viel von dem in mich zurückkam, was ich als Baby verloren hatte: die Liebes-energie meiner Mama. Das war wunderbar.
Drei Monate später hatte ich das sichere Gefühl, dass zurückgekehrt war, wonach ich ein ganzes Leben lang so gesucht hatte: meine eigene Liebesfähigkeit. Ich wusste nun ganz tief in mir, dass ich die Liebe wieder in mir habe, dass ich Liebe geben und empfangen kann. Das 'Liebesfluidum', ohne das wirkliches Leben gar nicht möglich ist, ist wieder in mir, der verlorene 'Seelenteil' ist in mich zurückgekehrt. Neben den wunderbaren Schmetterlingen und den Vögeln war die „Kornelle“ die materielle Trägersubstanz für den Rücktransport der geistig-seelischen Energieinformation geworden. Ich bin so froh darüber, denn nun spüre ich endlich einen warmen Liebesstrom zu meiner Mutter und meiner Tochter ...“
Maria und ich überlegten, warum gerade die Kornelkirsche es war, die als materielle Substanz symbolisch auch für die erfolgte Heilung auf geistig-seelischer Ebene dienen konnte. Was war der Zusammenhang? Wie oben bereits erwähnt, war die Kornelkirsche in der Volksmedizin für ihre „stopfende“ Wirkung bekannt. Wenn die zerrissene psychische Nabelschnur des Babys zur Mutter repariert werden sollte, brauchte es ja etwas zur Stopfung der Blutung. Dies hatte offensichtlich die Kornel-Marmelade im Ritual bewirkt. Schließlich enthalten die Kornelkirschen ja das Vitamin P – ein wichtiger Schutz- und Reparaturfaktor bei Entzündungen und Verletzungen der Schleimhäute und Blutgefäße (vgl. Strehlows Kochbuch). Daher eigneten sich die Kornelkirschen in wunderbarer Weise als Symbol auch für die Heilung der psychischen Verletzung bei Maria: Mutter Natur als Lehrerin und Heilerin auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene!
Peter Maier ist Lehrer für Physik und Spiritualität, Lebensberater, Initiations-Mentor und Autor.
Bücher:
Heilung – Plädoyer für eine integrative Medizin, Epubli Berlin 5.2020, Softcover, ISBN: 978-3-752953-99-2, 18,99 Euro, eBook: ISBN: 978-3-752952-75-9, 12,99 Euro
Heilung – Initiation ins Göttliche, Epubli Berlin, 2. Auflage 2016, Softcover, ISBN 978-3-95645-313-7 18,99 Euro, eBook erschienen 5.2020, ISBN: 978-3-752956-91-7, 12,99 Euro.
Infos und Buchbezug: www.alternative-heilungswege.de und www.initiation-erwachsenwerden.de
Dein Körper heilt sich selbst ... von Master Sai Cholleti
Gerade in einer Zeit, in der ständig von der Bedrohung durch die Pandemie gesprochen wird, ist es enorm wichtig, sich an ein paar grundlegende Prinzipien zu erinnern. Was passiert eigentlich, wenn du einen Schnupfen oder eine Erkältung hast? Du trinkst vielleicht Kräutertee, machst ein Dampfbad, nimmst Hustensaft. Und irgendwann ist der Schnupfen wieder weg. Was hat dich gesund gemacht? Es ist vielleicht egal, ob du Kräutertee trinkst oder nicht, irgendwann bist du wieder gesund, wahrscheinlich macht es dein Körper ganz von selbst.
Jemand bricht sich einen Knochen: Was macht der Arzt? Er macht ein Röntgenbild, man bekommt einen Gips oder eine Schiene und irgendwann ist der Knochen wieder heil. Hat der Arzt den Knochen geheilt? Nein, das hat der Körper selbst gemacht. Wir müssen verstehen, dass es immer der eigene Körper ist, der sich selbst heilt! Alle lebendigen Wesen verfügen über diese erstaunliche Fähigkeit, man könnte sogar sagen, dass dieses Prinzip der Selbstheilung oder -Regeneration das grundlegendste Merkmal ist, welches die belebte von der unbelebten Welt unterscheidet. Leider erinnern wir uns meistens nicht daran.
Es grenzt schon an ein kleines Wunder, wie die körpereigene Intelligenz ganz genau weiß, was zu tun ist. Bei einer Schnittwunde zum Beispiel beginnt sofort eine komplexe Kaskade von Abläufen. Es gibt zwölf Gerinnungsfaktoren, die nacheinander die Blutgerinnung in Gang setzen. Ist die Wunde durch das geronnene Blut verschlossen, beginnt der Körper sofort mit der Neubildung von Zellen und Gewebe. Bei einer Infektionskrankheit müssen jede Menge Abwehrzellen gebildet und zu den betroffenen Regionen geschickt werden, um die Krankheitserreger unschädlich zu machen.
Für alle diese Vorgänge braucht der Körper zusätzliche Energie. Je schwerer die Verletzung oder der Infekt, desto mehr Energie wird benötigt. Deshalb sind wir müde, schlapp und appetitlos, wenn wir krank sind. Der Körper muss alle verfügbare Energie in die Selbstheilung stecken.
Bei Tieren kann man auch sehr gut beobachten, dass sie aufhören zu fressen, wenn sie krank sind. Damit spart der Körper die Energie, die sonst für die Verdauung verbraucht wird. „Schlaf ist die beste Medizin“, lautet die alte Hausregel. Wenn wir uns nicht genügend Ruhe gönnen, kann es leicht zu einem Rückfall kommen, und der Genesungsprozess dauert umso länger, das kennen wir alle aus Erfahrung.
Die gute Nachricht ist, dass wir – zusätzlich zu Ruhe und Schlaf – dem Körper dabei helfen können, sich selbst zu heilen. Mit frischer Energie können wir unserem Körper helfen, viel schneller wieder gesund zu werden. Unser Leben und unsere Schaffenskraft, unser gesamter Stoffwechsel beruhen darauf, dass ständig Energie aufgenommen und umgewandelt wird. Auf der physischen Ebene ist es der Sauerstoff und die in unserer Nahrung gespeicherte Sonnenenergie. Wie können wir unseren Körper darüber hinaus mit zusätzlicher Energie versorgen?
Bei der Prana-Heilung geht es darum, wie du deinem Körper ganz gezielt Energie zuführen kannst, dorthin wo sie gerade gebraucht wird. Betrachten wir den gebrochene Knochen: Wenn du dem Knochen ganz gezielt die Energie gibst, die er zum Zusammenwachsen braucht, dann kannst du den Gips anstatt nach sechs Wochen vielleicht schon nach drei Wochen wieder loswerden.
Was ist diese „Prana-Energie“? In den östlichen Traditionen wissen die Menschen schon seit Langem um diese alles am Leben erhaltende „kosmische“ Energie. In Indien wird sie Prana genannt, in China Chi oder Qi. Moderne Wissenschaftler haben schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts festgestellt, dass der sogenannte leere Raum gar nicht leer ist. Im Gegenteil, sie entdeckten die Existenz einer unerklärlichen Energie dort, wo eigentlich nach der bis dahin bekannten physikalischen Theorie gar keine Energie vorhanden sein konnte: Bei null Grad Kelvin, der tiefst möglichen Temperatur. Oder auch im Vakuum, in dem es keine Teilchen mehr gibt, die schwingen oder Energie abstrahlen könnten, fanden die Forscher eine unerklärliche Feldenergie, auch Raum-energie oder Nullpunktfeld genannt ...
„Wir befinden uns ständig in einem Ozean von Lebensenergie“ sagt Grandmaster Choa Kok Sui, der Begründer der Prana-Heilung.
Um zu verstehen, wie diese Energie funktioniert, müssen wir uns klarmachen, dass wir um unseren physischen Körper herum ein unsichtbares Energiefeld haben, man nennt es auch die „Aura“. Dieses Energiefeld ist sozusagen ein feinstoffliches Abbild unseres Körpers, eine höher schwingende Version 2.0 mit zusätzlichen Features. Das wären die sogenannten Energiezentren oder Chakras und die Energieleitbahnen oder Meridiane. Die sind dafür zuständig, permanent frische Prana-Energie aus der Umgebung aufzunehmen und im Körper zu verteilen. Wie viele andere Vorgänge im Körper laufen auch diese ständig automatisch ab und werden gesteuert von einer unbewussten Intelligenz. Dennoch können wir diese Prozesse durchaus mit unserem Bewusstsein steuern. Vor Jahrzehnten schon stellten Forscher fest, dass man durch das sogenannte „autogene Training“ lernen kann, beispielsweise die Herzfrequenz zu verlangsamen.
Allerdings erfordert es eine gewisse Übung, wenn nicht sogar ausdauerndes Training. Du kannst mit etwas Übung lernen, deinem Körper und deinen Energiezentren direkt zusätzliche Energie zuzuführen. Wie geht das? Die Energie folgt dem Gedanken, „Mind over Matter“, so sagt man, der Geist beherrscht die Materie. Mit deinem Bewusstsein und mit Hilfe besonderer Atemtechniken kannst du über die Energiezentren vermehrt Prana-Energie aus der Umgebung aufnehmen und diese in erkrankte Körperteile leiten. Dadurch wiederum werden Heilungsprozesse erheblich beschleunigt. Dies ist das Wesen der Prana-Heilung.
Durch diese Fähigkeit zur bewussten Energieaufnahme wirst du zum Meister über deine Energie. Du kannst deinen Energiehaushalt vervielfachen und damit, zusammen mit der Beschleunigung von Selbstheilung und Regeneration, nicht nur deine allgemeine Leistungsfähigkeit steigern, sondern auch dein volles Potenzial zum Vorschein bringen.
Pranaheilung anwenden
Pranaheilung kannst du nicht nur an dir selbst anwenden, sondern auch an anderen, zum Beispiel deiner Familie oder Freunden. Wie das funktioniert, kannst du an nur einem Wochenende erlernen. Du musst dafür verschiedene Dinge wissen: wie dein Energiefeld genau funktioniert, welches Energiezentrum wofür zuständig ist, wie man erstmal die verbrauchte Energie wegbringt, und wie man dann ganz gezielt Energie z. B. zu einem gebrochenen Knochen hinbringt.
Das alles lernst du im Grundkurs der Prana-Heilung und noch viel mehr! Du lernst auch, wie du mit verschiedenen alltäglichen Beschwerden umgehst, angefangen bei Stress, über z. B. Schulterschmerzen, Erkältungen, Zahnweh, Bauchweh …
Es ist viel einfacher, als du denkst. Du brauchst dafür nur ein bisschen Offenheit und Mut zu neuen Erfahrungen. Bis heute haben schon viele Tausende von Menschen auf der ganzen Welt die Prana-Heilung von Grandmaster Choa Kok Sui erlernt. Sie wird seit über 25 Jahren auf allen Kontinenten unterrichtet und teilweise sogar in Krankenhäusern angewendet.
Viele Menschen, die im medizinischen Bereich tätig sind, wenden sie täglich als komplementäre Heilweise an ihren Patienten an. Um ein Heilungs-„Profi“ zu werden, kannst du dich in weiteren Kursen fortbilden.
Master Sai Cholleti unterrichtet seit über 25 Jahren Prana-Heilung. Er war einer der engsten Schüler von Grandmaster Choa Kok Sui und wurde von ihm persönlich ausgebildet. In seinen Wochenendseminaren lernten bereits mehr als 10.000 Menschen, wie sie Prana-Energie reinigen und lenken können, um sich selbst und anderen zu helfen. Weitere Infos unter www.srisai.de
Veranstaltungshinweis:
Prana-Heilung kennenlernen mit Master Sai am 22. März 2022 in Königs Wusterhausen, 23. März 2022 in Berlin-Schöneberg (Pestalozzi-Fröbel Haus). Prana-Heilung selber lernen: 2./3. April 2022 in Berlin-Schöneberg (Pestalozzi-Fröbel Haus). Weitere Informationen finden Sie unter: anmeldung@srisai.de oder www.srisai.de/kurs-buchen.
Cogito ergo sum. Ich denke, also bin ich ... von Veny Bachmann (B. Kappeler)
"Ich denke, also bin ich" lautet einer der bekanntesten philosophischen Sätze der westlichen Antike. Und in der Tat, durch Gedanken formen wir unsere persönliche Welt der Wertvorstellungen und setzen diese Kraft intensiv ein, um unsere Gedanken, die nun zu Wünschen werden, zu verwirklichen, solange bis sie zur Materie – zum Stoff – geworden sind. Der Gedanke nach einem Haus wird so zum Wunsch. Nun setzen wir alles daran, um den geeignetsten Weg – wieder durch Gedanken – zu finden, der uns den Wunsch erfüllt.
Der Wege, um im Leben etwas zu bewirken, sind es oft viele, und so muss in der Fülle der Möglichkeiten ein jeder seinen Weg finden, durch den er seine Gedanken, die nun zu Wünschen gewordenen sind, verwirklicht.
„Der Weg ist (bereits) das Ziel“, lehrte uns schon der weise Lao-Tse im 6. Jh. v. Chr. und bezeugte damit, dass die Gedankenkraft der wahre Ursprung aller Dinge ist, denn ohne sie würden wir keinen „Weg zum Ziel“ finden und ihn daher auch nicht gehen können.
Die Kraft der Gedanken zeigt sich besonders deutlich am eigenen Wesen, wo wir sehr direkt durch diese Wunsch-Energie auf uns selbst wirken, um all das zu verwirklichen, was wir wollen.
Deutliche Beweise, dass die Gedanken- und Wunschkraft wirkt, sind dafür zum Beispiel die bekannten Placebo-Tests, in denen Menschen wirkungslose Tabletten/Medikationen erhalten, worauf sich oft ihr Gesamtzustand verbessert … in einigen Fällen sogar Gesundung eintritt.
Unsere Gedanken können also aufbauend fördernd und sogar „gesundend“ sein, andererseits durch „Anerkennung von Mangel“, das „Gesundsein“ verhindern. Letzteres fesselt und hindert uns entspannt und frei zu leben!
Die Energie der Gedankenkraft ist dabei immer gleich stark, egal, ob wir sie aufbauend oder negierend einsetzen. Sie erfährt erst eine größere Intensität, wenn für uns der Wunsch unabdingbar notwendig wird, wir darauf also größtmögliche Konzentration lenken und ihn so mit aller Macht verwirklichen wollen.
An den Beispielen der Kraftentfaltung können wir bereits erkennen, dass diese uns gegebene Schöpfungskraft in uns ein scharfes, aber auch zweischneidiges Schwert ist.
Die Macht der Gedanken ist vielfältig. Aufbauend erleichtert sie unser Leben, unsere Lebensqualität – bindend dagegen schafft sie Sorgen, woraus Ängste entstehen, die uns unfrei – in extremen Fällen quasi lebensunfähig – machen.
Vorsätzlich verbreitete, ungerechtfertigte Ängste, Sorge um den Arbeitsplatz, Wohnungsverlust, finanzielle Verluste, Familie, Freunde etc. sind die bindenden Gedanken aus dem sich daraus dann meist eine lange Kette weiterer Sorgen entwickelt.
Und so beweist sich damit auch der große Lehrsatz des Buddha aus dem 5. Jh. v. Chr. als richtig, der einst sagte: „Verfolgt nie einen (bindenden) Gedanken, er wird stets Kinder kriegen, sich stark vermehren und euch unfrei machen.“ Stattdessen lasst jeglichen Gedanken fahren (fallen), übt euch im Nicht-Denken, dann seid ihr stets im Jetzt – eurer Gegenwart – die allein euer Leben aus eurem Herzschlag heraus zu Frieden und Wohlstand führt.
Die Vergangenheit ist die Grundlage eurer Gegenwart, Die Gegenwart, die eurer Zukunft. Die Gegenwart lebt daher erst durch die Vergangenheit und schafft durch sich selbst die Zukunft.
Demnach ist die Gegenwart – das Jetzt – der zentrale Zustand die Mitte eures Lebens. Sie ist damit eure wahre Aktivität, die eben nur im „Jetzt“ in eurem Leben wirkt und damit eure Zukunft gestaltet! Hierüber klärte uns auch bereits Lao-Tse mit seinen wohl bekanntesten Worten: „Wer seine Mitte nicht verliert, der dauert.“ auf.
Wir Menschen sind Gemeinschaftswesen, lernen durch Berührung, aufmerksames Zuhören und gemeinsame Aktivitäten mit- und voneinander. Ohne dieses Gemeinwesen hätten wir die vielen bahnbrechenden Aktivitäten, die unsere Evolution in großen Schritten voranbrachten, nie das Licht der Welt erblickt.
Die Quelle – der Motor – unserer Entwicklung ist das Naturgesetz des stetigen freien Willens, durch den wir Inspirationen, Ideen und die innere Überzeugung entwickeln, das für uns Richtige zu tun!
In einer großen kosmischen Durchsage heißt es daher: Wann immer man dir deinen freien Willen begrenzt und von dir Dinge verlangt, die dich gegenüber anderen Personen, Staaten, Firmen etc. abhängig machen, dann sei gewiss, dass ist nicht zu deinem Besten!
Das Gute im Leben will stets, dass du aus deinem Herzen heraus selbstbestimmend und mit großer Freude dein Leben als ewig sprudelnden Quell göttlicher Gnade annimmst und zum Wohle aller pflegst!
Sollten wir die Lehren dieser großen Menschheitslehrer gerade in den aktuellen weltweiten Zeiten des Umbruchs jetzt annehmen und für unser menschliches Denken sie in unserem Leben aktiv umsetzen? Wir würden mehr Ruhe und Besonnenheit in uns schaffen, woraus mehr Verständnis für uns selbst und unser Umfeld entstehen kann, was dann letztlich alles in dem großen Begriff der „allumfassenden Harmonie“ mündet, das ja das Ziel all der wahren geistigen weltweiten Umwandlungsaktivitäten ist. Durch sie schaffen wir in und um uns den wahren Frieden, den jeder für sich – und unsere Welt im Ganzen – so dringend benötigt, um den eigenen Teil der großen Herausforderungen in der Evolution zu bewältigen. Und was haben wir schon zu verlieren, außer Klarheit durch Frieden zu gewinnen.
Veny Bachmann, Berlin im Januar 2022
Wir haben uns verirrt. Uns fehlt die entscheidende Dimension ... von Christian Brehmer
Als Menschen auf dieser Erde wurden wir ins Dasein geworfen, und wir müssen unser Leben irgendwie managen, um „über die Runden zu kommen“. Einigen fällt das leicht, vielen fällt das schwer. Besonders, wenn wir an die zwei Drittel der Menschheit in der sogenannten Dritten Welt denken. Oft ist für sie das Leben nur ein einziger Kampf ums Überleben. Eine Schande für die wohlhabenden Länder, deren Wohlstand zum großen Teil auf der Ausbeutung der armen Länder beruht; eine Schande auch für die schreiende Kluft zwischen Arm und Reich, selbst in Deutschland.
Zu Coronazeiten allerdings müssen auch in den reichen Industrienationen viele Mittelständler und Kleinbetriebe ums Überleben kämpfen, jedoch meist nur finanziell. Für viele ist ein soziales Netz gespannt, das für ein angenehmes Überleben sorgt. Allerdings ist da der Schmerz, das über Jahre Aufgebaute ruhenlassen zu müssen. Die Enttäuschung ist groß, und schnell mündet sie in eine Depression. Jedoch müssen nur wenige hungern – das Leiden ist eher psychisch. Die Pandemie hat den ganzen Globus mit einer Malaise überzogen, und wer bemerkt noch das schelmische Kichern des kleinen Mädchens über die Maske seiner Mutter: „Mama, nimmst du die beim Essen ab“?
Hieß es schon immer: Das Leben ist ein Kampf, so kommt zu Coronazeiten noch die Angst vor dem Ungewissen hinzu und vielleicht die Angst, sich anzustecken, ggf. trotz Impfung. Es lauert hinter aller Aktivität und Zerstreuung eine dem Menschen unbewusste Urangst, bedingt durch die Trennung von seinem Ursprung. Hinzu kommt das häufig verdrängte Wissen um die eigene Sterblichkeit. Trotz Aufklärung, Wissenschaft, Kranken- und Lebensversicherung verbleibt da etwas Unsichtbares und Unkontrollierbares. Uns wird unsere „conditio humana“ auf der gegenwärtigen Evolutionsstufe – einer Durchgangsstufe – bewusst. Und das ist gut so.
Auch bereits vor der Pandemie war für viele das Leben ein Kampf: Joberhalt, Gesundheitsprobleme, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Digitalisierung, zwischenmenschliche Auseinandersetzungen und, und, und – die Liste ließe sich für jeden individuell erweitern. Unser Leben und unser Planet sind in einer Schieflage. „Wir haben uns verirrt“, konstatiert der renommierte Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther. Ob die Naturvölker vor dem Kontakt mit den europäischen Entwicklungsbringern schon so viel Leid kannten? Ist doch das Leben an sich Freude, ein grundlegendes Wohlgefühl, für das man nichts tun muss. Das bestätigen alle, die ihr Bewusstsein erweitern und die sich von ihren inneren Fesseln zum Leben befreien.
Der in Deutschland lebende spirituelle Lehrer John David aus England hat ein Buch verfasst „Grundlos glücklich. Die Freiheit des Seins“ und dazu einen gleichnamigen Film gedreht. Auch Barbara Vödisch hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Grundlos glücklich. Die Quelle des wahren Glücks liegt in dir“. Da heißt es in der Einleitung:
„Nichts brauchst du, nichts fehlt dir, um glücklich zu sein. Wahres Glück ist nicht getrennt von dir, ist nicht abhängig von glücklichen Ereignissen, von beruflichem Erfolg, Anerkennung, Geld oder anderen Menschen. Es ist dein natürliches Sein.
Für die meisten Menschen ist „das natürliche Sein“ jedoch alles andere als glücklich. Als Kinder strahlten wir es noch aus und kicherten manchmal über das Verhalten der Erwachsenen: „Was? Opa wünscht sich ein Smartphone? Da lachen ja die Apps!“ Wir haben eine Kultur erschaffen, die uns von uns selbst entfremdet. Wir suchen unser Glück im Äußeren, in Ablenkungen oder in Wohlstand, in Besitz und Anerkennung und müssen dafür kämpfen in einer Welt der Ellbogenmentalität. So schaffen wir Verspannungen in unserem Nervensystem und fühlen uns nicht wohl in unserer Haut. Vergeblich suchen wir Ausschau nach etwas Verbindlichem, an dem wir uns orientieren können. Ohne inneren Anker sind wir den Wellen der Ereignisse ausgeliefert, versinken wir in der Informationsflut. Wer bin ich eigentlich, und was ist der Sinn meines Daseins?
Spätestens wenn es uns dreckig geht, wenn wir kurz vor dem Burn-out stehen und nicht in Aktionismus, in Ablenkungen, Alkohol oder Drogen flüchten, tauchen diese Fragen auf. Sie halten uns in der Schwebe, und manchem wird bewusst, dass er nicht lebt, sondern funktioniert. Wir werden gelebt und leben oft am eigentlichen Leben vorbei. Das kann doch nicht alles sein! Irgendetwas fehlt! Aber wenn wir diesen Schwebezustand, dieses innere Fragen aushalten, unverkrampft für eine Weile aushalten, ohne Ablenkungen, kann eine befreiende Dimension aufschimmern, etwas, nach dem wir schon immer gesucht haben. Franziskus von Assisi sagt: „Das was sucht, ist das Gesuchte.“ Was er wohl damit gemeint hat? Geht es etwa um die dem Suchen innewohnende Dynamik und weniger um das, was ich suche? Wenn ich alle Inhalte in meinem Bewusstsein zurücklasse, bleibt nur noch das reine Bewusstsein, und – das ist die Entdeckung – dann tut sich eine neue Dimension auf. Sie war schon immer da, nur überlagert von den vielen Gedanken und Emotionen. Ich „ent – decke“ zunächst schemenhaft und dann mit Geduld und Beharrlichkeit immer klarer die Substanz meiner Persönlichkeit, mein eigentliches Selbst, meine Seele. Sie war schon immer da; jetzt habe ich sie kurz erfahren. Sie ist mir entgegengekommen. War der Begriff „Seele" bislang eine in unserer Gesellschaft gängige Begriffshülse - jetzt ist sie mit Erfahrung gefüllt.
Heureka! Ich hab‘s gefunden! Ein freudiger Ausruf, wie er von Archimedes in der Badewanne überliefert ist. In der Entspannung kam die befreiende Intuition. Sagt man doch, er sei vor Freude aus der Wanne gesprungen und nackig durch Athen gelaufen: „Heureka! Heureka!“ Der antike Mathematiker und Physiker entdeckte zwar nicht seine Seele, aber ihm ging auf, dass das Volumen seines Körpers genau der Menge des verdrängten Wassers entsprach: das hydrostatische Gesetz.
Fortan gehe ich der Erfahrung meiner Seele nach. Sie führt zu einer regelmäßigen Selbsterfahrungspraxis, die mich jenseits von Gedanken und Emotionen zu meiner Substanz, zu meiner Seele befreit. Sei es nun Yoga, Meditation oder Achtsamkeitstraining, der Wege sind viele. Ich finde meine mir gemäße Methode, denn ich bin motiviert. Regelmäßig praktiziert, löse ich mich mehr und mehr von allen Gedanken und lasse alles Inhaltliche zurück, bis ich das reine Bewusstsein erfahre, meine Seele. Ich erfahre sie als eine stille innere Freude. Grundlos. Sie war, so sagten wir, schon immer da, mein zu sich selbst befreites inneres Sein, nur überlagert von schwatzhaften Gedanken, zwanghaften Vorstellungen, schillernden Emotionen und rotierenden Problemen.
Freilich geht mir diese innere Freude im Alltag immer wieder verloren. Aber ganz unverhofft, mitten in der Aktivität taucht sie spontan wieder auf, eine befreiende Bewusstwerdung meiner selbst, eine Orientierung von innen. Ich unterstütze diesen Prozess, und im Laufe der Zeit setzt sich ein sanftes Hintergrund-Bewusstsein, eine stille Präsenz im Alltag immer mehr durch. Ich erkenne es als mein wahres Wesen, als meine Heimat, als meine Seele, nach der ich schon immer gesucht habe. „Die Seele ist eine wissende Substanz.“, sagte Rumi, der persische Philosoph und Mystiker, einer der großen Weisheitslehrer der Menschheit.
Wir alle wissen, das, wenn wir entspannt sind, uns nicht nur gespeichertes Wissen mühelos zugänglich ist, sondern sich auch Intuitionen einstellen können (Beispiel Archimedes). Wir haben ein Problem, grübeln, lassen locker, und die Lösung „fällt uns ein“. Woher kommt sie? Sie kommt aus der Seele, aus der wissenden Substanz. Und wenn sie uns mehr und mehr zugänglich ist durch regelmäßige Ausübung einer Entspannungs- und Selbsterfahrungspraxis, schöpfen wir zunehmend aus der Intuition, der den Verstand ergänzenden Erkenntnisquelle. Sie ist in jedem Menschen angelegt, und wenn Selbsterfahrungstechniken in unserer Gesellschaft angekommen sind, tun wir das bewusst, was seit Millionen von Jahren in Millionen von Organismen unbewusst geschehen ist: die Intensivierung des Bewusstseins. Wir werden weniger Fehler machen und von unserem selbstzerstörerischen Verhalten absehen. Die fehlende Dimension – sie wird unser Leben und unseren Planeten wieder ins Lot bringen.
Dabei kann Corona unser Entwicklungshelfer sein: ein Schuss vor den Bug des vom Menschen fehlgesteuerten Dampfers unserer Gesellschaft. Viele haben das erkannt und wollen nach der Herdenimmunität nicht mehr zurück in das alte Fahrwasser der zwanghaften Steigerung von Produktion, von Konsum und Spaß. Alle machen sich zwar stark für Klimaschutz, aber viele sehen nicht die tiefere Ursache unseres ausbeuterischen Verhaltens der Natur gegenüber. Wir sind schlichtweg Mangelwesen auf der gegenwärtigen Durchgangsstufe der Evolution. Der Mangel lässt sich nicht allein durch Aktionismus und durch Spaß und Konsum ausgleichen – uns fehlt die entscheidende Dimension, die Dimension der Seele. Dagegen kann man etwas tun.
Dr. Christian Brehmer ist Evolutionsforscher. Weitere Informationen über ihn und sein Engagement finden Sie auf seiner Website: www.bewusstseins-evolution.de
Bücher von Chrstian Brehmer:
Vom Urknall zur Erleuchtung. Die Evolution des Bewusstseins als Ausweg aus der Krise. Via Nova 11.2007, 140 farbige Fotos, 130 Grafiken, ISBN: 978-3-86616-064-4, Hardcover, 288 Seiten, 8 Euro
Woher? Wohin? Orientierung im Leben. Die Evolution des Bewusstseins als Ausweg aus der Krise, Via Nova 4.2018, 32 Farbfotos, 83 Grafiken, ISBN: 978-3-86616-430-7, Paperback, 288 Seiten, 22.80 Euro
Der Bärlauch. Heilpflanzentipp von Barbara Simonsohn
Eine wertvolle Heilpflanze seit der Antike und bereits von den Germanen hoch geschätzt.
Heilkräuter direkt vor der Haustür sind hoch im Kurs, „denn das Gute liegt so nah“. An unsere urheimischen Pflanzen sind wir genetisch am allerbesten angepasst. Knoblauch ist zwar in aller Munde und wird von vielen nicht nur aus Geschmacksgründen, sondern auch als Gesundheitselixier betrachtet. Der Kulturknoblauch ist allerdings keine heimische und auch keine Wildpflanze, sondern wurde bereits vor 3000 bis 4000 Jahren in China gezüchtet und existiert heute nur noch als Wirtschaftspflanze. Unser heimischer Bärlauch übertrifft als potente Wildpflanze seinen zahmen Verwandten an Konzentration an Inhaltsstoffen und Heilkraft. Es bietet sich an, den „Knoblauch der Germanen“ oder „Lauch ohne Hauch“ den Vorzug zu geben. Und zwar nicht nur in der Bärlauch-Zeit im April und Mai, sondern das ganze Jahr hinweg in Form von Frischblatt-Granulaten ...
Der asiatische Knoblauch war jahrtausendelang in unseren Breiten unbekannt. Unsere Vorfahren hatten aber sehr wohl eine Alternative. Bereits in der Antike galt der Bärlauch oder Allium ursinum L. – wilder Knoblauch – als „Herba salutaris“, als gesundheitsfördernde Heilkraft schlechthin wegen seiner profunden und vielseitigen Wirkungen. Die alten Germanen begrüßten sich mit einem Spruch „Leinen und Lauch“ (linar, laukar“), der bedeutete „Glück und Segen“. Dieser Gruß war eine Einladung an schützende Geister zur Abwehr von Unheil und versprach Heil, Segen und Gesundheit. Verletzungen heilten unsere Vorfahren nämlich mit Bärlauch, den sie in Leinentücher wickelten. Für die alten Römer war Bärlauch „die Zwiebel des Nordens“. Im alten England gab es einen Spruch, „Iss Lauch im März, Bärlauch im Mai, dann haben die Ärzte das ganze Jahr frei.“ Als entgiftendes und stärkendes Heilmittel war Bärlauch hochgeschätzt.
Ab dem 16. Jahrhundert geriet der Bärlauch in Vergessenheit. Diesen Dornröschenschlaf beendete der Biologe und Heilpflanzenexperte Dr. Georgios Pandalis, den etwas bewegte. „Warum sollten die Deutschen den asiatischen Knoblauch essen, wenn sein mitteleuropäischer Verwandter doch vor der Haustür wächst?“. Diese Frage ließ ihn fortan nicht mehr los. Dr. Pandalis bewies durch umfangreiche wissenschaftliche Studien, dass diese Wildpflanze mehr gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe wie Eisen, Magnesium, Mangan- und Schwefelverbindungen enthält als der geruchsintensive zahme verwandte Knoblauch.
Zur Botanik
Der Bärlauch ist eine ausdauernde Krautpflanze und liebt feuchte Böden, Auwälder, Bachniederungen und wächst gern im Halbschatten unter großen Bäumen. Von der Ebene bis in die Voralpen bis zu fast 2000 Metern Höhe ist er in fast ganz Europa zu finden. Die Bärlauchzwiebeln treiben von Februar bis März, und spätestens Anfang Juli beendet der Bärlauch die Vegetationszeit mit Samenreife und Einziehen der Blätter. Die beste Erntezeit der Blätter ist zwischen April und Mai. Die Wurzeln des Bärlauchs kann man danach bis zum Herbst ausgraben und ähnlich wie die Blätter verarbeiten oder einlegen.
Frische Bärlauchblätter können wie viele weitere Wildbeeren und Wildgemüse mit Eiern des Kleinen Fuchsbandwurms belastet sein. Die Symptome einer Echinokokkose sind gefürchtet, Die Krankheit kann tödlich verlaufen. Wer Bärlauch-Produkte zum Beispiel in der Apotheke kauft, sollte daher darauf achten, dass der Bärlauch routinemäßig auf den Befall mit den Parasiten und ihren Eiern untersucht wurde.
Die wertvollen Inhaltsstoffe
Bärlauch ist eine wahre „Schwefel-Bombe“. Im Bärlauch finden sich mit 7,8 Gramm Schwefel pro 100 Gramm Trockensubstanz das Mehrfache wie in Knoblauch, der nur 1,7 Gramm enthält. Damit ist der Bärlauch unsere schwefelreichste Heilpflanze. Die Schwefelverbindungen und ihre Abbauprodukte wie Thiosulfinate sind hoch potente Anti-Pilz-Mittel, natürliche und nebenwirkungsfreie Antibiotika, regulieren die Darmflora, hemmen das Wachstum von Krebszellen und die krebserregende Wirkung von Nitrosaminen.
Die Sulfide im Bärlauch regen den Speichelfluss, die Magensaftsekretion sowie die Darmperistaltik an und fördern auf diese Weise eine gesunde Verdauung. Sie wirken außerdem antioxidativ und bekämpfen erfolgreich freie Radikale. Eva Aschenbrenner schreibt in ihrem Buch: „Die Kräuterapotheke Gottes“: „Bärlauch reinigt Magen, Leber, Darm, Niere, Galle und Blut. Und: Bärlauch wirkt blutdruckausgleichend.“ Das heißt, diese Heilpflanze senkt zu hohen Blutdruck und lässt zu niedrigen steigen.
Bärlauch enthält konzentriert Adenosin, einem der Bausteine von Nukleinsäuren, was das Herz schützt, Thrombosen verhindert, einen zu hohen Blutdruck normalisiert, die Aufnahme von Cholesterin hemmt, erhöhte Blutfettwerte senkt und Herzinfarkt vorbeugt. Adenosin entspannt die Gefäße und schützt die Nervenzellen im Gehirn vor den Auswirkungen von chronischem Stress.
Die Bärlauch-Sulfide wirken darüber hinaus auch antikarzinogen mit Wirkung auf Organe wie Dickdarm, Speiseröhre, Magen und Lunge. In Ländern wie China und den Mittelmeerländern, in denen traditionell Lebensmittel mit hohem Schwefelgehalt beliebter sind als in Deutschland, kommen zum Beispiel Magen- und Brustkrebs signifikant seltener vor. In diesen Ländern wird vermehrt Lauchgemüse verzehrt. Die Schwefelverbindungen in Bärlauch entgiften die Leber und bringen Toxine wie Alkohole und Indoxyl über den Urin zur Ausscheidung.
Bärlauch kann auch die Entstehung von Gefäßentzündungen auf der Innenseite unserer Blutgefäße verhindern, eine der gefährlichsten Entwicklungen bei COVID-19. Die „Ärzte-Zeitung“ schrieb in ihrer Ausgabe vom 21.4.2020: „COVID-19 ist auch eine systemische Gefäßerkrankung.“ Die Akkumulation von Immunzellen, der gefürchtete Zytokinensturm, wird durch Bärlauch Frischblatt Granulat verhindert, und die Bildung von Blutgerinnseln. Bärlauch hat also ein großes Potenzial, den COVID-19-bedingten Gefäßentzündungen entgegenzuwirken.
Bärlauch wirkt Darm- und Vaginalpilzen entgegen und stärkt das Immunsystem. Das Allicin in der Pflanze wirkt gegen ein breites Spektrum pathogener Pilze. Bärlauch entgiftet Schwermetalle wie Blei und Quecksilber und gehört zur Standardtherapie bei Amalganausleitungen. Auch bei Hautproblemen wie Akne und Schuppenflechte hat sich Bärlauch bewährt.
Die Heilpflanze enthält eine hohe Konzentration der Mineralstoffe Eisen und Magnesium und darüber hinaus auch Vitamin K. Pro 100 Gramm Frischpflanze enthält Bärlauch 150 Milligramm Vitamin C, 340 Milligramm Kalium und 320 Mikrogramm Mangan. Im Standardwerk „Essbare Wildpflanzen“, AT-Verlag, heisst es: „Bärlauch senkt den Blutdruck, den zu hohen Cholesterinspiegel, wirkt Gefäßverkalkung entgegen und ist daher ein hervorragendes Mittel zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall. Darüber hinaus wirkt Bärlauch blutreinigend, entzündungshemmend, harntreibend, schleimlösend, Stoffwechsel anregend und allgemein stärkend.“
Im Gegensatz zu Knoblauch verursacht Bärlauch keine unangenehmen Körpergerüche: Sie bleiben auch nach dem Verzehr gesellschaftsfähig. Wenn Sie in der Bärlauch-Zeit Bärlauchblätter essen oder ganzjährig hochwertige Bärlauchpräparate essen wie die von Dr. Pandalis Urheimische Medizin – es gibt sie in jeder Apotheke -, werden sie sich vielleicht über ein starkes Immunsystem freuen, optimale Blut- und Blutdruckwerte und mehr Lebensenergie- und -freude. Mit der alten Heilpflanze Bärlauch blüht der Mensch auf und kommt wieder ins Gleichgewicht, „back to balance“. Er fühlt sich den Anforderungen des Alltags körperlich und seelisch wieder besser gewappnet, man spricht von „Resilienz“. Auf urheimische Pflanzen wie den Bärlauch, die bei uns seit alters her wachsen, sind wir genetisch bestens angepasst und können von ihrer Heilkraft optimal profitieren.
Rezepte:
Bärlauch-Pesto
können Sie im Versand bestellen. Sie können aber auch selbst Bärlauchblätter sammeln und Pesto selber machen, was gut zu Nudeln und Gnocchi passt, Vinaigrette aromatisiert oder als Brotaufstrich verwendet werden kann.
Zutaten:
300 g Bärlauchblätter
30 g Pinien- oder Sibirische Zedernnuss-Kerne (Bioladen oder Taiga Naturkost)
30 g Parmesan oder veganen Parmesan-Ersatz
1 TL Meersalz
ca. 250 ml kaltgepresstes Olivenöl
Bärlauchblätter waschen, trocknen und in Streifen schneiden. Pinien- oder Zedernnuss-Kerne ohne Fett in der Pfanne leicht hellbraun anrösten. Parmesan bzw. veganen Ersatz fein reiben. Nusskerne in die Küchenmaschine oder Smoothie-Mixer geben und fein hacken, die restlichen Zutaten dazu geben und zu einem sämigen Pesto mixen. Ist die Masse zu dickflüssig, mehr Öl dazu geben. Mit Salz abschmecken. Wer kein Küchengerät hat, kann das Pesto auch im Stabmixer zubereiten, wenn die Nusskerne vorher im Mörser zerkleinert wurden. Das Pesto hält sich im Kühlschrank zwei Wochen und lässt sich auch einfrieren, wenn Sie Nüsse und Parmesan weglassen und erst nach dem Auftauen zufügen. Wenn Sie das ganze Jahr von der Gesundheitskraft von Bärlauch profitieren wollen, bieten sich neben dem Einfrieren „Bärlauch Frischblatt Granulat“ in Bio-Qualität von Dr. Pandalis Urheimische Medizin (Apotheke oder Versand) an.
Bärlauch-Aufstrich
Zutaten:
100 g Bärlauchblätter
60 ml Olivenöl
30 g getrocknete Tomaten
40 g Sonnenblumenkerne
Alle Zutaten in einen Mixer geben und grob zerkleinern. Fertig ist der selbst gemachte Brotaufstrich! Er lässt sich auch gut für die bärlauchfreie Zeit einfrieren.
Bärlauch fürs ganze Jahr:
Sammeln Sie Bärlauch. Pürieren Sie ihn mit dem Stabmixer, geben Sie auf 100 g Bärlauch 7 g Salz und etwas Olivenöl. Das füllen Sie portionsweise in kleine Tiefkühlbeutel 100-200 g und frieren Sie es ein. Damit haben Sie Bärlauch für ein Jahr konserviert. Tauen Sie bei Bedarf einen Beutel auf und geben sie auf 100 g ca. 50 g geriebenen Parmesan oder Peccorino oder anderen Hartkäse dazu und ca. 50 g geriebene Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln, Sibirische Zedernnüsse oder Pinienkerne. Abgefüllt in einem Schraubglas, mit einer dünnen Schicht Olivenöl luftdicht abgedeckt, hält sich die Mischung mehrere Wochen im Kühlschrank. Sie passt gut zu frischem Brot, Salaten, Käsebroten, Gemüse, Suppen, Aufläufen. Nicht mitkochen, sondern Gerichten erst zum Schluss dazugeben.
Bärlauch-Essenz nach Maria Treben
Man füllt eine Flasche mit klein geschnittenen Bärlauchblättern oder Bärlauchzwiebeln, übergießt die Kräuter mit 40%igem Kornbranntwein und lässt die Flasche mindestens zwei Wochen in der Wärme stehen. Von dieser Bärlauch-Essenz nimmt man täglich viermal 10 bis 15 Tropfen, mit etwas Wasser verdünnt. Wer Alkohol nicht verträgt, kann auf Bärlauch-Präparate von Dr. Pandalis Urheimische Medizin zurückgreifen, die garantiert frei sind von den Eiern des Fuchsbandwurms.
Bärlauch-Blätter kann man gewaschen und kleingeschnitten wie Petersilie auf alle Speisen streuen, die üblicherweise mit frischem Grün verfeinert werden. Mit Bärlauchblättern kann man auch einen Salat zubereiten oder Spinat kochen. Bärlauch optimiert die Verdauung und regeneriert die Darmflora und wirkt Verstopfung entgegen.
Barbara Simonsohn (geb. 1954) ist Ernährungsberaterin und Reiki-Lehrerin. Seit 1982 gibt sie Seminare im In- und Ausland, vor allem über das authentische Reiki mit sieben Graden, aber auch in Azidose-Therapie und -Massagen nach Dr. Renate Collier sowie in Yoga. Darüber hinaus befasst sie sich intensiv mit dem Thema „Gesunde Ernährung“ und gilt als Expertin für „Superfoods“. Seit 1995 hat Barbara Simonsohn zahlreiche Ratgeber im Bereich der ganzheitlichen Gesundheit veröffentlicht. Webseite: www.barbara-simonsohn.de
Quellenangaben zum Artikel:
Prof. Dr. H. Robenek, Institut für Arterioskleroseforschung an der Universität Münster, „Bärlauch-Frischblattgranulat wirkt auf allen Ebenen den Gefäßerkrankungen entgegen“, 2004 | Wichmann G. und Kasel U., „Zur Essentialität von Schwefelverbindungen“, Gordian 97/10 | Dr. med. Feldhaus, Heinz-Werner (2001), „Die Bedeutung von Bärlauch für die Schwermetallausleitung“ | Kiesewetter, H. (1992), „Offene Phase I Untersuchung zur Dosisabhängigkeit der Wirkung von Bärlauch auf die Mikrozirkulation bei 8 gesunden Patienten“, Charité Berlin | T. Richter, „Bärlauch in Medizin und Mythologie“„, Pharmazie-Zeitung, Nr. 27/1999 | Fleischhauer, St. G., Guthmann, J., Spiegelberger, Roland, „Essbare Wildpflanzen. 200 Arten bestimmen und verwenden“, AT-Verlag 2007