Artikel aus der Ausgabe 9/10-2020
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ARTIKEL aus der Ausgabe September/Oktober 2020
Was uns ticken macht ... von Wolf Sugata Schneider
Seit Februar 2020 ist die Corona-Pandemie das Medien-ereignis; nicht nur bei uns in Deutschland, sondern fast überall in der Welt. Wie konnte es dazu kommen? Die Hongkong-Grippe der Jahre 1968–70 führte in Deutschland zu einer Übersterblichkeit von circa 40.000 Menschen (Quelle: die deutsche Wikipedia). Die gezählten Toten, bei denen COVID-19-Antikörper im Blut festgestellt wurden, liegt auch nach einem halben Jahr der Messungen noch unter 10.000 (Quelle: Robert Koch Institut). Was geht da vor? Waren die Politik und die Behörden zur Zeit der Hongkong-Grippe in der Weise, wie sie auf die Pandemie reagierten, dickfellig und empathielos, oder sind sie heute überbesorgt und übertreiben es mit ihren Maßnahmen?
Mein Eindruck ist, dass in Sachen Corona trotz einer gewissen realen Bedrohung durch das Virus die beschlossenen Maßnahmen eher angstmotiviert sind als vernünftig. Dennoch will ich den Behörden zugestehen, dass gegenüber einem noch kaum bekannten Virus Übervorsichtigkeit der bessere Weg sein kann als Sorglosigkeit. Zudem schneidet Deutschland, was den Umgang mit dieser Pandemie anbelangt, im internationalen Vergleich recht gut ab. In Ländern wie unter anderem den USA und Brasilien sind, aus welchen Gründen auch immer, weitaus üblere Zustände zu verzeichnen als bei uns.
Die gespaltene Gesellschaft
Neben der ausgelösten Angst und den vom Lockdown verursachten psychischen und ökonomischen Schäden scheint mir eine der schlimmsten Auswirkungen der Pandemie die Spaltung der Gesellschaft zu sein. Für die einen ist Corona nichts weiter als eine normale Grippe, die keine besonderen Schutzmaßnahmen erfordert. Für die anderen ist Corona eine höchst gefährliche Seuche oder sogar, wie Angela Merkel es nannte: »die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg«.
In meinen Augen ist Corona eine fiese Grippe. Sicherheitshalber und aus Rücksicht gegenüber den Geängstigten halte ich mich an die vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen. Diese Position will ich jedoch nicht zum Vorbild machen und in Texten wie diesem dafür werben. Vielmehr möchte ich dafür werben, sich auch bei einem Konflikt wie diesem in den Gegner einzufühlen und die Narrative zu erkennen, welche die eigene wie die gegnerische Seite ticken machen. Die Faktenmenge zum Thema ist gerade im Fall Corona immens. Erst ein höchst selektiver Filter, den man auf diese Faktenmenge legt, macht eine Interpretation möglich. Aus dieser gestaltet der Wahrnehmende ein in sich schlüssiges Narrativ, das seinen Träger im Denken, Fühlen und Handeln ticken macht und politisch positioniert – mein vorab angeführter Vergleich der Corona-Pandemie mit der Hongkong-Grippe und der Grippewelle 2018; dieser Vergleich macht mich ticken.
Glaube, Liebe, Hoffnung?
Wie können wir in solchen Fällen liebevoll sein, hoffnungsvoll und vertrauensvoll? Glaube, Liebe, Hoffnung sind die drei zentralen Werte des Christentums genannt worden. Den Glauben lassen wir jetzt mal beiseite – fast jeder Glaube lässt sich durch selektive Faktenwahrnehmung bestätigen und noch viel leichter widerlegen. Tugend Nummer zwei: die Liebe, im Paulusbrief des Neuen Testaments »die größte unter ihnen«. Wohin kann uns die Liebe führen, anlässlich einer Spaltung der Gesellschaft in Corona-Gläubige und Corona-Skeptiker? Wie bei jedem Konflikt hilft es auch hier, sich in die Bedürfnisse des Gegners einzufühlen. Bei den Corona-Gläubigen ist es das Bedürfnis nach Sicherheit vor Ansteckung. Bei den Skeptikern ist es das Bedürfnis nach einem entspannten, nicht von Angst bestimmten Leben.
Vertrauen
Und die Hoffnung? Für viele spirituell bewegte Menschen ist Hoffnung nur die Verschiebung der Erfüllung eines Bedürfnisses auf eine ungewisse Zukunft. Die Zukunft jedoch können wir nur jetzt planen. Trotz aller Unsicherheit bezüglich der Zukunft hat das, was wir jetzt tun, eine Auswirkung auf das, was kommt. Und das betrifft nicht nur den Umgang mit künftigen Pandemien, die weitaus tödlicher sein können als die jetzige, sondern auch auf Gefahren wie die eines Atomkriegs, weiterer Dürren und Hungersnöte, religiöser und ideologie-gesteuerter Kriege, Migrationen und Vertreibungen, exzessivem Nationalismus und Ethnismus, Rassismus und Chauvinismus und weiterhin massenhafter Armut, Übervölkerung und Naturzerstörung. Alles das hat das Potenzial, um den Faktor hundert oder tausend tödlicher zu sein als die aktuelle Corona-Pandemie.
Es gibt zwei Arten des Vertrauens, das begründete und das grundlose. Selig sind die, die da Gründe finden für ihre weltanschauliche Haltung, ihren Aktivismus und ihre auf die Zukunft bezogenen Taten. Seliger aber sind die, welche grundlos vertrauen können und wie Luther ein Apfelbäumchen pflanzen, obwohl morgen die Welt untergehen könnte, denn sie können »nicht tiefer fallen als in Gottes Hand«. Auch wenn ich kein Fan des Christentums bin, in seiner weltlichen Ausprägung, berührt mich diese Art des Vertrauens, denn es ist nicht religionsspezifisch. Jeder spirituelle, meditierende oder sonstwie herzoffene, empathische Mensch kennt dieses Vertrauen.
Aufstand der Freien?
Die Demo in Berlin am 1. August, angekündigt als »Das Ende der Pandemie – Tag der Freiheit«, ist von der einen Seite als Ansammlung von Wirrköpfen beschrieben worden, die zudem unsolidarisch und unverantwortlich seien. Andererseits als Aufstand der frei Denkenden, der von den Massenmedien nicht Gehirngewaschenen, die sich den sinnlosen, freiheitseinschränkenden Corona-Regeln widersetzen.
Immerhin war die Demo offenbar fröhlich und gewaltfrei und versammelte einen bunten Strauß weltanschaulich sehr verschiedener Menschen. Den einen dient das als Anlass zur Hoffnung und zum Wiedergewinnen von Vertrauen in Menschlichkeit und Vernunft. Für die anderen war die Demo ein Zeichen von Leichtsinn oder gar Schwachsinn. Frei sind beide Seiten nicht, behaupte ich. Dazu bräuchte es ein Erkennen der eigenen selektiven Wahrnehmung und der daraus gebildeten Narrative.
Wie souverän sind wir denn?
Massen neigen dazu, sich in ihren Überzeugungen aneinander anzugleichen. Das gilt nicht nur für die jeweiligen Mainstreams, die Hauptströmungen oder großen Meme der dominierenden Kulturen, sondern auch für deren Subkulturen, die ebenfalls Herdenverhalten zeigen. Auch dort neigt Homo sapiens dazu, sich anzupassen, um akzeptiert zu werden. Manchmal auch, um bloß nicht aufzufallen, oder für Ruhm oder Geld. So sehr unsere Kultur und vor allem die Wirtschaft den Individualismus feiern, so weit sind wir doch noch vom Individuum als Souverän entfernt, und damit vom zur Demokratie fähigen Bürger. Ein bisschen mehr Bescheidenheit diesbezüglich würde uns gut tun. Denn welche der Herden sich als Lemminge und welche als schwarmintelligent erweisen, das wissen wir noch nicht.
Die gut möglich – gemäß der Prognosen der Wissenschaft sogar wahrscheinlich – kommenden Katastrophen werden uns in Hinsicht Liebe, Hoffnung und Vertrauen noch viel mehr abverlangen als die aktuelle fiese Grippe. Wenn schon jetzt anlässlich Corona so viele Freundschaften in die Brüche gehen, was dann? Begründet vertrauen zu können ist noch relativ leicht. Wider alle Gründe vertrauen zu können, ist wohl erst die wirklich große Herausforderung – und bei allem Gottvertrauen doch wachsam zu bleiben und »das Kamel fest anzubinden«.
Wolf Sugata Schneider, Jg. 52, Autor, Redakteur, Humorist. 1985–2015 Herausgeber der Zeitschrift Connection.
Kontakt: schneider@connection.de, Blog: www.connection.de, Seminare: www.bewusstseinserheiterung.info
Die große Depression und trotzdem im Vertrauen sein? ... von Katja Neumann
Hingabe an unseren Weg … und die ganz natürlichen Prozesse, die in Alarmbereitschaft erst mal ablaufen.
Es ist gerade nicht so einfach in dieser Welt. So intensiv sind wir noch nie geprüft worden, alle zusammen, kollektiv. Krisen oder Lernaufgaben gibt es ja immer bei jedem von uns, manchmal auch regional, ausgelöst durch z. B. ein Unwetter, das in diesem Gebiet den Menschen viel nimmt und viel abverlangt. Das, was gerade weltweit passiert – wir werden alle gleichzeitig geschüttelt – das gab es so noch nie. Nichts geschieht ohne Grund oder aus purem Zufall. Es gibt keinen Zufall, nicht in meiner Wirklichkeit. Wofür ist es denn gut? Nun, im Folgenden mein persönlicher, schamanischer Blick auf die Dinge. Er muss jedoch nicht die allgemein gültige Wahrheit sein.
Großes Reinemachen
Die Welt kommt in letzter Zeit kaum zur Ruhe, und wenn, dann immer nur ganz kurz. Ein hastiges Durchschnaufen und schon geht es weiter, meist im Sprint und atemlos. Es wird höchste Zeit – wobei, da streiten sich ja die erhitzten Gemüter. Die einen können es kaum erwarten, dass sich was ändert, die nächsten haben sich an die so genannte „neue Normalität“ fix gewöhnt, tragen die Masken, als wären sie damit geboren worden und hätten nie ein anderes Gesicht gehabt. Dann gibt es noch die, die unbedingt gern auf ihr altes Sofa zurück möchten – es soll bitte wieder sein wie vorher. Auch wenn das bedeutet, dass wir sehr viel Dreck unter dieses Sofa kehren müssen. Sehr viel Staub ist aufgewirbelt worden die letzten Monate und ich schätze, so viel Platz ist unter keinem Sofa. Also vielleicht doch lieber mal richtig aufräumen. Und da kehrt, wie immer, jeder vor und unter seinem eigenen Sofa … braucht noch jemand einen Besen?
Alte Energie abstreifen
Spaltung, Zweifel und Angst sind auf den ersten Blick die Energiequalitäten dieser Tage. Und es geht ja so schnell. Ehe ich mich versehe, zack, bin ich wieder in eine der Fallen gegangen. Draußen unterwegs sein oder im World Wide Web bedeutet gerade, sich mit sehr viel Aufmerksamkeit und vorsichtigen Schritten zu bewegen – ein bisschen wie in Tretminenfeldern kommt es mir vor, denn ich möchte nicht für dumm verkauft werden, nicht berieselt, nicht hypnotisiert werden, aber auch auf keine Seite gezogen werden oder zu keinem Team gehören, zum Beispiel keinem Team „Drosten & Co.“
Ich möchte keine Schnappatmung bekommen, weil wir jetzt Unterschriften sammeln müssen, da parallel zu aller aktuellen Panikmache unser Gesundheitsminister Jens Georg Spahn, der eine duale Berufsausbildung zum Bankkaufmann absolvierte und keine Ausbildung in einem Gesundheitsbereich hat, den Heilpraktiker abschaffen möchte. Außerdem sprechen sich auch „Die Grünen“ für die Abschaffung der Homöopathie als Weg zur Heilung aus.
Für einen Pharma-Lobbyisten, wie es Herr Spahn ist, macht es natürlich Sinn, Heilpraktiker mit ihren Wegen zur natürlichen Heilung abschaffen zu wollen. Dass aber bei der Partei „Die Grünen“ die Homöopathie nicht erwünscht ist, klingt in sich schon etwas widersprüchlich, oder nicht?
Wir sind im Ausnahmezustand
Das heißt, unser ganzes System ist physisch wie seelisch erstmal ratlos, aufgewühlt und tut das, was als Reflex naheliegt: Flucht oder Angriff. Säbelzahntiger! Dieses Stichwort verstehen vermutlich nicht alle. Es ist ein gern genutztes Beispiel, wenn es in der Medizin sowie Heilpraktiker-Ausbildung um das vegetative Nervensystem, den Sympathikus und Parasympathikus geht. Damals, vor sehr langer Zeit, war der Säbelzahntiger unser Feind und Sinnbild für unseren Überlebenswillen. Wir hatten die Wahl: ganz schnell weglaufen oder angreifen. Ich glaube, beides ging nicht gut aus … wobei, wir sind noch da, aber der Säbelzahntiger nicht … Tja, bei mir war der Reflex, eben den Fernseher auszuschalten und Telegram-Kanäle zu abonnieren – Sympathikus.
Der Parasympathikus ist der sogenannte „Ruhe-Nerv“, der nervliche Zustand, in dem wir entspannt sind, weil wir gerade nicht um das Überleben kämpfen und offen sind, zu lernen und zu wachsen. Ich möchte doch unbedingt bei mir bleiben, ich möchte diese Herausforderung mit all meinem Mut und meinem Vertrauen annehmen, meine Kraft spüren, denn die ist ja nicht weg. Alles in mir ist da, mehr denn je, läuft sich gerade warm und ist lebendig. Ich bin fest davon überzeugt, dass es für etwas gut ist und dass wir in dieser Zeit als Menschen dabei sind, weil wir es so wollten – Seele hat sich genau das ausgesucht.
Vielleicht haben wir uns auch als „Übergangs-Helfer“ (in die sogenannte neue Zeit) extra beworben und standen dafür Schlange? Und können wir uns nicht demnach entspannen, denn dies ist GENAU unser Job?
Des Übergangs-Helfers erste Schritte
Aber da gibt es eben diese Schlupflöcher, da springt es mich an, die Angst, Zweifel, da kriechen gefühlte Schwäche und Ohnmacht in mich hinein wie Parasiten. Es gibt Tage, da kapituliere ich. Ich kann es manchmal einfach nicht mehr hören, dieses C-Wort … oder wenn ich morgens auf die Straße gehe, noch ganz in meiner Blase, sehe das erste „Masken-Gesicht“ (auf dem Fahrrad … an frischer Luft!) und denke, Mist, ja stimmt, da war noch was, und ich kann spüren, wie mal kurz die Energie in mir absackt. Die einzige Möglichkeit, sich nicht fangen zu lassen, ist ein gutes seelisches wie physisches Immunsystem.
Ich habe am 14. März aufgehört, Nachrichten zu sehen oder Radio zu hören. Ich habe nie Zeitung gelesen und im Internet maximal die Überschriften überflogen, denn ich wusste immer, die wichtigen Nachrichten erreichen mich, und der andere Ballast, der das Hirn vernebelt, bleibt draußen. Aber nun bin ich zum „Vermeider“ geworden, denn so schnell habe ich mich noch nie durchzappt, bis ich bei dem Programm, dem Film war, den ich eigentlich sehen wollte, manchmal mache ich sogar schnell die Augen zu oder den Ton aus auf dem Weg dahin. Alles, damit „es“ mich nicht fängt. Nicht, weil ich nicht informiert sein möchte, sondern weil ich mir aussuchen möchte, wo und wie ich mich informiere. Ich war sogar noch nie so gut informiert wie jetzt. Wochen habe ich damit verbracht, Videos auf Kanälen zu schauen, von denen ich bis dato nichts wusste. Auch in meinem Umfeld habe ich das beobachtet. Ich habe Menschen gesehen, deren Lebensgeister richtig aufgewacht sind und Fahrt aufgenommen haben, weil endlich etwas passiert. Ich hatte plötzlich unentdeckte „Undercover-Fachmänner und -Frauen“ um mich herum, die wie wandelnde Lexika ein enormes Wissen über aktuelles Geschehen, medizinische Grundlagen über Viren, Impf- und Gesetzeskunde wiedergeben können.
Schade finde ich, dass ich mir diese Erkenntnisse anhöre, sie auch verstehe und teile, aber sie nicht selbst weitergeben kann, da sie viel zu komplex sind. In solchen Diskussionen scheiterte ich schon einige Male.
Dazu kamen persönliche Krisen, weil auf einmal Freunde nicht mehr Freunde waren. Sie fanden meine Panikattacken unter der Maske „übertrieben“. Ich rede gerade nicht mehr mit meinem Vater, da er einer der ersten wäre, der sich impfen lassen würde, außerdem 45 Jahre beim „Spiegel“ Journalist war, Politik, Inlandresort, das alles, worauf ich einmal sehr stolz war, ist nun infrage gestellt. Ich bin ganz ohne Groll, nur fehlt gerade die Schnittmenge und ich möchte genauso meine Meinung haben dürfen. Alles, aber wirklich alles steht auf einmal Kopf, Weltbilder wurden und werden jeden Tag erschüttert. Dinge kommen ans Tageslicht, die wollten wir lieber gar nicht wissen – und was ist denn, bitteschön, überhaupt noch wahr?
Jeden Tag fühlte ich mich, als müsste ich mich zwischen der „roten und der blauen Pille“ entscheiden. Nein, ich hatte mich ja entschieden, schon vor langer Zeit. Jedoch in müden Momenten hätte ich bitte doch gern die andere Pille – die, die alles rosarot zeichnet …
Umprogrammieren
Und dann kam der Moment der Sättigung, ich habe keine andere Bezeichnung dafür. Mir fiel ein, dass schon vor Wochen immer wieder Menschen mal mit der Frage auf mich zukamen: Was sagen denn deine Spirits dazu? Aber ich war so beschäftigt mit Videos schauen. Ja, ich war verunsichert – kann ich noch arbeiten, kann ich noch mit meiner Hündin rausgehen – öfter als dreimal am Tag, denn sie ist alt und inkontinent, ist Joggen im Park alleine strafbar? (Ich sterbe ohne, ist meine Meditation!), gibt es morgen noch genug Klopapier? (Entschuldigung, der musste jetzt sein …) Und, und, und … und dann kam diese Echo – ja WAS sagen denn eigentlich meine Spirits dazu? Ich habe diese Frage erst mal nicht gehört oder nicht ernst genommen. Vielleicht kann ich mich damit rausreden, dass es immer leichter ist, für andere zu arbeiten, schamanisch zu reisen, das ist das, was ich tue – für mich bleibt da manchmal nicht so viel Zeit übrig. Bla, Bla, Bla. So halb überzeugend.
Aber alle Dispenzas, Liptons, Tolles etc. dieser Welt haben natürlich Recht. Arbeiten wir an unserem Resonanzprinzip. Erschaffen wir, was wir haben möchten, jeder auf seine Art, egal ob durch Gebet, Meditation, Theta Healing, Klopfen oder eben wie ich, mit/über/durch schamanische Reisen. Ich reise dazu meist in der mittleren Welt (außerhalb von Zeit und Raum aber in unserer Matrix-Ebene) in meine bestmögliche Version meiner und unserer Zukunft. Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, jeder hat seine Vision. Aber ich kann sagen, es wird schön. Es dauert noch ein bisschen, das Aufwachen geht langsamer als gedacht, aber stoppen lässt es sich nicht mehr. Und es wird gut. In meiner Wirklichkeit. Meine Spirits sind froh, dass ich keine Videos mehr schaue, wir verstehen uns wieder viel besser, wir sprechen wieder eine Sprache. Und ich kann wieder Antworten geben. Als Kanal, als Vermittler zwischen den Welten, ich nütze mir selbst und meinem Umfeld wieder, seit ich nicht mehr versuche, Zahlen zu stottern, sondern vom Herzen weg rede. Wo immer das herkommt – Danke.
Und jeder kann mitmachen. Das ist eine Aufforderung. Wie sieht Deine optimale Version unserer Zukunft aus? Male sie aus, ziehe sie an, speise sie ein ins Schwarm-Feld. Jeden Tag. Wir sind viele … | „Das Neue ist längst da, das Alte macht nur sehr viel Lärm beim Sterben!“ (Eckhart Tolle)
Katja Neumann ist Heilpraktikerin und arbeitet seit vielen Jahren mit uralten schamanischen Heilweisen, vorrangig den Trance Trommel Reisen, in ihrer Naturheilpraxis im Prenzlauer Berg. Weitere Infos zur Autorin und den Veranstaltungen: 030.44715357, info@katja-neumann.de, www.katja-neumann.de
Nächste Workshops: Schutz, Debesetzung und Extraktion (Fortgeschrittene) 26.9.2020, 12–16 Uhr. Schamanisch Reisen lernen, 31.10.2020, 12–16 Uhr. Außerdem regelmäßige Gruppen.
„Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!“ ... von Peter Maier
Psychosomatische Reaktionen auf eine Schuld und ihre Heilung
Bei der Urlaubs-Camper-Fahrt nach Italien im August 2018 hatte ich ein seltsames Erlebnis. Zusammen mit meiner Frau war ich ins Gressoney-Tal unterwegs – bis direkt unter die faszinierenden Monte-Rosa-Berge mit ihrem Gletscher, der abends in den wunderbarsten Farben leuchtete. Offensichtlich hatte ich mich bei der stundenlangen Fahrt dorthin etwas verkrampft. Jedenfalls konnte ich mich am nächsten Morgen kaum mehr bewegen, mehrere Muskelpartien im Hüft- und Lendenwirbelbereich taten furchtbar weh. Ich war wie gelähmt.
Bei dem Versuch, nach dem Frühstück aus meinem Sitz wieder aufzustehen, schrie ich vor Schmerz. Ich musste mich sogar aus dem Stuhl heben lassen. Noch nie hatte ich vorher so etwas erlebt. Was war nur los mit mir? Zwei Tage lang ging das so, eine Entspannung stellte sich nicht ein. Instinktiv wusste ich, dass diese Verkrampfungen vielleicht zwar vom langen Autofahren ausgelöst, sicher aber nicht davon verursacht worden waren. Welchen Arzt sollte ich aufsuchen? Gab es überhaupt einen Mediziner am Ende dieses Gebirgstals auf 1800 Metern Höhe?
Ein schrecklicher Traum
In der dritten Nacht wachte ich schweißgebadet auf. Mein längst toter Vater war mir soeben im Traum erschienen. Im Halbschlaf hörte ich nun seine Stimme in mir: „Wenn du mich nicht endlich liebst, lasse ich dich nicht mehr los und du wirst dich nicht mehr bewegen können!“
Ja, zu Lebzeiten hatte ich viele Jahre lang Schwierigkeiten mit meinem Vater gehabt, ich haderte mit ihm, weil ich mich nie von ihm anerkannt und um mein Erbe betrogen fühlte. Ich fand auch meinen inneren Frieden nicht mit ihm, nachdem er 2014 gestorben war. Konnte ich ihm denn nicht wenigstens jetzt verzeihen? Ich fühlte mich deshalb meinem Vater gegenüber immer mehr schuldig.
Jetzt hatte er im Traum rumort. Das nahm mich alles sehr mit und beim Frühstück beschloss ich, all meinen Hader ihm gegenüber endlich zu vergessen und ihn posthum in mein Herz zu schließen. Er war ja schließlich mein Vater, das hatte er doch trotz allem verdient …
Sofort merkte ich, dass sich etwas in mir zu entspannen begann. Zwei Stunden später konnte ich mich wieder relativ gut bewegen. Als ich dann nach einer weiteren Camperfahrt an die Ligurische Küste abends im Meer zum Schwimmen ging, spürte ich, wie sich meine Muskeln vollkommen entkrampften und mein ganzer Körper wieder elastisch und beweglich wurde. Dabei erinnerte ich mich an eine spektakuläre Bibelgeschichte, in der vier Männer einen Gelähmten zu Jesus brachten in der Hoffnung, für ihn Heilung zu erlangen.
Die Heilung eines Gelähmten (Lukas, Kapitel 5, Verse 18 – 26)
„Zur gleichen Zeit brachten Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre. Sie wollten ihn ins Haus bringen und vor Jesus hinlegen. Weil es ihnen aber in dem Gedränge nicht möglich war, ihn hineinzubringen, stiegen sie aufs Dach, deckten die Ziegel ab und ließen ihn auf seiner Tragbahre in die Mitte des Raumes hinunter, genau vor Jesus hin.
Als er ihren Glauben sah, sagte er: Mann, deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die Schriftgelehrten und Pharisäer: Was ist das für ein Mensch? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer Gott? Jesus aber merkte, was sie dachten und sagte zu ihnen: Was hegt ihr für Gedanken? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben.
Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbare und geh nach Hause. Vor aller Augen stand der Mann sofort auf, nahm die Tragbare, auf der er gelegen hatte, pries Gott und ging heim. Da waren alle außer sich; sie priesen Gott und sagten voller Furcht: Heute haben wir etwas Unglaubliches erlebt.“
Theologischer Kreisel um eine Heilungsgeschichte
Diese Geschichte hat mich schon als Kind fasziniert. Wie ist es möglich, dass ein Gelähmter so schnell geheilt werden konnte? Warum war der Mann eigentlich gelähmt? Was war das Geheimnis der Heilung? Warum war Jesus als Heiler so erfolgreich?
In meinem Theologiestudium begegneten mir diese Fragen erneut. Aber in all den theologischen Abhandlungen und Interpretationen zu dieser Geschichte stand stets die Frage nach der Gottessohnschaft Jesu im Mittelpunkt. Danach konnte und kann nur Gott allein Sünden vergeben. Als Jesus genau das tat, galt er ihnen daher als Gotteslästerer.
Man bekommt bei der Bibelgeschichte den Eindruck, dass diese theologische Frage das Eigentliche ist und die Heilung des Mannes nur dazu dient, die Göttlichkeit Jesu zu untermauern. Die Heilung hat also nur eine dienende und bestätigende Funktion in einer theologischen Frage, um die alles kreist. Das ist sehr schade, denn die Geschichte enthält viel mehr. Sie ist für mich bei rechter Betrachtung „die“ Bibelgeschichte zum Thema „Psychosomatik“ geworden.
Daher möchte ich jetzt einmal nur auf den Patienten blicken und den Fall von allem theologischen Ballast befreien. Es heißt, der Mann war gelähmt. Was hat ihn so verkrampft, dass er sich gar nicht mehr bewegen konnte? Seine Begleiter trieben jedenfalls einen großen Aufwand, um mit ihm zum „Heiler“ Jesus zu gelangen. Ich denke, dem Mann ging es wirklich sehr schlecht. Wie aber sollte er nun geheilt werden?
Jesus der Heiler – Impulse für die heutige Medizin
Ich denke, dass Jesus ein sehr einfühlsamer Heiler war, der in das Gemüt und in die Seele seiner Patienten schauen konnte, ähnlich wie auch manche Geistheiler oder sensible Therapeuten heute dazu in der Lage sind. Und da konnte Jesus wohl schnell sehen, wo der Schuh wirklich drückte. Denn nicht zufällig sprach Jesus den Mann als Erstes von seinen Sünden los. Offensichtlich hatte den Mann eine schwere Schuld belastet und diese war es, die ihn so sehr verkrampfte. Es handelte sich also bei dem Mann um eine heftige Psychosomatik.
Dieser Begriff wird heute bei jeder Gelegenheit verwendet, er ist viel- und nichtssagend zugleich. Aus langjähriger Erfahrung weiß ich: Wenn die Seele ein Problem hat oder wenn ihr etwas fehlt, dann kommt es leicht zu einer Symptom-Verschiebung von der Seelen- auf die Körperebene. Da wir „Westler“ uns so sehr mit dem Körper beschäftigen und den Zugang zu unserer Seele oft verloren haben, ist dieses Manöver der Seele wohl sehr geschickt. Denn Körperprobleme nehmen wir sofort ernst, Seelenprobleme schieben wir dagegen oft weit weg von uns. Wer will denn schon zugeben, dass er ein psychisches Problem hat?
Dabei könnten uns körperliche Symptome solch einen guten Dienst erweisen, um auf die wahren und eigentlichen Ursachen eines Problems auf der Seelenebene zu stoßen und diese ernst zu nehmen. Denn wenn die Seele das bekommt, was sie braucht, kann sie damit aufhören, dem Körper ein Symptom zu schicken. Seele und Körper sind eben doch eine Einheit, auch wenn dies schulmedizinisch in der Praxis oft nicht oder schon aus zeitlichen Gründen zu wenig beachtet wird.
Jesus wusste damals wohl um diese Zusammenhänge. Darum war es nur logisch, bei dem Mann zunächst das Problem auf der Seelenebene zu lösen, nämlich ihn von seiner Schuld loszusprechen. Offensichtlich hatte das eine starke Wirkung auf die Psyche des Mannes. Die Schuld-Lossprechung wirkte befreiend und entkrampfend auf die Seele des Mannes. Sie konnte daher schon kurz darauf davon ablassen, körperliche Symptome zu erzeugen – nämlich Verkrampfungen in den Muskeln, so stark, dass der Mann davon gelähmt war.
Die Symptom-Verschiebung von der Seele auf den Körper konnte rückgängig gemacht werden. Die Seele hatte ja soeben bekommen, was sie brauchte: Anerkennung, tiefe menschliche Annahme, Ent-Schuldung. Vor diesem Hintergrund erscheint es dann fast ein Leichtes, dem Mann auch noch die spektakuläre Aufforderung zu geben: „Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh nach Hause.“ Das war möglich, weil der Mann schon vorher von seiner Schuld, dem eigentlichen Problem, geheilt worden war.
Kritische Anfragen an unser heutiges Medizin-System
Ich bin davon überzeugt, dass viele körperliche Symptome seelische Ursachen haben und auf der psychischen Ebene gelöst werden sollten. Eine flankierende körperliche Behandlung ist sicher meist sinnvoll, da Körper, Geist und Seele eine untrennbare Einheit bilden. Aber die Medizin sollte sich eben nicht auf eine reine Symptom-Behandlung beschränken. Hier spielen die Hausärzte eine gewichtige Rolle, denn sie sind für viele Patienten* die erste Anlaufstelle und in der Regel besteht ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. Dieses Vertrauen wirkt oft schon heilsam auf die Seele der Patienten.
Dennoch erscheint es mir befremdend, wenn zum Beispiel ein mir bekannter Hausarzt bis zu 100 Patienten am Tag behandelt. Die durchschnittliche Zeit, die dieser Arzt für einen Patienten hat, liegt bei etwa fünf Minuten. Kann in dieser kurzen Zeit von dem Arzt dann das Problem wirklich erfasst und erkannt werden? Auch die Krankenkassen honorieren das reine Arztgespräch nur sehr wenig. Dabei könnte ein längeres vertrauensvolles Arzt-Patienten-Gespräch oft Wunder wirken. Hierin sehe ich eine große Schwäche unseres ganzen Gesundheitssystems.
Meine Erfahrung in dem italienischen Hochtal war folgende: Ich durfte den direkten Zusammenhang zwischen einer (Schuld)Emotion und einem heftigen körperlichen Symptom erleben. Einen Arzt habe ich damals nicht gebraucht, weil ich die Körper-Seelen-Verbindung schnell erkennen durfte und das Heilende tun konnte: einen inneren, längst überfälligen emotionalen Schritt, der einen meiner engsten Familienangehörigen betraf. Es ging um die Beendigung des Haderns und um die Liebe zu meinem Vater. Dazu war ich endlich bereit und das war sehr heilsam für mich.
Peter Maier (Autor) ist Lehrer für Physik und Spiritualität.
Literatur von Peter Maier: „Heilung – Initiation ins Göttliche“, Epubli Berlin, ET 2016, 2. Auflage 2020, Softcover: ISBN 978-3-95645-313-7; 18,99 Euro, eBook: ISBN: 978-3-752956-91-7; 11,99 €Euro
Lesetipp: neuestes Buch von Peter Maier: „Heilung – Plädoyer für eine integrative Medizin“, Epubli Berlin, ET 6.2020, Softcover: ISBN 978-3-752953-99-2; 18,99 Euro, eBook: ISBN: 978-3-752952-75-9; 12,99 Euro
Inhaltsbeschreibung zum Buch: „Heilung – Plädoyer für eine integrative Medizin“
Der zweifache Überfall von Ameisen während einer Camperreise kündigt beim Autor eine ganze Kette von bevorstehenden Ereignissen an, die mit einer seltsamen Fingerverletzung beginnt und bei Krebs endet. Bei der Suche nach Heilung werden sowohl die Chancen als auch die Grenzen der herkömmlichen Medizin deutlich. Daher plädiert der Autor leidenschaftlich für eine moderne, integrative Medizin, die die Erfolge heutiger Ärzte in der Akut- und Operationsmedizin ebenso würdigt wie alternative Ansätze bei psychosomatischen Erkrankungen und bei Krebs. Dazu ist es jedoch nötig, endlich den Paradigmenwechsel von der nur Symptom-orientierten Schulmedizin, die ihre Grundlage noch immer im längst überholten Newtonschen Weltbild hat, zu einer ganzheitlich ausgerichteten Energie- und Regulations-Medizin zu vollziehen, die auf der Quantenphysik basiert. Nicht allein der Körper, sondern der ganze Mensch mit Körper, Geist und Seele muss im Mittelpunkt jeder Heilbehandlung stehen. Das Buch ermutigt dazu, seinem göttlichen Ur-Kern und Inneren Arzt zu vertrauen und auch unkonventionelle Heilungswege zu gehen, besonders bei Krebserkrankungen. Die authentischen Heilungsgeschichten des Autors und vieler anderer Betroffener machen ebenso Hoffnung wie einige spektakuläre Krankenheilungen Jesu in der Bibel.
Nähere Infos und Buch-Bezug: www.alternative-heilungswege.de
Dem eigenen Leben vertrauen. Wie ich meiner Intuition beim Pilgern folgte ... Ute Franzmann
Es kam alles anders, als ich gedacht hatte
Zusammen mit meiner Schwester wollte ich den schönsten Abschnitt des Jakob-Pilgerwegs im Münsterland gehen. Aber sie hatte keine Zeit. Für mich alleine war die Anfahrt zu weit und das Wetter war auch nicht das Beste. So sprachen alle Tatsachen dafür nicht zu gehen. Und dennoch war da ein Gefühl in mir, das sagte: Gehe einfach los! Dieses innere Gefühl kenne ich bereits, und ich habe gelernt, dass ich diesem Gefühl mehr vertrauen kann, als meinem Verstand. Wenn ich gerade denke: „Jetzt hab ich es!“, bringt mein Verstand wieder einen neuen Gedanken ins Spiel, so oft und solange, bis ich gar nichts mehr weiß und total verwirrt bin. Da waren mir schon oft die Worte des indischen Philosophen Krishnamurti sehr hilfreich, der sinngemäß sagte: „Alles was du denkst, ist alter Kram und bringt dich nur von der Gegenwart weg. Das Neue kannst du nicht denken, da du es noch nicht kennst. Das Neue will erlebt werden.“ Seit dieser Erkenntnis achte ich mehr und mehr auf meine innere Stimme, meine Intuition, und beobachte kritischer meine Gedanken.
Der Beginn
Also rein ins Abenteuer Leben. Der erste Abschnitt führte an einer Landstraße entlang, nicht wirklich abenteuerlich. Jedoch war es netter, als ich anfangs dachte. Da in NRW Renaturierung durchgeführt wird, und alle Wegränder mit Wildblumen bepflanzt werden, bot sich mir ein buntes Bild.
Mit Schafgarbe, Wildmalve und Lupinen, wie ich es letztmalig in meiner Jugend erlebte. Es sah wunderschön aus, die Straße war bald vergessen. Im ersten Ort kam ich an einer kleinen Wasserburg vorbei. Beim Lesen der Historie stutzte ich. Damals, so heißt es dort, wurden Zwerge eingefangen und lebendig in die Burg eingemauert. Eine gruselige Vorstellung. Weiter ging es an einem lauschigen Bach entlang. Dort machte ich Rast und hörte dem Plätschern des Wassers zu. Es war Samstagmittag und noch traf ich einige Spaziergänger.
Die Mitte des Weges
Etwas ausgeruht zog ich weiter. Wer das südliche Müns-terland kennt, der weiß, dass großflächig nur Mais gepflanzt wird und dazwischen kilometerlange Wirtschaftswege liegen. Das Wetter wurde schlechter und die Menschen weniger. Je länger ich alleine ging, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass mein Bewusstsein nicht mehr wirklich im Hier und Heute war. Ich sah die Landschaft, trotz Maisfeldern und Wirtschaftswegen zeitlos, und bekam ein Gefühl von der Landschaft vor dieser Zeit. Als würde sich mein Bewusstsein ausdehnen. Vielleicht ist das eine Eigenheit des Pilgerns. Da ich noch nicht oft gepilgert bin, kann ich das nicht mit Gewissheit sagen.
Auf einmal hörte ich Trommeltöne und indische Melodien. Ich zweifelte an meiner Wahrnehmung. Erst strichen die Töne ganz zart über die Felder zu mir, dann immer kräftiger. Ich ging den Klängen nach. Und was erblickte ich mitten in der westfälischen Pampa? Eine türkische Hochzeit. Es war ein gelungener Mix aus Landwirtschaft und orientalischer Musik. Das hatte etwas.
Das Geschenk am Ende des Weges
So lief ich weiter und weiter, insgesamt waren es 17 Kilometer. Der Regen kam und ging, und es machte mir nicht mehr wirklich etwas aus. Wieder meldete sich meine Intuition. Sie ließ mich nach rechts schauen. Parallel zum Weg befand sich ein Buchenwald. Ich liebe Buchenwälder, da sie so hell und licht sind. Schon war ich im Buchenwald und ging dort weiter. Es war herrlich. Dann endete der Wald und ich blieb einen Moment stehen – da kam sie wieder, meine Intuition. Ich sah vier Buchen, die wie ein Kreis angelegt waren, und stellte mich in die Mitte der Bäume. Schaut jede Buche einzeln an und spürte die Stille und Klarheit. Ich umarmte eine Buche und spürte ihr kaltes Holz an meinem Gesicht.
Was jetzt geschah, hat mich sehr verunsichert. Bei der Umarmung lag mein Ohr wohl direkt an der Rinde. Plötzlich hörte ich ein starkes Wasserrauschen und ein Gescharre, wie von einem Tier, aus dem Inneren des Stammes. Ich sprang ein Stück zurück vor Schreck. Geräusche aus dem Bauminneren davon hatte ich noch nie gehört. Medial hatte ich mich mit Bäumen schon häufiger verbunden, das kenne ich. Aber das hier war anders. Es waren Geräusche, aus dieser für mich bis dahin festen Materie, und keiner bei mir, mit dem ich mich hätte austauschen können.
Jetzt war ich neugierig, ob es nur eine Sinnestäuschung an diesem einen Baum gewesen war. Also ging ich von Baum zu Baum. Es war bei allen Bäumen so. Bei den Dickeren brauchte es etwas länger und bei den Dünneren war das Geräusch sofort zu hören. Ein paarmal schaute ich hoch, ob da nicht ein Tier im Baumwipfel saß, welches scharrte. Nein, es war nichts zu sehen. Es war wie Wellen von aufsteigendem Wasser. Beim letzten Baum spürte ich sogar die Wellen in meinen Händen, die ich daraufhin vor Schreck wegzog. Das war mir doch alles etwas zu viel. Ich kenne bereits einiges an feinstofflicher Wahrnehmung, aber dieses war anders. Ich war beeindruckt und tief berührt von dem Erlebten, und fühlte mich sehr verbunden mit den Bäumen. Sie waren und sind lebendige Wesen mit einem hörbaren Kreislauf. Der Rest des Weges lief sich wie von selbst.
Meine Mitmenschen
Wieder zu Hause angekommen, teilte ich es gleich meinen Freunden mit. Zufällig hatte eine Freundin einige Tage zuvor im Radio von dem Phänomen gehört. Darin hieß es, dass man es den Bäumen anhören kann, wenn sie verdursten. Man würde im Inneren des Baumes ein Klopfen wahrnehmen. Das war ja bei meinen Buchen zum Glück nicht der Fall. Nun gingen alle Freunde raus und probierten es aus, auch die Skeptiker unter ihnen. Und es klappte bei allen, alle hörten dieses Rauschen. Bei den Bäumen mit dicker Rinde ist es schwieriger als mit glatter Rinde, wie bei der Buche und der Birke.
Die Intuition in uns
Es war nur eine kleine Abweichung vom gewohnten Weg und schon hat sich mir eine neue Welt geöffnet. Durch meine gefühlte Intuition.
Unsere Intuition hilft uns neue Wege zu gehen, um die alten Wege, die aus Gedanken und Prägungen bestehen, zu verlassen. Intuition ist nicht unbedingt unser Bauchgefühl, dort sitzen häufig Ängste und Prägungen, es ist eher die Stimme des Herzens, des Vertrauens. Sie ist direkt mit unserem höheren Selbst, mit der Quelle, verbunden. Darüber können wir erfahren, was uns wirklich glücklich macht und erfüllt. Es ist gar nicht so schwierig, wir müssen nur hinhören. Besser noch hineinfühlen, sie ist der Wegweiser der neuen Zeit.
Zu oft haben wir den Fokus auf Dinge gerichtet, die nur in unserem Kopf von Bedeutung sind und vergessen dabei, dass das Leben voller Wunder ist.
Ich empfinde tiefe Dankbarkeit für das Erlebte und ich wollte es gerne teilen.
Ute Franzmann ist examinierte Krankenschwester, Heilpraktikerin für Psychotherapie in eigener Praxis.
Mit Hilfe ihrer Medialität unterstützt sie Menschen in Einzelberatungen, Seminaren und Weiterbildungen, das eigene Bewusstsein zu entfalten. Aktuelle Termine und weitere Infos siehe Webseite www.heilpraxis-ute-franzmann.de
Das Glück wohnt oft gleich nebenan ... Jürgen Block
„Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“
Diese Volksweisheit basiert auf Erfahrungen, die viele Menschen gemacht haben. Diese können oft eine Art Wegweiser dafür sein, wie man sein Leben wieder in die richtigen Bahnen lenken kann.
Viele Menschen glauben jedoch nicht daran, dass in ihrem meist routinemäßig und eintönig verlaufenden Alltag, eine Aussicht auf „Glück“, „Seelenheil“ oder einfach „Gottverbundenheit“ besteht. Sie sehen in Filmen oder lesen in Büchern darüber, wie nach Glück suchende Menschen auf einer Pilgerreise, bei einem Urlaub in tropischen Ländern, oder in Tibet, im Himalaya, wo man das sagenumwobene Shangri-La vermutet, so etwas wie Glück finden. Diese Selbsterfahrungsreisen oder auch der sogenannte „Tapetenwechsel“ können jedoch wirklich Wunder bewirken. Man trifft andere Menschen, man wird mit anderen Lebensweisen ja Philosophien konfrontiert, die dann für einen selbst neue Fenster und Möglichkeiten eröffnen, aus dem Alltagstrott zu entfliehen. Ja – und viele Menschen finden dabei ihr Glück und neue Erfüllung. Aber zurück zur Volksweisheit. Offenbar muss man für einen solchen Tapetenwechsel oder für die Änderung einer Sichtweise nicht in die Ferne schweifen. Es sind oft nur die wenigen Zentimeter vom Kopf zum Herzen. Es ist der Bewusstseinswandel vom Ego dominierten Verstand, der all den Gedanken Glauben schenkt, die einen so alltäglich überfallen, hin zum Herzen, zum inneren Gefühl, einer tiefen Dimension in der Stille der Seele in der man die Stimme Gottes hören kann. Der Weg zur inneren Erleuchtung beginnt – wie vieles – mit einem ersten Schritt – in die richtige Richtung. Es kommt darauf an, sich selbst ganz bewusst zu sein. Das, was man tut, soll man mit voller Aufmerksamkeit, ganz bewusst tun, um immer in der Gegenwart zu sein, ganz bewusst zu leben. Das erinnert mich an eine Geschichte über einen Straßenkehrer. Er kehrte die ihm zugeteilte Straße jeden Tag im vollen Bewusstsein und mit großer Hingabe, so wie Beethoven seine Sinfonien komponierte, so wie Michelangelo seine Malereien in der Sixtinischen Kapelle ausführte oder so wie Luciano Pavarotti die „Arie Nessun“ dorma aus der Oper Turandot sang. Er kehrte seine Straße mit einer solchen Hingabe, sodass alle Menschen, die das sahen, sagten, hier lebt ein großer Straßenkehrer. Kommt es also gar nicht darauf an, was man tut, sondern wie man es tut? Das Besondere liegt oft nicht im Spektakulären. Das „scheinbar Selbstverständliche“ wird von vielen Menschen nicht mehr als besonders wahrgenommen.
Nur wenn es fehlt, wenn wir bestimmte Dinge aufgrund von körperlichen oder seelischen Einschränkungen nicht mehr durchführen können, wenn wir Schmerzen empfinden und uns so klar wird, da stimmt etwas nicht, erst dann werden wir uns der Kleinigkeiten bewusst, die in unserem Leben doch so eine große Rolle spielen.
Nehmen wir als Beispiel die Lehre Bruno Grönings.
Bruno Gröning (1906–1959) hielt in einer Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland Glaubensvorträge und führte die Menschen wieder zum Glauben an Gott zurück. Man kann sagen, dass er die Menschen wieder mit Gott verband. Ein Zitat von ihm:
„Das ist eine, meine Mission, nicht mein Beruf, sondern meine Berufung, meinem Nächsten zu helfen!“
Bruno Gröning sagte, dass die Kraft Gottes in Hülle und Fülle auf dieser wunderbaren Erde vorhanden ist. Nur haben viele vergessen, wie man sich mit der positiven Kraftquelle verbindet und wie man diese Kraft in den Körper aufnimmt. Dieses einfache Wissen, gab Bruno Gröning in seiner Lebenslehre weiter. Tausende und Abertausende wurden und können auch in der heutigen Zeit durch dieses Wissen gesund werden, indem sie lernen, sich mit der göttlichen Kraft, dem Heilstrom, wie Bruno Gröning diese Heilkraft auch nannte, zu verbinden, die positive Energie in sich aufzunehmen und einfach wirken zu lassen.
Hier sind zwei Erfolgsberichte, die beweisen, dass Hilfe und der Heilungsweg über das Geistige durch die Lehre Bruno Grönings aktueller ist denn je:
Weg der Heilung von chronischen Rückenschmerzen nach Bandscheibenvorfällen
„Meine Haltung war ganz krumm. Vier Jahre lang musste ich ein Stützkorsett tragen. Im August 2005, als die Schmerzen unerträglich waren, besuchte ich einen Informationsvortrag. Auf einer Tagung des Freundeskreises im April 2006 hatte ich ein unbeschreibliches Gefühl. Das Stützkorsett konnte ich unmittelbar danach ablegen, und das gute Gefühl gab mir die Kraft, zu glauben. Seit Juni 2006 bin ich frei von der 19-jährigen Pein. Ich bin wie neugeboren!“ J. C. (54), Peru
Weg der Heilung von lebenslangen Depressionen
„Die Depressionen, Ängste und Panikattacken wurden derart schlimm, dass ich nicht mehr damit fertigwurde.So begann ich meinen Selbstmord für den 1. Juli 2007 vorzubereiten. Einen Tag davor erfuhr ich über eine Freundin von einem Dokumentarfilm über Bruno Gröning, der am 1. Juli gezeigt wurde. Während des Films musste ich ständig weinen. Seitdem ist die ganze Qual der Vergangenheit verschwunden. Ich bin zutiefst dankbar, dass ich mein Leben zurückerhalten habe.“ R. Z. (52), Australien
Diese Lehre, die Art und Weise der Aufnahme der Heilkraft und vieles mehr wird im Bruno Gröning-Freundeskreis weitergegeben. Der Bruno Gröning-Freundeskreis ist ein freiwilliger, internationaler Zusammenschluss von Menschen, die die Lehre Bruno Grönings für sich als hilfreich und wertvoll erkannt haben und danach leben. Inzwischen gibt es rund 80.000 Freundinnen und Freunde in fast 130 Ländern, in über 3.000 örtlichen Gemeinschaften.
Innerhalb des Freundeskreises gibt es die sogenannte Medizinisch-Wissenschaftliche Fachgruppe (MWF). Sie ist ein weltweites Forum für Tausende von Ärzten, Psychologen und andere in Heilberufen tätige Personen zum Thema Heilung auf dem geistigen Weg. Die MWF hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erfolgsberichte medizinisch zu prüfen und – soweit möglich – diese mit den entsprechenden Vor- und Nachbefunden zu dokumentieren. Auf diese Weise konnte in den letzten Jahren ein Archiv mit über 18.000 Berichten aufgebaut werden, das in eindrucksvoller Weise belegt, dass neben psychischen und psychosomatischen auch organische und selbst degenerative Erkrankungen einer Heilung auf geistigem Wege zugänglich sind.
Lesetipp:
Jürgen Block: Kristalltage erleben – Wer sucht, findet seinen Weg. Ein Wegweiser auf dem Weg mit der Lehre Bruno Grönings Buch erhältlich unter www.jimhumbleverlag.com
Weitere Infos zu Bruno Gröning und den Freundeskreis finden Sie unter www.bruno-groening.org oder seinem YouTube-Kanal www.youtube.com/BrunoGroeningOrg oder auf Facebook unter www.facebook.com/BrunoGroeningFreundeskreis
Meine Reise zu den Delfinen und Walen eine Woche vor „Corona“ ... Regina Tamkus
Ich war voller Vorfreude und Hoffnung, bei vertrauten, lieb gewordenen Freunden, den Delfinen und Buckelwalen sein zu können. Ich reiste auf Hawaii ein, einen Tag bevor die Einreise für Europäer wegen „Corona“ geschlossen wurde und bin zurückgeflogen, einen Tag bevor die Strände und Buchten, in denen wir mit Delfinen schwimmen konnten, geschlossen wurden. Es war eine Woche in meinem Leben, die ich nie vergessen werde. Es veränderte sich die Welt, und es veränderte sich meine Welt.
Während meines Aufenthalts auf der Insel war von „Corona“ nichts zu spüren, es gab keine Infektion. Das Leben an sich war leicht, getragen von Freude und einem entspannten, dahinfließenden Rhythmus, und es war umhüllt von den herrlichen Düften und Klängen der hawaiianischen Natur und dem Rauschen des Pazifiks – entspanntes Sein, das sich auf mich übertrug.
Was mich erwartete, habe ich nie zu träumen gewagt:
Ich fuhr fast jeden Morgen in die Bucht, in der die Delfine wohnen, schaute auf das Meer und wartete auf sie. Einheimische und Besucher taten es mir gleich. Ich war zum vierten Mal dort und wusste, dass die Delfine nur kommen, wenn sie mit den Menschen schwimmen wollen, und dass sie auch mal tagelang nicht da sind. Sie sind frei von unserem Wollen und unseren Manipulationen. Doch dieses Mal war es anders. Sie sind jeden Tag mit uns geschwommen, lange und ausgiebig. Ich habe dort noch nie so viele Delfine auf einmal erlebt, konstant waren sie da. Mit ihnen zu schwimmen, erfüllte mich mit Glück, Leichtigkeit und tiefer Freude. So ganz allmählich verstanden meine irritierten Zellen durch die Dauerhaftigkeit ihrer Präsenz, was tiefenentspanntes Sein heißt.
Wenn ich mal Nachrichten über „Corona“ aus Deutschland las, fühlte ich mich infiziert durch die Art der Berichterstattung und hörte nach zehn Minuten damit auf, weil es mich verwirrte. Am vorletzten Tag, als ich schon lange die Nähe und Freudensprünge der Delfine genießen durfte, und sie sich in einen weiter hinten liegenden Teil der Bucht zurückzogen, wollte ich gerade das Meer verlassen. Doch etwas zog mich zu ihnen hin und es schien so, als ob sie näherkamen. Schneller als ich die Distanz fühlte, war ich anstrengungslos dort angekommen und es war ruhig, geschmeidig und harmonisch miteinander. Kajaks und Schwimmer waren mit den Delfinen zusammen. Plötzlich rief eine Frau: “They bring us together“, und ich fing zu weinen an, weil ich spürte, dass es wahr ist. Sie riefen uns, die Menschen aus aller Welt, mit ihnen zu sein. Selbst als wir weit entfernt schienen, holten sie uns, die abseits waren, zu sich.
Diese Begegnung berührt mich immer noch sehr. Was ich verstanden habe, ist für mich wesentlich für diese Zeit, die wir jetzt zu bewältigen haben. Obwohl es ein Gegensatz zu den Corona-Maßnahmen scheint: kommt zusammen, bleibt zusammen, sorgt für Harmonie und Beruhigung, verlangsamt das Tempo und habt Freude aneinander und unterstützt Euch.
Am zweiten Tag begegnete ich den Walen. Ich hatte das Glück, zusammen mit einer Gruppe von Menschen, die ebenso wie ich, die Wale lieben, mit ihnen im Meer zu sein. Sobald ich mein Gesicht unter Wasser hielt, sah ich zwei Buckelwale, die einander still gegenüberstanden. Unmittelbar ging ein Ruck durch meinen Körper und ich lag still auf dem Wasser und alle meine Gliedmaßen waren tief entspannt, weit von mir gestreckt, und ich bewegte mich nicht mehr. Später erfuhr ich, dass die ganze Gruppe still und bewegungslos dalag und schaute. Ich spürte mich jenseits von Zeit und Raum und dachte, so muss Ewigkeit sein. Eine tiefe Stille umfing mich, die gleichzeitig wach und pulsierend in mir war – weit und offen. Ich ließ mich mitnehmen von diesem stillen, sanften Sein mit den beiden Walen. Es hätte ewig für mich so weitergehen können. Aber plötzlich kam Bewegung in einen der Wale, und wie aus dem Nichts kam ein dritter, ganz kleiner Buckelwal von unten hervor. Ich brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass ich gerade bei einer Geburt anwesend war – natürlich fließend und ruhig: Mutter und Baby schwammen an die Oberfläche. Mir fehlen die Worte für diese Erfahrung, doch sie erfüllt mich mit Ehrfurcht und Demut vor dem Wunder der Geburt und der stillen, sanften, intelligenten Kraft, die am Grunde unseres Seins liebend wirkt.
Ein paar Tage danach traf ich zufällig eine Frau wieder, die mit dabei war, und sie sagte zu mir: „Da habe ich zum ersten Mal in meinem Leben verstanden, was friedlich sein heißt. Etwas in mir hat das sofort als wahr erkannt und ich dachte: Frieden. Ja natürlich, in der Stille ist Frieden!
Der Flug zurück war leicht und unkompliziert, ich fühlte mich getragen und voller Dankbarkeit. Nachdem ich wieder in Deutschland ankam, hat sich die Welt innerhalb einer Woche komplett verändert. Die Flughäfen waren Geisterhallen, München hatte Ausgangssperre und in Berlin war Kontaktsperre.
Ich kam zurück in eine Welt, in der ich fühlte, wie sich Delfine und Wale im Delfinarium fühlen mussten: eingesperrt, abhängig, bedroht, krank. Doch ich kam auch zurück zu meiner Familie, meinen Freunden, und das war sehr beglückend. Ich frage mich heute, wie kommen diese beiden Erfahrungswelten zusammen? Was hat es für eine Bedeutung, dass ich auf Hawaii sein konnte? Ich kann jetzt nach Monaten erst beginnen, meine Erfahrung in Worte zu fassen. Ich habe verstanden, dass beide Welten keine Gegensätze sind. Sie existieren gleichzeitig und zusammen. Das Sein, dass mich die Delfine und Wale erfahrbar haben werden lassen, ist immer da, weit und offen. Wir haben nur oft den Zugang verloren. Ich lebe in einer anderen Welt und bin in einem anderen Selbstgefühl, wenn ich spüren kann, was mich unter der bewegten stürmischen Oberfläche in den verwirrenden Zeiten von „Corona“ gleichzeitig trägt: Das liebende Sein!
Ich versuche, so gut ich kann, dem in mir zu folgen, was ich dort für meine Seele von den Delfinen und Walen geschenkt bekommen und erfahren habe. Wenn ich mein Gesicht unter Wasser tauche und atme, ist Ruhe, auch wenn an der Oberfläche die Wellen des Lebens tosen und mich verwirren. In der Tiefe ist absolute Präsenz, Stille. Diese Präsenz ist Frieden. Aus der stillen friedlichen Präsenz wird Neues geboren. Geburt ist natürlich, fließend und leicht. Am Grund trägt und umarmt uns ein Ozean aus Liebe. Sanftes zärtliches Sein ist machtvoll. Berührung ist wesentlich. Aus der Tiefe des Seins kommt alles, was wir brauchen: Zugehörig-sein, Liebe, Spiel, Berührung, Fürsorge, Nahrung, neue Impulse, Freude sowie das Wissen, wohin ich gehöre und wer ich bin ebenso wie offen und bereit sein, Unerwartetes, Spontanes und Wunderbares zu empfangen.
Regina Tamkus ist diplomierte psychologische Psychotherapeutin mit privater Praxis in Berlin. Durch ihre 18 Jahre Erfahrungen mit Walen und Delfinen fühlt sie sich aufgefordert, diese lösende Arbeit in neuem Aufstellungskonzept anzubieten: „River Flows in you“ – Aufstellungen in Präsenz der Liebe der Delfine und Wale. Weitere Infos unter regina.tamkus@erosundpsyche.net
Nächste Veranstaltung: 2.–4. Oktober Familienaufstellungsseminar. Weitere Infos unter regina.tamkus@erosundpsyche.net oder Tel. 030.64094526.
Die Liebe Tausender ... Auszug aus dem Buch von Sherri Mitchell: Aktivismus heißt Verbindung
Die Chickasaw-Dichterin Linda Hogan schreibt in ihrem Buch Dwellings: A Spiritual History of the Living World: »Plötzlich spüre ich all meine Vorfahren hinter mir. Halte inne, sagen sie. Schau und höre zu. Du bist das Ergebnis der Liebe Tausender.«
Dieses schöne Zitat würdigt die langen lebensgebenden Verbindungen, die uns hervorgebracht haben. Der Gedanke scheint unfassbar, dass wir aus solcher Liebe hervorgegangen sind – sei es die Liebe zwischen Menschen, die Liebe von Eltern für ihr Kind oder die warme Liebe, die Großeltern für ihre Enkelkinder verspüren. Wir alle sind durch eine lange Liebe miteinander verbunden, die seit unendlichen Zeiten besteht. Sogar, wenn wir selbst diese Liebe nicht direkt erfahren, wissen wir, dass es sie gibt und dass sie eine unauslöschliche Spur auf unseren Seelen hinterlassen hat. Es ist bemerkenswert, dass die Gesamtheit menschlichen Lebens in uns allen existiert – sie reicht zurück bis zum Anbeginn der Schöpfung. In unseren Körpern tragen wir das Blut unserer Ahn*innen und den Keim nachfolgender Generationen. Wir sind die lebendige Verbindung zu allem Leben. Wenn wir über die unermessliche Weite des verwobenen Netzes nachsinnen, in das wir eingebunden sind, dann erscheinen unsere einzelnen Fäden viel weniger schwach. Wir werden von jenen gestärkt, die vor uns waren, und von jenen inspiriert, die nach uns kommen.
Mein Großvater erzählte mir von diesen lebensgebenden Verbindungen. Eines Tages, als wir auf dem Penobscot River paddelten, hielten wir auf einer der Inseln an, um zu Mittag zu essen. Als ich aus dem Kanu stieg, sagte er: »Die Vorstellung ist doch erstaunlich, dass vor Tausenden von Jahren unsere Vorfahren aus ihren eigenen Kanus in eben dieses Gewässer und auf diese Inseln stiegen.« Dann fragte er mich: »Was denkst du, worüber sie nachgedacht und wovon sie geträumt haben – vor all diesen Jahren?« Ich dachte einen Moment lang nach und sagte: »Wahrscheinlich dasselbe, worüber wir nachdenken und wovon wir träumen.« Er lachte und nickte. Dann erzählte er mir von einem seiner Erlebnisse auf diesem Fluss mit einer älteren Person aus seiner Kindheit. Es gab viele solche Momente in meinem Leben, viele Geschichten, die mich mit der Vergangenheit und mit der Zukunft verbanden. So habe ich gelernt, dass das Konzept der Verbundenheit nicht bloße Theorie ist. Es ist ein lebendiger Ausdruck der Kontinuität unserer Leben.
Ich schätze mich glücklich, mit einer tiefen Anerkennung für meine Vorfahren und einem Bewusstsein für all das groß geworden zu sein, was sie geopfert haben, um sicherzustellen, dass ich überhaupt existieren kann. Mich hat das gelehrt, das Leben wirklich wertzuschätzen, das mir gegeben wurde. Es war ein Geschenk, mit den Geschichten groß zu werden, die die Älteren mir erzählten und die ihnen selbst als Kinder erzählt wurden – Geschichten, die in unseren Familien über Generationen weitergegeben wurden. Diese Geschichten verbinden uns miteinander über die Zeit hinweg, sie tragen wertvolle Lehren in sich. Sie versorgen uns mit der Weisheit von Generationen vor uns und stellen sicher, dass die Verbindung zu denen, die vor uns gelebt haben, nicht unterbrochen wird. Diese lebendigen Geschichten sind mehr als Überlieferungen. Sie enthalten die Weisheit vergangener Zeiten. Sie sichern ab, dass das Bewusstsein sich kontinuierlich weiterentwickeln kann.
Wenn wir ihnen zuhören, dann hören wir nicht nur Geschichten aus vergangenen Tagen, sondern wir hören auch die Stimmen all jener, die vor uns gelebt haben. Diese Vorfahren sind nicht aus unseren Leben verschwunden. Sie leben in den Geschichten und in unserer Umgebung fort. Sie besuchen uns im Traum und in Zeremonien. Sie flüstern uns in ruhigen Momenten etwas zu, und sie schenken uns Geborgenheit. Eine meiner Lieblingsgeschichten handelt von der Erfahrung einer Freundin mit den Ahn*innen. Sie kümmerte sich um die Rückführung eines Vorfahren und seiner Überreste, damit er nachträglich bei seiner Gemeinschaft richtig beerdigt werden konnte. In diesem Fall war der Vorfahr grausam in einem Museum ausgestellt worden. Während ihrer Zeit mit ihm, verblieb die Freundin im Gebet und er suchte sie auf und übermittelte ihr eine Botschaft. Erst bedankte er sich dafür, dass sie ihn nach Hause brachte. Dann sagte er zu ihr: »Wir haben euch in die Zukunft geträumt.« Unsere Ahn*innen haben für uns gelebt, sie sind für uns gestorben, und sie haben für uns geträumt. Durch ihre kollektiven Vorstellungen sind wir alle entstanden. Was für eine unglaubliche Ehre ist es, dass wir durch unser eigenes Leben ihr Leben weitertragen?
Wenn wir uns mit unseren Ahn*innen verbinden und ihre Weisheit anwenden, dann entwickeln wir das kollektive Bewusstsein weiter. Wir tragen die alten Wahrheiten unserer kollektiven Vergangenheit weiter und bringen sie in die Zukunft.
Was wir aus diesen Wahrheiten schöpfen, erweitert die Weisheit aller, die vor uns da waren. Und es weist denen, die nach uns kommen, den Weg.
Der Kiowa-Autor N. Scott Momaday schreibt:
»Wir sind, was wir uns vorstellen. Unsere Existenz besteht darin, uns eine Vorstellung von uns selbst machen zu können. Unser bestmögliches Schicksal ist es, uns uns selbst vollständig vorzustellen – wer, was und dass wir sind. Die größte Tragödie, die uns widerfahren kann, ist, in keiner Vorstellung zu existieren, nicht erahnt zu werden.«
Unsere Vorstellungskraft kann sehr machtvoll sein. Wenn wir sie nutzen, nehmen wir aktiv am Schöpfungsprozess teil. Wir schöpfen etwas, indem wir es in unser Möglichkeitsfeld bringen, ihm Leben einhauchen und ihm eine Gestalt geben. Ebendiesen kreativen Impuls gibt es in unseren alten Geschichten. Wenn wir diese Geschichten erzählen, dann verbinden wir uns mit unseren Ahn*innen. So hauchen wir unseren entstehenden künftigen Generationen Leben ein. Dieser Prozess ist evolutionär, da er Weisheit weiterträgt und uns ermöglicht, sie in unsere gegenwärtige Erfahrung zu integrieren und auf ihr aufzubauen. Um diesen evolutionären Prozess fortzusetzen, müssen wir unsere eigene Geschichte kennen. Wir müssen unsere Beziehung zu unseren Vorfahren nähren und uns als Teil dieser Kontinuität verstehen, um so das Leben fortzuschreiben. Die Weisheit der Ahn*innen lehrt uns, wie wir auf eine Weise in dieser Welt leben können, die das Leben bewahrt und nährt.
Unsere Vorfahren verstanden sich selbst als Teil der lebendigen Schöpfung und wussten, mit ihr zu kommunizieren. Sie verstanden die Sprache der Erde und der Gewässer. Sie sprachen mit den Pflanzen und den Tieren. Sie nahmen die zarte Stimme der Schöpfung wahr und erkannten die Verbundenheit alles Lebendigen. So lebten sie im Einklang mit den natürlichen Rhythmen, die sie umgaben. Sie wussten, dass ihre Leben untrennbar mit allen Lebewesen und mit der lebendigen Erde selbst verbunden waren. Daher standen die Erzählungen, die unsere Vorfahren webten in einem harmonischen Gleichgewicht mit den Leben, die sie schufen. Sie verstanden ziemlich gut die Notwendigkeit, die männlichen und weiblichen Energien in einem Gleichgewicht zu halten, sowohl in uns selbst als auch in der Welt, die uns umgibt. Einer der Gründe dafür, dass wir unser Gleichgewicht in der Welt verloren haben, ist, dass wir diese beiden ausgleichenden Energien in zwei verschiedene Formen getrennt haben und sie so von ihrer natürlichen Vereinigung abhalten, die notwendig ist, um unseren Geist und unsere Leben zu harmonisieren.
Die als männlich und weiblich benannten Energien spielen unterschiedliche Rollen in der Entfaltung unserer Wirklichkeit – aber sie tun dies in einem aufeinander abgestimmten Zusammenspiel. Diese Energien sind nicht spezifisch für Frauen oder Männer; sie existieren in uns allen so, dass sie am besten zu dem Leben passen, für das wir bestimmt sind. Die Natur hat uns ein paar Hinweise auf die Eigenschaften gegeben, die diese Energien mit sich bringen, aber das sind nur Orientierungen, wie wir diese Energien in unseren Leben nutzen können. Weibliche Energie repräsentiert die innere Welt. Das zeigt sich in der Anatomie [vieler] Körper. Die Fortpflanzungsorgane der [meisten] Frauen liegen in ihrem Inneren und ihre kreative Kraft liegt in ihrer Mitte, in der Gebärmutter. Diese Schöpfung entsteht im Zusammenspiel mit der Energie des Herzens. Das Leben, das im Uterus entsteht und genährt wird, liegt direkt unter dem Herzen und ist auf dessen Rhythmus abgestimmt. Der Körper der Gebärenden ist eine Brücke zwischen den Welten. In diesem Körper gibt es eine direkte Verbindung zum Ursprung der Schöpfung. Die Energie des Weiblichen verbindet uns also mit göttlichem Wissen, führt dieses Wissen durch den Körper und steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Herzen. Diese Energie ist weit, intuitiv, kreativ und lebensbejahend. Sie bewahrt die Intuition und übersetzt die Weisheiten des Herzens.
Männliche Energie ist hingegen äußerlich. Auch das zeigt sich in der Natur der Fortpflanzungsorgane der [meisten] Männer, die außerhalb des Körpers liegen. Männliche Energie führt unser Handeln im Außen. Es ist eine Energie des Tuns, während weibliche Energie eine Energie des Seins ist. Männliche Energie ist fokussiert und strebend, linear und analytisch; sie ist aktiv und äußerlich. Das Weibliche braucht das Männliche, um die intuitiven, herzensbasierten Ideen im Außen umzusetzen. Das Männliche braucht die weibliche Weisheit des Herzens um sicherzustellen, dass die äußeren Handlungen ehren, was heilig ist, und das Leben bewahren.
Buchauszug mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Der Text im Originalabdruck enthält 4 Markierungen und deren Hinweise.
Buchtipp: Sherri Mitchell: Aktivismus heißt Verbindung Indigene Weisungen zur Heilung der Welt.übersetzt von Jen Theodor, Verlag w_orten & meer, 4.2020, 336 Seiten, ISBN: 978-3-945644-19-5, 12 Euro €
Krisenzeiten und Homöopathie ... von Erika Bernlöhr
Der Verlust des inneren Gleichgewichts kennzeichnet eine Krise. „Den Boden unter den Füßen verlieren“, sagt der Volksmund dazu. Es ist der Gipfel eines Spannungsbogens, in der sich die Betroffenen in einem sehr labilen psychischen Zustand befinden und sich nicht mehr in der Lage fühlen, Lebensumstände aus eigener Kraft zu bewältigen. Ein Bruch in der Normalität des Lebensverlaufs geht dem zuvor, etwa beim Auftreten einer Krankheit, bei Unfällen, Arbeitsplatzverlust, Trennungen, Lebensphasenübergängen oder tiefgreifenden Veränderungen der Lebensgewohnheiten, wie sie zum Beispiel gerade in der Corona-Krise entstehen. Menschen verharren in Angst, Schock, Kummer, Isolation bis hin zur Depression. In einer solchen Notsituation sind Wahrnehmung und Problemlösungsfähigkeit eingeengt bzw. herabgesetzt. Die Situation beginnt bedrohlich zu werden.
Homöopathie hat auf Krisen eine Antwort
Aus nahezu 2.500 Arzneien, hergestellt aus Mineralien, Pflanzen, Tieren und anderen Produkten, haben sich rund zwei Dutzend Notfall-Mittel in der Homöopathie-Praxis bei der Bewältigung von Krisen herauskristallisiert.
Die wichtigsten homöopathischen Krisenmittel
Jegliche Arten von Trennung, Schock und emotionalen Ereignissen: Aconitum, Arnica, Belladonna, Carcinosinum, Ignatia, Natrium muriaticum, Phosphoricum acidum, Staphysagria, Veratrum album
Wenn Eifersucht mitspielt: Apis, Hyoscyamus, Lachesis, Pulsatilla
Weitere infrage kommende Mittel in Krisenzeiten:
Mercurius, Opium, Platinum, Sulphur
Ziel der Homöopathie
Die zwingende Kraft der Veränderung – verursacht durch die Krise – ermöglicht einen kraftvollen und kreativen Neuanfang und gerade solche Phasen sind Chancen für einen Menschen zu wachsen und Resilienz zu formen. Diesen Prozess begleitet die Homöopathie. Dabei ist bemerkenswert, dass die Behandlung ohne bewusste Beeinflussung wirkt. Dass unter der Therapie die Selbstheilungskräfte reguliert und harmonisiert werden können. In der Regel treten Erstreaktionen auf, die für den Patienten eventuell unangenehm sein können, aber notwendig sind, um alte unterdrückte Symptome, Verhaltensmuster erst einmal verarbeiten zu können. Dann erst kann/darf Veränderung oder Heilung geschehen.
Suche nach dem Mittel der Wahl
Bei den Geistes- und Gemütsproblemen, die typisch für eine Krise sind, sollte das Mittel der Wahl nicht alleine aus der psychischen Symptomatik bestehen, sondern auch körperliche Symptome einbeziehen.
Ein sogenanntes komplettes Symptom, das sowohl Ursache als auch Folgeerscheinungen psychisch und körperlich beschreibt, wäre die ideale Voraussetzung für eine treffende Arzneimittelwahl. Erstaunlicherweise gibt es auch Krankheitsfälle, bei denen speziell und manchmal ausschließlich das körperliche Symptom den Hinweis auf die Traumatisierung und die passende Arznei gibt. Das nennt der Homöopath „Simile“, denn dann ist die Ähnlichkeit des homöopathischen Mittels dem Zustand und der Symptomatik des Patienten am größten. Dann hat die homöopathische Arznei eine große Heilungschance.
Fallbeispiel: Die 35-jährige Laura kommt zu mir in die Praxis mit stechenden Halsschmerzen, die sehr unangenehm sind. Das Auffallende dabei ist, dass die Schmerzen besser werden, wenn sie feste Nahrung schluckt. Paradox, denn normalerweise ist ja das Gegenteil der Fall. Sonst beklagt die Patientin keinerlei Unpässlichkeiten. „Halsschmerzen besser durch Schlucken von fester Nahrung“ ist ein spezielles Leitsymptom von Ignatia. Ein Leitsymptom ist ein sehr wertvolles Indiz für die Verordnung der Arznei, denn in diesem Falle ist die Heilungschance sehr groß.
Es wurde Ignatia in C30 verordnet, 2 Globuli unter der Zunge zergehen lassen. Innerhalb kurzer Zeit sind die Schmerzen wie durch ein Wunder verschwunden. Angesprochen, ob sie irgendwelchen Kummer hatte, den sie bei der Anamnese vergessen hatte zu erwähnen, fiel ihr ein, dass sie zwei Tage davor ihren ehemaligen Partner mit seiner neuen Familie gesehen hatte. Er war inzwischen verheiratet und hatte ein Kind. Das tat sehr weh, aber sie hat den emotionalen Schmerz einfach runtergeschluckt und sich mit Arbeit abgelenkt.
Zwar sind homöopathische Mittel nicht in der Lage, den Kummer wegzunehmen, aber sie helfen dabei, besser damit zurecht zu kommen. Und sie beeinflussen besonders körperliche Symptome positiv, die sich nach erlebtem emotionalen Schock einstellen.
Dosierung von homöopathischen Mitteln
Jede homöopathische Arznei gibt es in unterschiedlichen Potenzen. Da die Stoffe in Reinform zu Erstreaktionen führen können, begann schon Hahnemann sie zu verdünnen bzw. zu potenzieren. Potenzieren heißt hier verstärken, obwohl, paradoxerweise, beim weiteren Potenzieren das Arzneimittel noch mehr verdünnt wird.
Beispiele:
Ein Tropfen der Ursubstanz und 9 Teile Verdünnung und verschüttelt, ergibt die D-Potenz.
Ein Tropfen der Ursubstanz und 99 Teile Verdünnung und verschüttelt, ergibt die C1-Potenz ...
Je höher die Potenz, desto tiefer und anhaltender ist die Mittelwirkung, obwohl kein nachweisbarer Wirkstoff mehr enthalten ist. Man vermutet, dass durch die Verschüttelung die Information der Arznei an den Verdünnungsstoff übertragen wird. Dieser Vorgang ist heute auch schon wissenschaftlich belegbar.
In der Homöopathie gibt es keine Standardbehandlung
Grundsätzlich kann man aber feststellen, dass, wenn ein Mittel in einer niederen Potenz gut läuft, z. B. D6, die Potenz auf C30 erhöht werden kann. Häufige Wiederholungen sind aber zu unterlassen, da die homöopathische Arznei sonst eine Arzneimittelkrankheit auslösen kann, d. h. man entwickelt Symptome, die die Arznei ursprünglich in ihrem Mittelbild aufzeigt. Diese Wirkung ist überhaupt nicht erwünscht. Deshalb sollte die Gabe nur einmalig erfolgen bzw. eine Wiederholung erst dann einsetzen, wenn die Arzneiwirkung nach guter Wirkung sich erschöpft.
Die Globuli sollten nicht trocken, sondern aufgelöst eingenommen werden, d. h. drei Globuli werden in ein Glas Wasser gegeben und nach dem Auflösen verrührt. Davon trinkt man einen Schluck. Durch dieses Verrühren erreicht man eine weitere Potenzierung, und so wirkt die Arznei besser und verringert die Gefahr der Arzneimittelkrankheit. Hahnemann schrieb damals schon: „Wir sollen die Gabe modifizieren!“
Krisenmittel in der Praxis
Diese Arzneien kommen gehäuft in der homöopathischen Praxis vor und werden deshalb ausführlicher besprochen:
1. Aconitum (Eisenhut)
Aconitum ist die Nummer 1 bei einem Unfall-Schockerlebnis. Die Arznei wirkt bei reaktionsstarken Menschen. Alles kommt rasch, vergeht genauso schnell wieder. Beschwerden nach Schreck, Angst und Angriffen. Symptome treten mit aller Heftigkeit auf. Der Betroffene reagiert mit Angst, Schlaflosigkeit, Herzklopfen, Panik und Verzweiflung, großer Unruhe und Ungeduld, Durchfall, Erbrechen und Magenbeschwerden.
Fallbeispiel: Eine Frau schreckte beim Klingeln des Telefons aus dem Schlaf. Das Krankenhaus teilte ihr mit, dass ihr Vater soeben verstorben sei. Sie war völlig schockiert, nie hätte sie mit einer solchen Nachricht gerechnet. In der Folge, jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, schreckte sie extrem zusammen und kam in Panik, was sich in Herzrasen und unkontrollierten Ängsten äußerte. Diese Zustände steigerten sich ins Unerträgliche, sodass sie therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen musste. Erst durch die Einnahme von Aconitum C30 konnte sie wieder angemessen auf ein klingelndes Telefon reagieren.
2. Opium
Die Angstzustände durch Schock lassen nicht nach, obwohl das Ereignis schon eine Weile zurückliegt. Es besteht ein Krampf oder eine Betäubung mit hochrotem Kopf. Der Patient wirkt wie gelähmt, gefühllos, verharrt im Zustand der Benommenheit, beklagt sich über nichts und ist geistesabwesend. Das ist die Arzneifolge der Droge Opium. Das Mittel wirkt gut bei Folgen von Schreck, Zorn, heftiger Kränkung mit starker Blutfülle des Kopfes.
3. Ignatia (Ignatiusbohne)
Ignatia ist ein sehr großes Kummermittel und hat schon viele Menschen trösten können, sei es durch emotionale Verletzungen, innere Kränkung, Liebeskummer, verbissenen Ärger, Tod des Partners, eines Elternteils, eines Kindes, Schreck eines Verbrechens oder Unfalls. Hysterische Reaktionen folgen auf jegliche Art von Enttäuschung, Ärger, Kummer, Kränkung und Unfall.
Der Betroffene reagiert mit stillem Kummer oder mit Verlust der Selbstbeherrschung und mit Weinkrämpfen. Es bestehen ein rascher Stimmungswechsel und eine ausgeprägte emotionale Labilität. Seelische Einflüsse führen rasch zu funktionellen körperlichen Symptomen. Häufig sind paradoxe Symptome vorhanden, z. B. Magenschmerz und Brechreiz bessern sich durch Essen.
4. Natrium muriaticum (Kochsalz)
Natrium mur. ist in der modernen Industriegesellschaft der am weitesten verbreitete Konstitutionstyp. Er ist ein Spiegelbild der Unterdrückung emotionaler Schmerzen, die mit der durchschnittlichen Erziehung in der heutigen Gesellschaft verbunden sind.
Er vermag den inneren Schmerz und die Verwundbarkeit meist gut zu verbergen. Er meidet die Gesellschaft und hasst Sympathie.
Natrium-muriaticum-Patienten können nicht weinen und sind nicht fähig, ihre Zuneigung zu zeigen. Ein plötzlicher Tod, eine Trennung oder Entfremdung von einem geliebten Menschen kann der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt und Depression auslöst. Natrium mur. ist ein Mittel zur Behandlung von Stauungen aller Art: Flüssigkeitsstauungen, die Stauung von salzigen Tränen, von Ärger, Trauer und die allzu starke Bindung an geliebte Menschen. Loszulassen ist für Natrium mur. das Schwierigste, und das auf den verschiedenen Ebenen, gerade beim Verlust der Lebensgewohnheiten, z. B. Verlust des Arbeitsplatzes.
5. Staphysagria (Stefanskraut)
Die Arznei ist das erste Mittel der Wahl nach Enttäuschung und Demütigung. Körperliche Beschwerden, z. B. Kopfschmerzen oder psychische Beschwerden, wie z. B. Wut, treten auf durch unterdrückten Zorn („Zeitbombe der Wut“), Entrüstung, erlittene Ungerechtigkeit, Kränkung und Kummer. Mögliche Ursachen: Autoritäre Eltern, auch Vorgesetzte bei der Arbeit, (verbale) Abwertungen, Demütigungen, Strafen.
Staphysagria-Typen reagieren sehr empfindsam auf jede Form von Grobheit und bilden sich mitunter auch ein, man hätte sie beleidigt. Nach einem unausgefochtenen Konflikt, wenn Zorn oder Hass unterdrückt wurden, kann nach einer Gabe Staphysagria der Betroffene auch erst mal einen heftigen Gefühlsausbruch bekommen. So kann sich der hinuntergeschluckte Zorn oder Kummer erst einmal lösen. Danach geht es ihm besser. Psyche: Der Patient lebt im Außen, wirkt selbstbewusst, ist im Herzen aber schüchtern und sucht darum ständig nach Anerkennung der eigenen Person. Er ist anderen gegenüber sehr geduldig und hilfsbereit, er kennt kein Nein. Starkes Bewusstsein/Gefühl für Ehre und Würde: Er hat Angst, andere zu verletzen, erwartet aber dieselbe Fairness von anderen.
6. Pulsatilla (Küchenschelle)
Der Charakter des Pulsatilla-Patienten ist sanft, nachgiebig, unentschlossen, wechselhaft, weinerlich, gefühlsbetont, sentimental. Es besteht ein starkes Verlangen nach Gesellschaft. Er will, dass man sich um ihn kümmert und tröstet. Gerade Pulsatilla-Typen können durch eine Pandemie bedingte Isolation (Quarantäne) depressive Beschwerden entwickeln: Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Die Stimmung wechselt wie das Aprilwetter. Depressive Zustände können umso mehr infolge von hormonellen Störungen der Ovarien und der Hypophyse verstärkt auftreten. Außerdem Regelstörungen und andere Störungen des weiblichen Geschlechtslebens. Angezeigt sind auch: venöse Stauungen, akuter Gelenkrheumatismus, akuter Schnupfen, auffällig: durstlos und verträgt kein Fett.
Dies waren Eindrücke aus dem umfangreichen Fachwerk „Homöopathische Erstversorgung bei Notfällen“ von Erika Bernlöhr. Für den interessierten Laien werden in diesem Buch auch die krisenbedingten Folgen von Schock und psychischem Trauma beschrieben.
Erika Bernlöhr arbeitet seit 1998 in eigener Praxis als Klassische Homöopathin. 20-jährige Berufserfahrung als Kinderkrankenschwester, Heilpraktikerausbildung, Ausbildung in Homöopathie, Studien an der Homöopathischen Akademie in Nürnberg und der Clemens-von-Bönninghausen Akademie in Wolfsburg. Durch ihre psychologischen Erfahrungen kann sie Menschen durch Krisen führen und bedient sich dabei auch der Homöopathie. Weitere Infos auf www.erika-bernloehr.de
Lesetipp: Erika Bernlöhr: Homöopathische Erstversorgung bei Notfällen – erkennen, verstehen, heilen. BoD, 420 Seiten, ISBN 978-3-7392 2495-4, 39,90 Euro,
Heilpflanzentipp: Die Ringelblume (Calendula officinalis) Balsam für Körper, Geist und Seele ... von Wiebke Ude
Wie ist sie schön anzusehen – die gelb-orangefarbene, immer aufrecht stehende Calendula aus der Familie der Korbblütler mit ihren dicht stehenden, lanzettlichen Zungenblüten und ihrem flaumig behaarten Stiel. Sie dient auch schon mal als Ersatz für ihre Verwandte das Gänseblümchen als Entscheidungshilfe beim beliebten „Er/Sie liebt mich – er/sie liebt mich nicht“.
Gerne blüht sie flächig, eine Ringelblumenwiese, etwas verwildert, ein echter Blickfang in Klostergärten, auf Friedhöfen, Schuttplätzen, in heimischen Vorgärten oder als Berandung zwischen Gemüsebeeten. Von Juni bis Oktober spendet sie unermüdlich Kraft, Fülle und Farbenpracht. Der Name „Ringelblume“ bezieht sich auf die ringförmig gekrümmten Früchte der Pflanze, die sich im Blütenkörbchen am Boden der Blüten befinden.
Ursprüngliche Heimat der Ringelblume, die auch Studentenblume, Ringelrose oder Goldblume genannt wird, ist Mittel-, Süd- und Osteuropa, wo sie als alte Kultur- und Zierpflanze wohl seit dem 12. Jahrhundert angepflanzt wurde. Hildegard von Bingen nannte sie in ihren Schriften „Ringella“ oder „Ringula“, und schrieb ihr heilbringende Wirkung zu, zum Beispiel „bei Vergiftungen durch üble Speisen“, womit sie die Wirkung der Calendula auf Leber und das Magen- und Darmsystem hervorhob.
Durch ihre wunderschöne Färbung erinnern die Calendulablüten an die wärmenden und lebensspendenden Strahlen der Sonne. Auch astrologisch wird die Pflanze dem Planeten Sonne zugeordnet. Mit ihr werden Kraft, Vitalität, Wärme, Freude, Hoffnung und Zuversicht verbunden. Gerade in der heutigen (Corona-)Zeit wichtiger denn je!
Calendula officinalis findet als Heilpflanze einen Platz im Europäischen Arzneibuch und dem Deutschen Arzneimittelcodex. Durch eine Vielzahl von heilungsfördernden Inhaltsstoffen wie ätherischen Ölen, Flavonoiden, Carotinoiden und Saponinen werden entzündungshemmende, wundheilungsfördernde, antiödematöse, antibakterielle und virustatische Wirkungen ausgewiesen.
Ringelblumenblüten können äußerlich und innerlich zum Einsatz gelangen, beispielsweise in anthroposophischen Augentropfen und Heilsalben bei Ekzemen und Wunden mit verzögerter Heilungstendenz und Neigung zu Vereiterungen.
In Cremes gegen Windeldermatitis ist die Ringelblume genauso zu finden wie in Mundspülungen oder Tinkturen bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Insektenstiche, aber auch offene Beine (Ulcus cruris), können durch Calendula-Zubereitungen Linderung und Heilung erfahren.
Calendula-Öl kann einen wunderbar pflegenden Effekt für die Haut haben und sie geschmeidig halten.
Homöopathisch können Calendula Globuli in verschiedenen Potenzierungsstufen zur Anwendung gelangen, gebräuchlich sind D6, D12 oder C30.
Verwendung finden die Zungenblüten auch in Tees. Durch die enthaltenen Bitterstoffe können sie bei Verdauungsbeschwerden unterstützend wirken und den Leberstoffwechsel ankurbeln. Ein bis zwei Tassen täglich, heiß getrunken, können helfen.
Die Blüten sind nicht nur ein Augenschmaus oder zu Heilzwecken einsetzbar, sondern sind essbar, und können zum Salat oder auf der Stulle verzehrt werden.
Alles in allem: eine Pflanze für Körper, Geist und Seele!
Wiebke Ude, Heilpraktikerin mit eigener Naturheilpraxis, hat zuvor eine pharmazeutische Ausbildung absolviert und langjährige Apothekenerfahrung. Sie ist Referentin für Fort- und Weiterbildungen im Bereich Naturheilkunde, Homöopathie, Schüßler-Salze, Orthomolekulare Medizin und Anthroposophie, unter anderem an der Apothekerkammer Berlin. Weitere Infos: www.heilpraxis-ude.de